Förderung von Theatern in Österreich

„Sein oder nicht sein?“ In einer Analyse der Wiener Theaterszene und einem SUMO-Interview mit Mag. Alexander Götz, dem Geschäftsführer und kaufmännischen Direktor des Theaters in der Josefstadt, geht es um Fragen des Schauspiels und dessen Förderwürdigkeit.

Das Theater in der Josefstadt ist ein Privattheater und laut Angaben von Alexander Götz mit seiner 40%igen Eigenfinanzierungsquote einer der erfolgreichsten Theaterbetriebe im deutschsprachigen Raum. Dieser Anteil ergibt sich aus Karten- und Sponsorenerlösen. Auf der anderen Seite stehen 60% durch die öffentliche Hand: Hierbei beläuft sich die Förderung laut Alexander Götz auf 7,6 Millionen Euro von der Stadt Wien und 6,6 Millionen Euro vom Bund. Laut der Theaterstatistik 2014/2015 des Deutschen Bühnenvereins, in der auch alle Bühnen Österreichs aufgelistet sind, ist das Theater in der Josefstadt in Wien das Privattheater mit dem höchsten Förderungsanteil vom Bund. Lediglich die von der Stadt Wien betriebenen Theaterhäuser bekommen höhere Förderungssummen. Derzeit werden Dreijahresförderungen ausbezahlt, welche jedes Jahr dieselbe Summe betragen. Hierbei gibt es alle drei Jahre für die Inflationsabgeltung und die Personalkostensteigerung eine Erhöhung. Diese Erhöhung ist allerdings laut Alexander Götz „nicht so viel, wie die Inflationsabdeckung ausmacht“. Trotzdem gelingt es dem Publikum ein abwechslungsreiches und interessantes Programm anzubieten.

Welche Art von Förderungen gibt es?

Laut Kulturabteilung der Stadt Wien gibt es drei verschiedene Förderungsprogramme im Bereich Theater- und Projektförderung von Freien Gruppen im Bereich Theater, Tanz und Performance. Zum einen gibt es ein- und mehrjährige Förderungen. Diese dienen für Projektreihen und längerfristige Arbeitsprozesse und für die Aufrechterhaltung von ganzjährig genutzten Strukturen. Alle Theaterhäuser und -gruppen, die auf eine kontinuierliche Ensemblearbeit verweisen können, sind hier berechtigt Förderungen zu beziehen. Eine weitere Förderungsoption stellt der Produktionskostenzuschuss für Einzelprojekte dar. Dieser bezieht sich auf konkrete Stücke, Produktionen und Performances im Bereich der Darstellenden Kunst. Voraussetzung für die Einreichung ist eine fachliche Qualifikation der für den künstlerischen und organisatorischen Ablauf Verantwortlichen im Theaterbetrieb. Die dritte Förderungsart stellen die Bau- und Investitionszuschüsse dar. Diese sind für kulturelle Institutionen und Vereinigungen. Hierbei werden konkrete Anschaffungen oder Arbeiten im Bau- und Investitionsbereich unterstützt.

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Privattheater versus Theater im Besitz des Staats

Das Theater in der Josefstadt als Privattheater lässt sich nur schwer mit Theaterhäusern wie dem Raimund-Theater oder dem Ronacher vergleichen, da diese als Betrieb der Stadt Wien gehören. Das Theater in der Josefstadt, das Volkstheater und das Theater der Jugend sind Subventionsempfänger, die sowohl vom Bund, als auch von der Stadt Wien Förderungen beziehen können. Betrachtet man die Höhe der Förderungssummen, wird schnell klar, dass hier ein erheblicher Unterschied existiert. Das Burgtheater bekommt beispielsweise jährlich Förderungen in Höhe von 44 Millionen Euro, während das Theater in der Josefstadt 14,2 Millionen Euro erhält. Hierbei darf allerdings nicht vergessen werden, dass das Burgtheater international bekannter ist und ebenfalls eine höhere Platzzahl vorweisen kann. Beide Theaterhäuser erwirtschaften jedoch den gleichen Umsatz aus dem Kartenvertrieb (rd. 9 Mio. €). Im Zuge des Interviews hält Alexander Götz auch fest, dass das Theater in der Josefstadt aufgrund seines hohen Anteils der Eigenfinanzierung (40%) viel eigenbestimmter in Hinsicht auf Budgetplanung agieren kann. Allerdings bringt dies auch einen Nachteil mit sich – es besteht ein viel größeres Risiko als bei anderen Theaterbetrieben, die eine höhere Förderungsquote bekommen. „Wir erhöhen alle drei Jahre die Preise und hoffen, dass wir unseren Anteil der 40% halten können“ gibt Alexander Götz im Interview an. Das ist bis jetzt immer erfolgreich gelungen. Sollte dies allerdings einmal nicht mehr der Fall sein, müsste das Gesamtbudget reduziert werden. Folglich müsse das Programm aufgrund von Einsparungsmaßnahmen (MitarbeiterInnen, Kulissen, etc.) darunter leiden. Daher ist es besonders wichtig eine Balance zwischen den ökonomischen Aspekten der internen und externen Finanzierung (Förderungsinstitutionen) zu halten, um auch zukünftig den Theaterbetrieb so erfolgreich führen zu können wie zurzeit.

