Eines der größten Themen in den Medien der letzten Jahre und Monaten war das wandelnde Vertrauen der Bevölkerung in die heimischen Medien. Aber auch außerhalb Österreichs beschäftigte man sich ausführlich mit diesem Thema.
Das Wort „Lügenpresse“ machte in den letzten Jahren zahlreiche Schlagzeilen, 2014 wurde es zum Unwort des Jahres (1) erklärt. Vor allem seit dem Präsidentenwahlkampf zwischen Donald Trump und Hilary Clinton ist dieser Begriff nicht mehr wegzudenken. Auch in Europa nutzen es einige Politiker und Politikerinnen, oft findet man es auf Pegida-, AfD- und FPÖ – Facebookprofilen (2), um Angst zu schüren. Es soll den Menschen das Gefühl geben, dass sie den sogenannten „Mainstream – Medien“ nicht mehr vertrauen können, da diese politisch gefärbt und von „oben“ gesteuert sein sollen.
Um zu erfahren ob das Vertrauen in die Medien einen Tiefpunkt erreicht hat, muss man die letzten Jahre betrachten. Hierzu gibt es mehrere Studien aus Österreich (3) und Deutschland (4).
Soziodemographische Daten spielen teils eine wichtige Rolle
Die wirtschaftliche Situation der Menschen, die Medien rezipieren, beeinflussen deren Misstrauen oder Vertrauen der Medien deutlich. Personen, die Schwierigkeiten haben ihre Rechnungen zu zahlen, vertrauen dem Rundfunk um 13 Prozent mehr, als dem Fernsehen, den Printmedien zu 30% und dem Internet und Social Media weniger als 30 Prozent. Vergleicht man die Bevölkerung, die nahezu nie oder keine Probleme haben ihre Rechnungen zu zahlen, vertraut diese Gruppe an Personen mehr als 50% dem Rundfunk und dem Fernsehen, bei den Printmedien, den Internet und Social Media nimmt das vertrauen deutlich ab. Auch wenn man Arbeitslose und Berufstätige miteinander vergleicht kommt man auf ein ähnliches Ergebnis.
Laut den Eurobarometer von 2014 (5) zeigt sich, dass das Misstrauen bei Menschen, deren politische Orientierung stark links oder rechts ist sehr hoch ist. Die politische Mitte der Bevölkerung vertraut den Medien mehrheitlich. Vor allem bei den Printmedien ist das Misstrauen sehr hoch, einen deutlich höheren Wert finden man bei Fernsehen.
Die Mikrodaten zeigen, dass das Alter und das Geschlecht kaum einen Einfluss auf das Vertrauen haben. Es gibt keinen auffällig erkennbaren Unterschied bei den verschiedenen Altersgruppen.
Mit den Ergebnissen des Eurobarometers konnte man auch feststellen, dass es Unterschiede zwischen Gemeinden mit unterschiedlicher Große gibt. Am größten herrscht ein Misstrauen gegenüber den Medien in Gemeinden mit 5.000 bis 20.000 Einwohner. Städte mit einer Bevölkerung von 5.000 bis 100.000 Menschen haben mehrheitlich ein Misstrauen im Gegensatz dazu vertrauen kleine Gemeinden und Großstädte den Medien am meisten.
Die Studie zeigt, wem der Österreicher und die Österreicherin vertraut
Der GfK-Verein (6), Gesellschaft für Konsum-, Markt-, und Absatzforschung, möchte diese Frage beantworten, indem sie 28.000 Menschen in 25 Ländern befragen. 1035 Österreicher und Österreicherinnen wurden nach ihrem Vertrauen in das Militär, in die Justiz, in die Verwaltung, die Regierung, die Parteien, die Kirche und über die Medien befragt. Diese Studie wird seit 2014 durchgeführt und alle zwei Jahre wiederholt. Die letzte Ausgabe mit den folgenden Daten erschien im März 2017.
Die befragten Personen in Österreich geben an, dass sie zu 49% den klassischen Medien „ganz und gar“ oder „überwiegend“ vertrauen.
Vergleich der Medien weltweit
Europaweit liegt Österreich weit vorne mit seinen 49% an Vertrauen, nur Niederlande und Russland kamen in dieser Befragung des GfK- Vereins (7) zu einem höheren Wert. Österreich liegt in Europa vor Belgien, Deutschland, der Schweiz, Polen, Spanien, Schweden und weit vor Italien, Großbritannien und Frankreich, die 28,6% erreichen. Weltweit gesehen, vertrauten unter den 25 untersuchten Nationen, die Menschen in Indien Fernsehen, Radio und der Presse, in Indonesien, Südafrika und auf den Philippinen am meisten.
Das Medienvertrauen ist ein komplexes Bild
Es wächst nicht nur die Skepsis in den Augen der Menschen gegenüber den Medien, sondern gleichzeitig nimmt das Vertrauen immer mehr zu. Sie sprechen viel über das Verhalten der Medien und kritisieren sie auch, doch dabei wird ihnen bewusst wie sehr sie den nationalen Medien vertrauen könne, vor allem im Vergleich zu anderen Staaten und deren Berichterstattung.
Die Bevölkerung sieht zudem große Unterschiede zwischen verschiedenen Mediengattungen. Sie vertrauen dem öffentlichen – rechtlichen Rundfunk weiterhin sehr. Im Gegenteil ist das Misstrauen sehr hoch bei Boulevardzeitungen und dem Privatfernsehen.
Die Menschen, die sich sicher sind, dass das Vertrauen zu den nationalen und internationalen Medien immer mehr abnimmt, kennen oft nicht den Unterschied zwischen Kritik, die wissenschaftlich berechtigt ist und übertriebener Kritik, die oft nur provoziert. Jeder zweite der Bevölkerungsumfrage von Nikolaus Jakob, Oliver Quiring, Christian Schemer, Tanjev Schultz und Marc Ziegele (8) ist der Meinung, dass Medien absichtlich Experten zitieren, die eine positive Meinung zu ihrer Berichterstattung haben, als solche die ihrem Beitrag widersprechen. Zudem erwähnen auch immer mehr Menschen Gründe, warum den Medien und in deren Berichten Fehler auftauchen. Journalisten haben oft einen Zeitmangel um gründlich zu recherchieren, wir leben in einer komplexen Welt und oft ist den Journalisten jedes Mittel recht, um ihre Beiträge zu verkaufen.
Das Internet ist noch immer keine vertrauenswürdige Quelle
Obwohl das Vertrauen in das Internet im Jahr 2017 47% erreichte, misstraute die österreichische Bevölkerung den sozialen Netzwerken zu 55%, laut Eurobarometer 2015 (9).
2013 waren es noch 38%, die dem Internet vertrauten, im Jahr 2015 verliert das Vertrauen 1% der Befragten. Das Internet, vor allem soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter lassen zu, dass jeder Mensch ein „Journalist“ sein kann. In vielen Fällen kann es positiv sein, um schnell an Informationen von aktuelle Geschehnisse zu kommen, doch kann es in manchen Fällen missbraucht werden. Deswegen ist der „double check“ auch bei Nachrichten eine gute Methode, um sicherzugehen, die richtige Information erhalten zu haben.
Über die Autorin:
Lisa Ehn studiert derzeit an der Fachhochschule St. Pölten Medienmanagement. Neben dem Studium beschäftigt sie sich mit elektronischer Musik und produziert diese auch.
Bildquelle: Lisa Ehn