Der bezahlte Wissensdurst

Die Printbranche steckt in einer Krise. Der Rückgang der verkauften Auflagen lässt sich seit einiger Zeit mitverfolgen. Um dies zu umgehen, kämpfen Tageszeitungen nun mit der Einführung eines neuen alten Erlösmodels.

Print vs. Online

In einer Zeit, in der auf die Usability (5) verschiedener Endgeräte geachtet wird, hat es das gedruckte Wort schwer. Zeitungshersteller müssen nicht mehr nur darauf achten, ob Bilder und Worte auf bedrucktem Papier harmonieren, ebenso sorgfältig muss die Darstellung im Web, und den entsprechenden unterschiedlichen Devices behandelt werden. Die sinngemäße Anordnung ist für viele Leser ein Muss und die kleinste Abweichung könnte zu einer Störung im Lesefluss führen. Während man in gedruckten Zeitungen darüber hinwegliest, kann eine Leseflussstörung im Onlinebereich zur Abwanderung des Rezipienten führen. Innerhalb von wenigen Klicks erhält man ähnlichen Content grafisch ansprechender aufbereitet.

Die Leser haben die Vorzüge von Onlinemedien schon lange erkannt: Um geschriebene Nachrichten lesen zu können, muss man kein Papier mehr in der Hand halten. Der Onlinejournalismus bietet auch weitere Vorteile für die Leser: Aktualität, Schnelligkeit und Nachrichten sind durch das Smartphone überall abrufbar.

Seit mehr als 20 Jahren werden neue Erlösmodelle entwickelt, um die Leser im Web zur Kassa zu bitten. Die Werbefinanzierung im Onlinebereich (12) ist durch die aktive Ausblendung von Werbebanner seitens der Leser durch die Verwendung von AdBlocking-Software als auch durch schwache Skaleneffekte nicht zufriedenstellend rentabel. Ebenso stagnieren die Werbeerlöse auf dem Printmarkt. Durch die rückläufigen Leserzahlen wandern auch die Werbekunden ab. Somit müssen die Erlöse nun direkt über die Nutzer generiert werden. Die Lösung: Paywalls. Paywalls, zu Deutsch „Bezahlmauer“, werden von Zeitungsverlagen genutzt um Erlöse online zu generieren, die in der Printbranche aufgrund von rückgängigen Leserzahlen nicht mehr generiert werden können. Bei sogenannten Bezahlschranken wird der Content im Web erst freigeschalten, wenn der Nutzer dafür bezahlt hat.

Paywalls

Bei Paywalls werden grundsätzlich vier verschiedene Modelle (7) unterschieden. Neben der totalen Paywall, bei der man von Anfang an zahlen muss, gibt es auch Modelle, wo nicht alles kostenpflichtig ist. Dazu zählen das Freemium-Model sowie das Metered-Model.

Eine weitere Alternative zur totalen Paywall ist das Spenden – Model, beziehungsweise die freiwillige Bezahlung. Dieses Paywall Modell lässt dem Rezipienten die Entscheidung ob und wieviel für den genutzten Content bezahlt wird. Bei der klassischen Paywall, der totalen Paywall, sind Nutzer die den Online-Content nutzen möchten, gezwungen zu zahlen. Das Freemium-Model ist eine Kombination aus kostenlosen und kostenpflichtigen Inhalten, die auf der jeweiligen Seite veröffentlicht werden. Dies bedeutet, dass bestimmte Inhalte kostenfrei zugänglich sind, andere jedoch bezahlt werden müssen.

Im Gegensatz dazu steht das Metered-Model. Hierbei haben die Nutzer die Möglichkeit auf eine bestimmte Anzahl von kostenlosen Artikeln zuzugreifen. Will man mehr als die frei zugänglichen Inhalte lesen, muss auch hier dafür gezahlt werden. Das bekannteste Beispiel im deutschsprachigen Raum ist hierbei die „Welt“. Diese Zeitung stellt es den Usern frei, monatlich 20 Artikel kostenlos zu lesen, die restlichen Artikel sind kostenpflichtig.

paper-boat-2101247_1920

Quelle: Pixabay

Österreichische Paywall

Österreich ist das Land in Europa mit der höchsten Reichweite klassischer Printmedien. (8) Jedoch sinkt auch der Trend in Österreich, Zeitungen in Papierform zu lesen. Parallel bieten Zeitungsherausgeber ihre Inhalte seit Mitte der 1990er Jahre Online an, einige begrenzen den Zugang hinter Paywallmodellen.

Im Jahr 2013 sinnierte der damalige Multimedia-Leiter der „Kronen Zeitung“, Peter Rathmayer, über die Einführung einer Paywall (2) nach. Damals herrschte die Überzeugung vor, dass mit einer Paywall 20 Prozent des Gesamtumsatzes der Multimedia-Sparte aufgebracht werden könnten. Mehr als die Planung der Einführung geschah bis heute nicht. Mittlerweile ist Peter Rathmayer beim Internetkonzern Google beschäftigt und die „Kronen Zeitung“ hat bis zum heutigen Tag, vier Jahre später, keine Paywall.

