Konventionelle Erlösmodelle im Wandel

Das klassische Zwei Säulen-Geschäftsmodell im Journalismus hat sich stark verändert. Die Zahlungsbereitschaft für Online-Inhalte ist kaum vorhanden. Lassen sich durch erweiterte Geschäftsmodelle Kompensationen erreichen?

Zahlungsbereitschaft für Webinhalte

Die Österreicher besitzen immer noch eine geringe Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichten. Dies ist ein zentrales Ergebnis der Österreich Auswertung des „Reuters  Institute Digital News Report 2017“. (1)

Am ehesten seien die Befragen geneigt, für Fachpublikationen zu bezahlen: 8 Prozent hätten eine Zahlungsbereitschaft. Jüngere Menschen mit höherer Bildung seien zudem eher bereit für Inhalte zu bezahlen als Ältere. Nur 7,4 Prozent könnten sich generell vorstellen für Online-Inhalte zu bezahlen. Der Grund dafür: die News gäbe es ohnehin gratis.

29 Prozent sprechen sich für einen monatlichen Fixbetrag aus, aber 20 Prozent bevorzugen die Pay Per Use Methode.

Hürden des werbewirtschaftlichen Journalismus

Bevor es alles online zu lesen gab, finanzierten sich Zeitungen vorrangig durch den Direktverkauf und Werberaumvermarktung. Als zunehmend mehr Content online gratis abrufbar wurde, begannen die Schwierigkeiten für die Verlagshäuser. Um ihren Content produzieren zu können, wurden viele Werbekunden akquiriert, die auf den Homepages Werbung schalteten. Doch zusätzlich zu dem ohnehin geringen Werbepreisniveau kam Adblocking-Software. (2) Verlage sind seitdem gezwungen, Alternativen zu entwickeln, um Erlöse zu generieren. (3)

Neue, erweiterte Geschäftsmodelle kommen ins Spiel.

Geschäftsmodelle im Vergleich

Mittlerweile gibt es, abseits der Werberaumvermarktung, verschiedene Geschäftsmodelle im Digitalbereich. Paid Content Modelle werden weltweit verwendet. Es wird in verschiedene Arten unterschieden.

Zum einen gibt es die sogenannten Closed Paywalls: Inhalte sind nur für zahlende Leser zugänglich. Meistens gibt es hier verschiedene Zahlungsmöglichkeiten: Monats-Abo, Tagespass oder auch Micropayment (4) für einzelne Inhalte. Die London Times, Financial Times, Rhein-Zeitung und De Correspondent sind Beispiele für Zeitungstitel, die dieses Modell verwenden. De Correspondent hat es geschafft, sich ausschließlich mit diesen bezahlten Digital Abos zu finanzieren. Das Erfolgsrezept dafür könnte die besondere Leser-Medium-Beziehung sein.

Die New York Times und Die Welt verwenden sogenannte Metered Models. Diese erlauben eine bestimmte Anzahl an Artikeln/Inhalten, die gratis zugänglich sind. Ist das Kontingent erschöpft, wird der Nutzer aufgefordert, sich zu registrieren. Die Welt vermarktet zwar Digital Abos, aber das Gratis Kontingent wird relativ großzügig gehandhabt.

Das Handelsblatt und der Spiegel bieten Premium Content an. Premium Content beschreibt ein gratis zugängliches Standard Angebot mit zusätzlich kostenpflichtigem Premium-Angebot.

Die Bild, The Economist und das Wall Street Journal verwenden im Gegensatz dazu Freemium Modelle, bei denen einige Inhalte frei verfügbar sind, andere aber nur gegen Bezahlung zugänglich sind. (5)

Zwiauer

Quelle: Screenshot New York Times

Selbst Startups, wie LaterPay (6), erkennen, dass es neuer Geschäftsmodelle bedarf. Das Münchner Startup entwickelte drei verschiedene Varianten, welche von Gruner+Jahr aber auch von Spiegel Online genutzt werden. Bei ihnen zahlt der Nutzer entweder mittels Pay Per Use – das heißt ab einer gesammelten Rechnungssumme von fünf Euro. Oder der User liest einen kompletten Artikel gratis, muss aber einzelne Elemente, wie Interview Abschriften einzeln erwerben. Die letzte Möglichkeit ist der „Single Sale“ – also ein Direktverkauf, welcher sich vor allem für Special Interest Inhalte eignet. LaterPay will vor allem, dass es für den Nutzer leichter wird, sich Inhalte im Netz zu kaufen. So soll das Digitalgeschäft der Verlage angekurbelt werden.

Auf der Jagd nach Klicks

Das größte Schweizer Medienhaus Tamedia versucht sich nicht an Paywalls oder Metred Models, sondern setzt mit dem Wandel der Erlösmodelle bei den Journalisten an. Sie testen ein neues Lohnmodell (7), das die Journalisten anspornen soll attraktivere Texte zu schreiben. Dem Journalisten mit der höchsten Zahl an Klicks werden im Trimester 734 Euro überwiesen. Natürlich sollte man dies kritisch sehen, da Journalisten auch dazu verleitet werden, nur solche Artikel online zu stellen, die hohe Klickzahlen versprechen.

Paid Content ist sicher nicht die alleinige Lösung für die Erlösprobleme von Medienhäusern. Trotzdem kann er ein wichtiger Baustein sein. Ebenso muss man bedenken, dass die Zahlungsbereitschaft noch nicht vollkommen vorhanden ist. Vertrauenswürdige, globale Medienmarken haben allerdings deutlich Vorteile, da sie ein globales Publikum ansprechen. Wirtschaftsmedien, wie die Financial Times oder das Wall Street Journal haben den Vorteil als Wirtschaftsmedien eine finanzkräftige Zielgruppe anzusprechen.

Beim Zeitschriftentag 2017 (8) waren verschiedene Geschäftsmodelle auch ein großes Thema. Man kam zu dem Schluss, dass die Frage „Kennen Sie Ihre Zielgruppe?“ noch immer der richtige Weg ist, um sich richtig zu finanzieren. Die medialen Bedürfnisse und Interessen der potenziellen Kunden müssen verstanden werden, um mit den entsprechenden Geschäftsmodellen reagieren zu können.

 

Autorin

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Anna Zwiauer ist Studentin an der Fachhochschule St. Pölten und absolviert derzeit ihr Bachelorstudium Medienmanagement. In ihrer Freizeit ist sie gerne in der Steiermark bei ihrer Familie und hat ein Faible für Kriminalromane.

 

 

 

 

Bildquelle: Anna Zwiauer

Quelle Titelbild: Pixabay