„No Voice of America“. Erstellt mit Einsatz von AI Adobe Firefly am 20. Mai 2025, 18:40; Prompt: „Blaues Megafon, auf welchem eine orange Person mit einem Hammer steht“
Voice of America wurde einst als Gegenpropagandamodell zu Kriegspropaganda derer mit den USA in Konflikten stehenden Ländern ins Leben gerufen und entwickelte sich zu einem Symbol für Pressefreiheit. Heute steht der Sender im Zentrum einer politischen Debatte in den USA – über seine Rolle, Finanzierung und Ausrichtung. Ein Rückblick auf die Geschichte und ein Einblick in aktuelle Entwicklungen zeigen die heutigen Herausforderungen staatlicher Auslandssender.
Voice of America (VOA) wurde 1942 ins Leben gerufen, um während des Zweiten Weltkriegs mit eigenen Informationsangeboten auf nationalsozialistische Propaganda zu reagieren. Im Kalten Krieg ab den 1950er-Jahren baute der Sender seine Programme für autoritär regierten Staaten aus, um dort Informationen aus US-amerikanischer Perspektive bereitzustellen. Neben Voice of America spielen auch andere US-Auslandsender eine zentrale Rolle, etwa Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL), das vorrangig in Osteuropa, Russland und Zentralasien aktiv ist, sowie Radio Free Asia, das sich auf autoritäre Länder in Ostasien fokussiert. Diese Sender sollen unabhängig agieren, obwohl sie staatlich finanziert sind, eine Tatsache, die zunehmend kritisch hinterfragt wird.
Während soziale Medien theoretisch freien Zugang zu Informationen ermöglichen, bleibt dieser in autoritär geführten Staaten oft blockiert. Merkmal der Sender ist, dass sie mit redaktionellen Vorkehrungen arbeiten, die trotz der finanziellen Ausstattung der US-amerikanischen Regierung ihre Unabhängigkeit sicherstellen sollen. Diese Medien geben an, demokratische Werte zu fördern und faktenbasierte und unzensierte Nachrichten zu verbreiten – in Ländern, in denen die freie Presse eingeschränkt wird. Durch das Internet sowie die sozialen Medien stellt sich zunehmend die Frage nach der Relevanz staatlich finanzierter Auslandssender. Plattformen wie YouTube, Twitter/X oder Medienformate wie Podcasts ermöglichen es unabhängigen Journalist*innen weltweit, Inhalte zu verbreiten. Dennoch bleibt der Zugang zu freier Information in vielen Ländern eingeschränkt: Laut dem Freedom on the Net Report 2024 ist der Zugang zu Social-Media und anderen Kommunikationsplattformen in 25 Ländern vollständig eingeschränkt.
Die Geburt einer Stimme
„Hier spricht eine Stimme aus Amerika“ – mit diesen Worten begann 1942 der erste Auslandsrundfunk der USA: Voice of America. Gegründet als Reaktion auf den Angriff auf Pearl Harbor und die anschließende Kriegserklärung Deutschlands an die USA, sollte der Sender gezielt der nationalsozialistischen Propaganda mit eigenen Positionen entgegentreten.
Von Beginn an war das erklärte Ziel, offen und faktenbasiert zu berichten – unabhängig davon, ob die Nachrichten für die USA positiv oder negativ ausfielen. Bereits sechs Monate nach Gründung sendete VOA in 27 Sprachen. Mit Kriegsende 1945 wurde das Programm zunächst reduziert. Doch angesichts wachsender geopolitischer Spannungen Mitte des 20. Jahrhunderts – etwa durch die Berliner Blockade sowie dem Korea-Krieg – gewann der Sender bald neue Bedeutung und wurde ausgebaut.
Ein vom US-Außenministerium beauftragtes Komitee unter Arthur McMahon der Columbia University äußerte im Jahr 1945 Bedenken über die Darstellung Amerikas im Ausland. 1948 wurde Voice of America durch den Smith-Mundt Act offiziell als Instrument der US-Auslandsinformation etabliert. Bis dahin noch dem Außenministerium unterstellt, übernahm fortan die neu gegründete United States Information Agency (USIA) die Kontrolle über VOA.