Ein Vorreiter in Sachen Paywalls ist das Verlagshaus Styria. Seit März 2017 bietet die „Presse“ sowie die „Kleine Zeitung“ ein Metered-Modell an. Hierbei ist aber klar definiert, für was bezahlt werden muss und für was nicht. Bezahlt werden muss eigenproduzierter Content, beispielsweiße Analysen oder Hintergrundstorys. Nachrichtenmeldungen sind und werden zukünftig für jeden zugänglich bleiben. Der Zugang zum Content der kleinen Zeitung wurde schon im November 2016 durch eine Paywall reguliert. Der Grundaufbau der Paywall war derselbe, die Nachrichtenversorgung ist für alle zugänglich, für den Rest ist kostenpflichtig.

Die Boulevardzeitung „Österreich“ bedient sich seit Juli 2013 einer Paywall nach dem Metered-Modell. Nutzer haben die Möglichkeit via Applikation den gratis Content der Boulevardzeitung „Österreich“ zu lesen. Möchte man allerdings Zugang zu allen Artikeln haben, werden monatlich 9,99 Euro fällig.

Akzeptanz der Paywalls

Wie lange Menschen brauchen, um Veränderungen anzunehmen kann an vielen Beispielen festgemacht werden. So wurde das erste Hybridauto (13) schon im 19 Jahrhundert entwickelt – durch die schwache Leistung im Gegensatz zu den Verbrennungsmotoren, konnte es sich jedoch keiner großen Beliebtheit erfreuen. Seit einigen Jahren jedoch sind Hybridautos aufgrund ihrer umweltschonenden Aspekte im Trend. Ein weiteres Beispiel für die schleppende Akzeptanz von Technologien sind Smartphones (14). Bereits 1994 entwickelte IBM das erste Smartphone. Erst 2007 wuchs die Akzeptanz am Markt für Smartphones. Durch Apples „iPhone“ gelang der Durchbruch. Möglicherweise fehlt den Menschen das Bewusstwerden für Paywalls und deren Bedeutung für die Erhaltung des Verlagsjournalismus. Die Leser müssten ein Bewusstsein dafür erlangen, welche Kostenfaktoren hinter jedem einzelnen Artikel stehen. Journalismus kann Stabilität innerhalb einer Gesellschaft schaffen.

Zusammenfassend steht fest, dass es mehrere Variationen von Paid Content im Web angeboten werden – die eine dabei erfolgreicher als die andere.

Quellen

(1) http://www.itwissen.info/Paywall-paywall.html

(2) http://www.horizont.at/home/news/detail/kroneat-plant-metered-paywall.html?cHash=9829980d8a8ddcf6e1a42d0b8891159d

(3) http://www.horizont.net/medien/nachrichten/-Printkrise-Niederlaendische-Regierung-plant-Sonderfonds-fuer-Verlage-84661

(4) http://www.horizont.net/medien/nachrichten/-Die-neue-Penthouse-Wie-das-Maennermagazin-trotz-Printkrise-ueberleben-soll-89517

(5) http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/benutzerfreundlichkeit.html

(6) https://blog.bluereport.net/mobiler-nachrichtenkonsum-und-news-kuratierung-durch-soziale-netzwerke-b77f3ed2408c#.2rmp6tmpo

(7) https://blog.bluereport.net/paywalls-eine-%C3%BCbersicht-2f6fed2d1f4b

(8) http://www.digitalnewsreport.org/survey/2017/austria-2017/

(9) https://proteus-solutions.de/~Unternehmen/News-PermaLink.asp?PS=tM.F04!sM.NI41!Article.961102

(10) https://de.statista.com/infografik/1239/deutsche-zeitungen-mit-paywall/

(11) http://www.horizont.at/home/news/detail/schluss-mit-jammern-1.html?cHash=07b5f3f57ca36f2e49c73ae6a87c0a20

(12) https://medienwoche.ch/2013/05/15/online-werbung-ist-kaputt/

(13) https://www.nzz.ch/von-pionieren-und-pessimisten-1.18536098

(14) https://de.wikipedia.org/wiki/Smartphone#Geschichte

Autorin

25371272_1983267445022074_272316434_oSandra Strobl ist Studentin des Bachelor Studienganges Medienmanagement an der Fachhochschule St. Pölten. Ihre Ausbildungsschwerpunkte umfassen Strategisches Management, Contentmanagement sowie Bewegtbild und Online. Neben dem Studium arbeitet sie auf geringfügiger Basis im Schuhfachhandel und ist ehrenamtlich Teamleiterin im Servicebereich eines Theaters.

Bildquelle: Anna Zwiauer

Quelle Titelbild: Pixabay