ORF setzt auf internes Klimanetzwerk

Welche Rolle spielt die Klimaberichterstattung im größten Medienhaus des Landes und wie hat der ORF diese über seine diversen Ausspielkanäle organisiert? SUMO hat mit ORF-Journalist Gerhard Maier, Initiator des „ZiB Magazin Klima“, und Redakteurin Hannah Schilcher aus dem Landesstudio Salzburg gesprochen.

von FATMA CAYIRCI

Der ORF spielt in der österreichischen Medienlandschaft eine wichtige Rolle. Vor allem, wenn es darum geht, der Bevölkerung Zugang zu Information zu gewährleisten. Die ORF-Sendergruppe erreichte im Jahr 2023 eine Tagesreichweite von 3,589 Millionen Zuschauer:innen – das entspricht 47,6 Prozent der TV-Bevölkerung. Zudem verfolgen rund 1,5 Millionen Menschen regelmäßig die Nachrichtensendungen der „Zeit im Bild“ und rund 1,3 Millionen die Regionalnachrichten von „Bundesland heute“. Kurzum: Geht es darum, der Bevölkerung die Ernsthaftigkeit der aktuellen Klimakrise näherzubringen, kommt dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht nur wegen seines gesetzlichen Auftrages eine besondere Verantwortung zu. Die zentrale Frage lautet daher: Wie handhabt der ORF diese beziehungsweise wie ist die Klimaberichterstattung im größten Medienunternehmen des Landes organisiert? 

„Graswurzelbewegung“ 

Neben der klassischen TV-Berichterstattung in den diversen Nachrichtensendungen des aktuellen Dienstes, im „ZiB Magazin Klima“, der Rubrik „Umwelt und Klima“ auf „orf.at“ oder in den „FM4-Klimanews“ setzt der ORF auf interne Vernetzung. Vor rund zwei Jahren wurde am Küniglberg ein Netzwerk ins Leben gerufen, an dem verschiedene Ressorts wie Wetter, Wissenschaft, Wirtschaft oder auch die Außenpolitik beteiligt sind. Dieses Netzwerk soll unter anderem dazu dienen, die verschiedenen Ressorts besser aufeinander abzustimmen. Laut Umweltjournalist Gerhard Maier – seit April 2022 gestaltet und moderiert er immer samstags das von ihm konzipierte „ZiB Magazin Klima“, eine Schwerpunktausgabe des „ZiB Magazin“ – will man sich aber nicht nur über Klimazusammenhänge austauschen, sondern auch die interne Bewusstseinsbildung vorantreiben, dem Thema Klima im ORF-Programm insgesamt einen größeren Stellenwert geben. „Das war im Haus ein bisschen eine Graswurzelbewegung, wo man sich zusammengeschlossen hat und dieses Thema nun im Haus viel stärker beleuchtet. Wir haben einmal die Woche ein Meeting und versuchen die Themen dann auch über dieses Netzwerk in andere Programmgefäße hineinzubekommen“, erzählt er. Die diversen Zugänge seien wichtig, da das Thema Klima mittlerweile allgegenwärtig sei. Das „ZIB Magazin Klima“ soll laut Maier auch „als Trägerrakete oder als Schaukasten“ gesehen werden. Andere Redakteur:innen des ORFs sollen sich Aspekte abschauen können, die Sendung solle als Fingerzeig dienen.  

Lokale Klimaberichterstattung im Fokus 

Dass die Berichterstattung übers Klima nicht nur national, sondern auch lokal ein wichtiges Thema ist, zeigte zum Beispiel das ORF-Landesstudio Salzburg vor. Sieben Wochen lang hat man dort via TV, Radio und Instagram die Rubrik „Nachhaltig gefragt“ ausgespielt. Jeden Mittwoch wurden verschiedene klimarelevante Fragen unter die Lupe genommen, die die Region betreffen. Beispiele dafür: „Wie kann eine Eishalle Energie sparen?“ oder „Wie geht die Landwirtschaft mit den Wetterextremen um?“ 

Für Redakteurin Hannah Schilcher war die zentrale Frage: „Wo passiert der Klimawandel in Salzburg? Und wo gibt es Themen, die für unsere Seher:innen besonders relevant sind? Man sollte sich nämlich nicht nur Gedanken um die großen Fragen machen, sondern auch um die kleinen. Zum Beispiel, wie man sich in Zukunft fortbewegt.“ Plus: Wie in der Zentrale am Küniglberg, versucht das Landesstudio auf seiner Onlineseite „salzburg.orf.at“, einen steten Konnex zum Klimawandel zu schaffen, indem man in verschiedenen Artikeln den Vermerk „Wetterereignisse häufen sich mit dem Klimawandel“ verlinkt. Damit soll klargestellt werden, dass beispielsweise Überschwemmungen nicht einfach so passieren, sondern diese im Zusammenhang mit der Klimakrise stehen. 

Eigenes Ressort oder Klimabildung für alle? 

Während Österreichs Redaktionen und auch jene des ORF in der Regel klassisch organisiert sind – von Politik über Wirtschaft bis Chronik, Sport und Wissenschaft – scheiden sich mittlerweile die Geister an der Frage, ob in den Redaktionen nicht eigene Klimaressorts geschaffen werden sollten. Zuletzt – während der Pandemie – hatten die Medien schließlich bewiesen, dass man auch über komplexe Themen ressortübergreifend berichten kann.  

ORF-Klimajournalist Gerhard Maier ist hier der Meinung, dass es kein dezidiertes Klimaressort brauche, sondern eher stärkere Klimabildung für Journalist:innen aus allen Ressorts. „Es müsste professionalisiert viel mehr Klimajournalist:Innen in den Ressorts geben – die zwar einem Ressort zugeordnet sind, aber viel stärker fokussiert auf das Thema Klima,“ betont er. Journalist:innen, die sich intensiv mit politischen Aspekten beschäftigten, hätten nicht die Kapazität, sich auch noch mit den klimatischen Blickwinkeln auseinanderzusetzen. Ganz ähnlich ist auch ORF-Salzburg-Redakteurin Hannah Schilcher der Überzeugung, dass das Thema Klima eine die Fachbereiche übergreifende Angelegenheit sein sollte. „Man muss das Klima viel öfter in den verschiedenen Ressorts unterbringen. In vielen Beiträgen würde sich so zeigen, was alles auf unser Weltklima Einfluss nimmt.“

Fatma Cayirci | Copyright: Julius Nagel