Schere schneidet Mikrofonkabel durch – Bild: Maria Görg
Von der Stimme im Kalten Krieg zum globalen Multimedia-Netzwerk
Mit der Übernahme durch die USIA Anfang der 1950er-Jahre wurde VOA zu einem zentralen Instrument US-amerikanischer Auslandsinformation. Neue Sprachdienste, technischer Ausbau und Krisenberichterstattung – etwa zur Ungarn- oder Suezkrise – prägten die Senderentwicklung. 1959 kam das „Special English“-Programm hinzu: eine vereinfachte Sprache, gedacht für Menschen ohne bzw. mit mangelnden Englischkenntnissen.
In den 1960ern wurde die VOA-Charta formuliert, die 1976 gesetzlich verankert wurde. Sie legt Standards für objektive und ausgewogene Berichterstattung sowie die Darstellung verschiedener Meinungen fest.
Mit dem technischen Fortschritt kam ab den 1970ern Satellitenübertragung und Live-Berichterstattung hinzu – ein Meilenstein war etwa die Mondlandung Armstrongs 1969. Eine Vielzahl an Sendern machte dabei von den Live-Übertragungen von VOA Gebrauch. 1977 setzte VOA erstmals einen kompletten Satellitenkreislauf für Auslandsübertragungen ein.
Auch innenpolitische Krisen wie der Vietnamkrieg oder die Watergate-Affäre wurden von VOA aufgegriffen. 1983 investierte die US-Regierung über eine Milliarde Dollar in die technische Modernisierung, um dem wachsenden Wettbewerb im internationalen Informationsmarkt standzuhalten.
In den 1980er-Jahren weitete VOA sein Angebot aus: Fernsehformate und zusätzliche Sprachdienste erreichten neue Zielgruppen – etwa in Kuba, Tibet und dem Balkan. Die Berichterstattung über Chinas Demokratiebewegung 1989 oder den Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 trugen zum weltweiten Ruf von VOA bei.
Ab den 1990ern und insbesondere seit Beginn des 21. Jahrhunderts entwickelte sich VOA zu einem multimedialen Anbieter: mit Online-Angeboten, Social Media und Videoformaten. Heute sendet der Sender in 48 Sprachen und erreicht über 326 Millionen Menschen pro Woche.
Aktuelle Entwicklungen rund um VOA
Unter der zweiten Präsidentschaft Donald Trumps kam es zu Umstrukturierungen bei den US-Auslandsmedien. Laut Medienberichten wurden dabei rund 85 % der Mitarbeitenden entlassen – auch bei VOA. Schon im Jahr 2016, während seines ersten Präsidentschaftswahlkampfs, versicherte Trump eine Veränderung der US-Außenpolitik. In seiner zweiten Amtszeit als US-Präsident war nach seiner Inauguration schnell klar: Pläne, die die Außenpolitik umstrukturieren sollen, beinhalten unter anderem die Schließung von Institutionen wie der US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID) sowie US-Auslandssendern. Er wirft den Sendern vor, antiamerikanische Propaganda zu verbreiten und korrupt zu sein.
Unter der Regierung Joe Bidens von 2021 bis 2025 wurden Maßnahmen ergriffen, um die Arbeit der Auslandssender zu stärken. So wurden unter anderem Personalentscheidungen aus der vorherigen Administration überprüft und teilweise rückgängig gemacht. Dennoch bleibt die grundlegende Frage bestehen, wie unabhängig staatlich finanzierte Medien agieren können.
Diese Entwicklung betrifft nicht nur die Medienlandschaft in den USA, sondern hat auch potenzielle Auswirkungen auf die internationale Informationspolitik. Medienexpert*innen weisen darauf hin, dass eine Reduktion unabhängiger internationaler Berichterstattung den Einfluss autoritärer Regime auf globale Informationsräume begünstigen könnte.

Die Schlagzeilen zu den Geschehnissen nehmen kein Ende – Bild: Maria Görg
Voice of America steht heute im Zentrum der Debatte um die Rolle staatlich finanzierter Medien. Die wechselnden politischen Einflussnahmen in den USA werfen die grundsätzliche Frage auf, wie glaubwürdig und unabhängig solche Sender sein können.
Über die Autorinnen


Pia Hladovsky ist 21 Jahre alt und studiert im 4. Fachsemester Medienmanagement an der FH St. Pölten. Neben dem Studium liest sie gern, fährt Rennrad und knipst Fotos in ihrer Freizeit.
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LinkedIn: Pia Hladovsky
Mail: mm231031@fhstp.ac.at
Maria Görg ist 21 Jahre alt und studiert ebenfalls im 4. Fachsemester Medienmanagement an der FH St. Pölten. Neben dem Studium verbringt sie gern Zeit mit Freund*innen & Familie und ist das eine oder andere Mal auch mit dem Rad unterwegs.
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