Die Frage, was kommt bei anderen besser an und wie bekomme ich was ich will, stellen sich viele, wenn es um die Wahl des Profilbildes auf einer Onlinedating-Plattform geht. Wie sich Daniela*, Thomas* und Max* auf der Partnersuche darstellen, verraten sie SUMO.
„Ich will alles von mir zeigen, damit Andere wissen, worauf sie sich einlassen“, erklärt Daniela, während sie mir ihr Dating-Profil zeigt. Dort ist auch wirklich alles zu sehen, eine Nahaufnahme von ihrem Gesicht, ein Ganzkörperfoto, Selfies und auch Bilder mit Hundefiltern. Jedes der Bilder habe sie gewählt, um einen bestimmten Zweck zu erfüllen: „Manche sollen einfach mein Aussehen zeigen, manche meine Persönlichkeit.“ Laut der Studie „Partnersuche mit Schnaps und Selfies“ der „Single Börse Austria“ mache es Männer misstrauisch, wenn Frauen keine Fotos des ganzen Körpers posten, Selfies jedoch kommen gut an. Auch Thomas ist der gleichen Meinung, jede Seite einer Person solle erkennbar sein, aber nicht zu viel zu verraten, um die Spannung zu halten. „Ich habe eine gute Mischung aus Fotos, wo man meinen ganzen Körper sieht, aber auch welche nur mit Gesicht.“ Alle Lebenslagen sollen auf den Bildern zu erkennen sein, Persönlichkeit und Charakter sollen von allen Facetten gezeigt werden.
Die nackte Wahrheit
Fotos im Bikini oder in Unterwäsche lädt Daniela keine hoch, ihrer Meinung nach sei das zu viel des Guten. Frauen die beabsichtigt all ihre Reize zeigen und sich für aufreizende Posen verrenken hält sie für „billig“: „Auch in T-Shirt und Jeans kann man schön sein.“ Jedoch ist es genau ihre Altersgruppe, die den Fokus am meisten auf Unterwäsche oder sehr freizügige Kleidung legt. Max schreibt Frauen, die sich in Unterwäsche zeigen bewusst nicht an: „Man weiß genau, was jemand mit so einem Bild möchte.“ Thomas interpretiert, dass Frauen die viele freizügige Bilder hochladen, andere Dinge zu kompensieren versuchen. „Oft sind das Mädchen mit geringem Selbstwertgefühl, Matches sind für sie ein Ego-Push.“ Jedoch sprängen Männer eher auf Frauen an, die weniger bekleidet sind. Grund dafür seien die gut sichtbaren weiblichen Kurven: „Sex Sells, so ist es eben.“ Auch die bereits erwähnte Studie stellte fest, dass Frauen als attraktiv gelten, wenn sie lange Haare haben und eine weibliche, gesund wirkende Figur aufweisen.
Zurückführend auf die Evolutionspsychologie ist bei Fotos von Männern sichtbarer Erfolg, physische Attraktivität und kulturelle Bildung wichtig. Obwohl es laut Daniela von der Gesellschaft eher akzeptiert werde, kommen bei ihr Männer mit nacktem Oberkörper nicht gut an, vor allem dann, wenn sie zusätzlich nur in Unterwäsche mit der Hand in der Hose posieren. Doch genau diese Art von Fotos kommt ständig vor, als wir weiter durch ihr Profil scrollen. So macht es Max zwar nicht, Fotos in der Badehose sind für ihn aber okay und auch auf seinem Profil zu finden. „Wenn es sich ein Mann leisten kann, warum nicht?“
Eines der beliebtesten Accessoires bei Frauen wie Männern ist die Sonnenbrille. Entgegen dem Trend meint Thomas, dass Fotos mit Sonnenbrille nur das Gesicht verstecken. Auch Profile von Nutzern, die bei keinem Bild in die Kamera blicken oder ausschließlich Gruppenfotos posten sind für ihn suspekt. „Warum sollte ich mich ausgerechnet auf einer Dating-Plattform verstecken?“
Humor ist angesagt
„Wenn jemand ein Foto hat, auf dem er so tut, als würde er Waschmittel aus der Packung essen, finde ich das lustig.“ Laut Thomas kommunizierten solche Fotos, dass eine Person im Privatleben humorvoll sei. Sich ausschließlich auf diese Art von Humor zu verlassen, sei aber keine gute Idee, dann gehe schnell die Ernsthaftigkeit verloren. Auch bei Daniela und Max kommen Spaßfotos gut an und sie empfinden Humor als wichtige persönliche Qualität, die gezeigt werden soll. Lachen sei auf dem Foto auch wichtig, denn wer nur Fotos mit ernstem Blick hochlädt, werde schnell als langweilige oder traurige Person eingestuft. Auch die bereits erwähnte Studie stimmt dem bei, Männer und Frauen finden Personen, die positive Emotionen auf ihren Bildern zeigen ansprechender.
