Die tägliche Dosis Weltuntergang!

Negative Schlagzeilen“ erstellt von ChatGPT am 30. April 2025, 19:35, mit dem Prompt: “ Erstelle mir ein Bild für meinen Onlineartikel: Das Überthema ist News Avoidance: Das Bild soll dreigeteilt sein und auf jedem Einzelbild soll die Titelseite einer österreichischen Tageszeitung zu sehen sein, wo jeweils eine negative Schlagezeile inklusive Bild dargestellt wird, z.B. eine Gewalttat, wirtschaftliche Rezession mit fallenden Aktienkurven und ein Gesundheitsthema.“

Kriege, politische Unsicherheiten und wirtschaftliche Herausforderungen dominieren aktuell viele Schlagzeilen. Österreichische Nachrichtenmedien berichten über diese Ereignisse mit dem Ziel, Orientierung und Einordnung zu bieten. Doch die Fülle an belastenden Themen führt bei einem Teil der Bevölkerung dazu, dass sie den Nachrichtenkonsum bewusst reduzieren oder gänzlich meiden.

Das Phänomen, das im Fachjargon als „News Avoidance“ bezeichnet wird, stellt für viele Menschen mittlerweile eine Art emotionale Entlastung dar und ist weltweit auf dem Vormarsch. Die bewusste Entscheidung, auf Nachrichten zu verzichten, dient dabei nicht nur der emotionalen Selbstregulation im Alltag, sondern auch dem Schutz vor Reizüberflutung. Gleichzeitig stellt „News Avoidance“ jedoch ein grundlegendes Problem für Medienhäuser und die Gesellschaft dar. 

Vor allem Unternehmen in klassischen Mediengattungen verlieren dadurch deutlich an Reichweite. Gleichzeitig nehmen überlebenswichtige Einnahmequellen, etwa aus dem Abonnementssektor, beständig ab. Eine kollektive Nachrichtenvermeidung hat aber nicht nur ökonomische Auswirkungen. Im gesellschaftlichen Kontext bedeutet sie auch, dass sich weniger Menschen umfassend und differenziert informieren wollen. Faktenbasierter nüchtern pragmatischer Journalismus verliert damit an Bedeutung — eine riskante Entwicklung in der derzeit durchaus etwas unübersichtlicher Zeit. Denn je mehr Menschen Nachrichten bewusst ausblenden, desto leichter haben es verkürzte Social Media-Schnipsel, obskure Quellen und derlei mehr, sich über Kommunikationskanäle bemerkbar zu machen.

Negative Schlagzeilen können verunsichern und dennoch sind sie ein zentraler Bestandteil der öffentlichen Meinungsbildung, auch unseres Demokratieverständnisses. Angesichts all dieser Entwicklungen passen Medienunternehmen weltweit ihre Strategien der Nachrichtenverbreitung an, um die wachsende Gruppe von Menschen, die sich von Nachrichten fernhalten, zurückzugewinnen. Dabei setzen sie vermehrt auf konstruktiven Journalismus, personalisierte Inhalte und neue Erzählformate, um das Vertrauen der Rezipienten*innen zurückzugewinnen und ihnen wieder einen Mehrwert im Nachrichtenkonsum zu bieten.

Warum Menschen Nachrichten vermeiden

Neben der oft negativen Grundstimmung tagesaktueller Meldungen spielt auch die tägliche Anzahl an Nachrichten eine zentrale Rolle. Während einige Nutzer*innen bewusst filtern, welche Informationen sie rezipieren, werden andere von einem konstanten Strom an Schlagzeilen, Push-Benachrichtigungen und Social-Media-Posts überrollt. Die permanente Verfügbarkeit von Nachrichten auf digitalen Kanälen führt dazu, dass viele den Überblick verlieren – unabhängig von Alter oder Mediengewohnheiten. Der „Kampf“ um Verweildauer und gegebenfalls Aufmerksamkeit auf den verschiedenen Plattformen wird dabei zusätzlich durch reißerische Titel und dramatisierende Inhalte als Magneten verschärft.

Sowohl die wachsende inhaltliche Vielfalt als auch das Vertrauen in Medien prägen maßgeblich den Umgang der Menschen mit Nachrichten: In Österreich oder Deutschland befindet sich dieses auf einem historischen Tiefstand – insbesondere bei jungen Menschen. Dieses Misstrauen trägt maßgeblich zur bewussten Vermeidung von Nachrichten bei. Weitere Gründe für „News Avoidance“ sind laut Expert*innen mangelndes Interesse am Journalismus, insbesondere an repetitiven Themen wie dem Russland-Ukraine Konflikt. Hinzu kommen andere Faktoren wie Zeitmangel, Verständnisprobleme oder teilweise auch ein geringes Bildungsniveau.