Die Wichtigkeit von Sponsoren

Das Sponsorenwesen ist in der Theaterbranche essentiell, da dadurch zusätzliche Finanz- und Sachmittel entstehen. Auf den Homepages von Theaterbetrieben wie zum Beispiel dem Volkstheater oder dem Raimund Theater sind zahlreiche Sponsoren zu erkennen. Beim Theater in der Josefstadt ist die Raiffeisen Bank der Hauptsponsor und andere Unternehmen wie Siemens, Wien Energie und Samsung zählen ebenfalls zu den Unterstützern. Diese stellen dem Theater nicht nur zusätzliche Mittel zur Verfügung, sondern sorgen auch dafür, dass die Kultur Eingang in die Bereiche findet, wo die Unternehmen tätig sind. Die Unternehmen lassen dem Theater finanzielle Mittel zukommen und betreiben Werbung, das Theater bietet den Unternehmen Sonder-Vorstellungen für wiederum seine Kunden.

Mit Mut in die Zukunft?

In den letzten 10 – 15 Jahren mussten die Theater alles daran setzen, um Kosten zu sparen. Auch in der Josefstadt sind heute 30 MitarbeiterInnen weniger beschäftigt als noch im Jahr 2012. Somit musste das Theater mit weniger Ressourcen den selben Output erzielen wie zuvor, was sich als schwierig, aber noch machbar erwiesen hat. Mit steigenden Preisen wird dies in Zukunft allerdings schwerer werden. Dem fügt Alexander Götz hinzu, dass dies für Österreich ein riesengroßer Verlust wäre, da seine Kulturlandschaft der Grund ist, warum so viele BesucherInnen aus dem Ausland kommen. Weiters hat das Theater auch einen hohen gesellschaftlichen Nutzen, da es nicht nur Unterhaltung bietet, sondern auch wichtige gesellschaftliche Werte vermittelt. „Wenn das nicht mehr stattfindet, wird das ein riesengroßes Problem, vor allem auch für die Jugend“, merkt Alexander Götz an. Für die Zukunft wünscht er sich, dass die Kultur mehr unterstützt wird. Schließlich kostet sie auch aufgrund von steigenden Betriebskosten, Mieten, Personalaufwand und Sachaufwand immer mehr. Um weiterhin dem Publikum günstige Kartenpreise bieten zu können, sind öffentliche Förderungen essentiell. Ohne diesen werden die Preise sonst zukünftig maßgeblich steigen und somit das Publikum sinken. „Da geht’s um Humanismus, Aufklärung, verschiedenste Aspekte, wo man auch Denkanstöße gibt, kritisch ist gegenüber dem, was sich im politischen oder kulturellen Umfeld ergibt. Ich hoffe, dass das auch weiter Unterstützung findet“, sagt Alexander Götz. Trotzdem wird aufgrund der hohen Eigenfinanzierungsquote und der zahlreichen Unterstützer mit Zuversicht in die Zukunft gegangen.

Quelle Titelbild: Pixabay

Bildquelle Autorin: Julia Kammer

ÜBER DIE AUTORIN

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Nadine Trocki studiert Medienmanagement an der Fachhochschule St. Pölten. Besonders interessiert ist sie an Marketing & Content Management. In ihrer Freizeit macht sie gerne Sport, wobei vor allem ihr Pferd an erster Stelle steht.