Achtung, falscher Alarm!
Jedes Bild sende Signale, manche auffällig und andere bewusst unauffällig und durch Zufall. Wisse man genau, was man auf einer Dating-Plattform sucht, könne man Bilder gezielt einsetzen, um es zu bekommen. So posten laut der Studie heiratswillige Frauen und Männer eher Fotos von Hochzeiten als jene, die nicht heiraten wollen. Durch Kinder am Bild signalisiert man, selbst Kinder und eine Familie gründen zu wollen; trägt man als Frau leichte und enge Kleidung, sucht man jemanden für eine Nacht. Während Julia und Max glauben, solche versteckten Botschaften gut erkennen zu können, meint Julia außerdem: „Ich glaube, Frauen senden mehr falsche Signale.“ Der Grund dafür sei, dass Frauen auf der Suche nach einem Partner denken, man empfinde sie nur dann als attraktiv, wenn sie viel Haut zeigen.
„In der Schwulen-Welt ist das etwas anderes, weil man nichts versteckt, man sagt einfach, was man will“, stellt Thomas fest. Heterosexuelle Online-Dater arbeiten daher eher mit versteckten Botschaften, vor allem dann, wenn jemand für eine Nacht gesucht würde. Vorurteile seien ein Problem. „Wenn eine Frau beim Online-Dating Sex sucht und sie das auch sagt und zeigt, gilt sie als eine Schlampe, wenn das ein Mann macht, gilt er automatisch als Arschloch“.
Abseits der Bilder
„Kreative Textunterschriften sprechen mich schon an, aber der erste Blick fällt auf die Profilbilder, so sind die meisten Plattformen konzipiert“, sagt Daniela. Auf vielen Plattformen sei es möglich, neben allgemeinen Angaben wie Alter, Geschlecht und Größe einen eigenständigen Text zu verfassen, dessen Ziel es sei, mit Kreativität zu überzeugen. Obwohl sie mehr Arbeit bedeuten als einfache Bilder, gingen sie oft unter, da sich Online-Dater nicht die Zeit nehmen, Biografien zu lesen. Thomas meint dazu: „Ich habe mir mehr Mühe mit dem Text gegeben, ich mache nicht extra Fotos für mein Profil und trotzdem erwische ich mich manchmal dabei, dass ich nur nach Bildern entscheide.“ Das Geschriebene habe aber auch eine wichtige Bedeutung. Auf den ersten Blick sei es schwer, sich nur anhand eines Fotos für eine Person zu entscheiden, die Texte stellen eine Orientierungshilfe dar. „Wenn ich die Beschreibung erst nach dem Match lese, kommt es manchmal vor, dass ich es wieder auflöse.“
Schlussendlich sei es bei der Partnersuche im Internet wichtig, bei Bild und Biografie so ehrlich wie möglich zu sein, sind sich die Interviewten einig. Ob man sich nun für Spitzenunterwäsche oder Rollkragenpullover entscheide, hänge von der eigenen Persönlichkeit ab. „Ein Dating-Profil sollte die Person ganz einfach selbst spiegeln“, so Daniela.
Von Theresa Rogl
*Name wurde von der Redaktion verändert