Digital natives – aber News blind?

Der Digital News Report 2024 zeigt insbesondere in Deutschland einen deutlichen Rückgang des Interesses an Nachrichten seit 2014. Während in Österreich der Trend etwas leichter ausfällt, sind es in beiden Ländern insbesondere jüngere Menschen im Alter von 18-24, welche fast gänzlich auf Nachrichten verzichten. Ein beträchtlicher Teil dieser Altersgruppe (44%) rezipiert Nachrichten – wenn überhaupt – hauptsächlich über digitale Plattformen wie Social-Media. Generationen über 55 hingegen meiden hauptsächlich nur selektiv gewisse Nachrichtenthemen, also wenn sie gewisse Kriterien wie mangelnde Verständlichkeit aufweisen. 

Vergleich des News-Interesses in Deutschland und Österreich. Quelle: Digital News Report 2024, S. 26.

Die rückläufige Nutzung von Nachrichten ist jedoch kein altersspezifisches Phänomen. Daten aus dem Digital News Report der Schweiz zeigen hohe News Avoidance Raten auch bei älteren Menschen, welche nach wie vor auf ihre gewohnten Nachrichtenkanäle zurückgreifen. Zudem lassen sich geschlechterspezifische Unterschiede erkennen: Frauen berichten häufiger, dass sie sich von der aktuellen Nachrichtenlage erschöpft fühlen und ziehen sich deshalb eher aus dem Nachrichtengeschehen zurück. 

Medienhäuser sind gezwungen ihre Formate und Kanäle zu diversifizieren und zielgruppenspezifisch zu kommunizieren, um den unterschiedlichen Nutzertypen gerecht zu werden. So reicht das Spektrum von selektiven News Avoidern bis hin zu konsequenten Avoidern, die Nachrichten nur sporadisch oder komplett ablehnen. Die Übergänge zwischen den Typen sind fließend und häufig geht es weniger um individuelles Verhalten als um strukturelle Gründe – viele Menschen werden von bestehenden Formaten und Inhalten nicht ausreichend erreicht.

Um die Medienkompetenz der Bevölkerung nachhaltig zu stärken, gibt es verschiedene Initiativen, wie beispielsweise von der RTR. Diese zielt unter anderem darauf ab, der Überforderung bei Informationsüberflutung entgegenzuwirken. Eine Möglichkeit, den Umgang mit der Nachrichtenflut zu erleichtern, kann darin bestehen, sich auf eine begrenzte Zahl vertrauenswürdiger Quellen zu konzentrieren, die regelmäßig genutzt werden. Für einen alltagsfreundlichen und dosierten Nachrichtenkonsum bietet die ARD die Tagesschau im Kurzformat an, in der in hundert Sekunden die wichtigsten Themen des Tages behandelt werden. Sie ist sowohl als Videoformat als auch als Podcast verfügbar. Zusätzliche Orientierung liefert zudem der Newstest, der Nutzer*innen hilft, die Vertrauenswürdigkeit von Nachrichtenangeboten besser einzuschätzen.

Der Wunsch nach Abstand von der täglichen Nachrichtenflut und das Bedürfnis, informiert zu bleiben, stehen nicht zwangsläufig im Widerspruch. Nachrichten auszublenden, bedeutet jedoch nicht, dass sich die Realität ändert. Vielmehr stellt sich die Herausforderung Informationen so aufzubereiten, dass sie als Orientierungshilfe und nicht als Belastung wahrgenommen werden – eine Voraussetzung dafür, um wieder mehr Menschen zu erreichen.

Über die Autoren

Florian Ehrngruber ist 24 Jahre alt und studiert im 4. Fachsemester Medienmanagement an der FH St. Pölten. Wenn er nicht gerade auf der FH ist, findet man ihn mit ziemlicher Sicherheit auf dem Fußballplatz bei seinem Heimatverein. Neben seinem Interesse für die Medienlandschaft, interessiert er sich noch für Medizin und verbringt gerne Zeit in der Natur. 
Bild: Nicole Resch

Kontaktoption: mm231016@fhsp.ac.at

Oliver Bacher ist 22 Jahre alt und studiert im 4. Fachsemester Medienmanagement an der FH St. Pölten. Er interessiert sich für Sport (Fußball, Darts & Basketball), vereist gerne und verbringt gerne Zeit auf den sozialen Medien.
Bild: Klingel Florian

Kontaktoption: @oli_b_02 (Instagram)