
Die Aufklärung gilt als die Epoche der Vernunft, Gerechtigkeit und Menschenrechte. In der Schule lernt man, dass Männer wie Rousseau oder Voltaire die Vordenker dieser Zeit waren. Dass Frauen wie Olympe de Gouges mit ebenso bedeutenden Werken zu diesem Fortschritt beigetragen haben, bleibt oft unerwähnt.
Als sich im 18. Jahrhundert Philosophen und Intellektuelle über neue Gesellschaftsmodelle unterhielten, war die Bühne männlich dominiert. Die Aufklärung predigte Vernunft, Bildung, Emanzipation, jedoch selten für Frauen. In dieser geistigen Umbruchphase trat eine Frau ins Licht, die das Spiel umschreiben wollte: Olympe de Gouges (1748–1793). Ohne klassische Bildung, aber mit umso größerem Gespür für Sprache und Ungerechtigkeit. Sie kämpfte aktiv gegen gesellschaftliche Engstirnigkeit und politische Blindheit. Ihre Texte sind mehr als ein Protest: Sie sind Visionen einer Zukunft, in der für Gleichheit eingestanden wird.

Eine Außenseiterin als Pionierin
Ihr berühmtestes Werk, die „Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne“(Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin) von 1791, ist ein Gegenentwurf. Während Männer sich das Recht auf Freiheit, Eigentum und politische Mitsprache sicherten, forderte de Gouges dasselbe für Frauen. In 17 Artikeln zählte sie präzise auf, was der Fortschritt der Aufklärung vergaß. Es geht um Erbrecht, Bildung, Strafrecht, Zugang zu Macht und Rechte, die zu dieser Zeit in Frankreich für Frauen Wunschdenken waren. Ihre bekannte Aussage „Die Frau hat das Recht, das Schafott zu besteigen, ebenso muss ihr das Recht zustehen, eine Tribüne zu betreten“ steht sinnbildlich für ihre Forderung.
De Gouges setzte sich auch für die Abschaffung der Sklaverei ein und schrieb als Protest Theaterstücke wie Zamore et Mirza, die die koloniale Gewalt thematisierten. Dadurch übte sie Gesellschaftskritik aus und verknüpfte ihre Werke mit Empathie und klarer Sprache.
Werkzeuge des Widerstands
De Gouges war im politischen Diskurs nicht willkommen, was sie gefährlich machte. Sie bedrohte gewachsene Machtverhältnisse. Als Frau, die sich einmischte, wurde sie ausgelacht, verleumdet und schließlich verurteilt. Ihre Hinrichtung im Jahr 1793 wurde mit folgendem Urteilspruch begründet: „Ein Staatsmann wollte sie sein, und das Gesetz hat die Verschwörerin dafür bestraft, dass sie die Tugenden vergaß, die ihrem Geschlecht geziemen“. Es war das Ergebnis eines Prozesses, bei dem nicht nur ihre politischen Schriften, sondern ihr gesamtes Auftreten als Angriff auf die damalige Ordnung galt.

Die Auswirkungen bis heute
Lange blieben De Gouges Schriften unentdeckt. Erst im 20. Jahrhundert stießen feministische Historiker*innen auf diese und würdigten die Schriftstellerin als intellektuelle Vorreiterin. Ihr Mut, ihre Wut und ihre Worte zogen Linien des Umdenkens, wo noch keine waren. Sie bewies damit, dass Aufklärung nicht nur in Theorien und Büchern stattfindet, sondern dort, wo jemand seine Stimme erhebt und seine Gedanken auf Papier bringt.
Auch wenn sich viele ihrer Forderungen heute in Grundrechten vieler Länder wiederfinden, zeigt der Blick in aktuelle Debatten wie beispielsweise des Gender Pay Gap, der politischen Repräsentation oder Bildungsgerechtigkeit, dass ihre Texte nicht an Aktualität verloren haben. Sie erinnern daran, dass Gleichstellung mit Stimmen beginnt, die laut sind.
Olympe de Gouges war nie offiziell Teil der Aufklärung. Doch sie schrieb sich eigenständig in eine Epoche hinein, die sich auf Vernunft berief, aber jene überging, die nicht in ihr vorherrschendes Bild passten. Ihre Worte erinnern bis heute daran: Aufklärung endet nicht mit wohlklingenden Idealen. Sie beginnt dort, wo wir für die Sichtbarkeit derer eintreten, die übersehen werden.
ChatGPT wurde im Schreibprozess für den sprachlichen Feinschliff genutzt
ChatGPT, „Sie bewies, dass Aufklärung nicht nur durch systematisches Denken, sondern durch beharrliches Schreiben wirksam wird. formuliere mir diesen satz passender als ende eines absatzes“, 1.7.25, 15:45 Uhr
ChatGPT, „Bitte nenne mir Synonyme für übersehen, damit ich keine Wortwiederholung mehr habe“ 1.7.25, 15:57
Über die Autoren


Bild: Marisa Liliana Carvalho de Matos, Luisa Kainz
Luisa Kainz
ist 21 Jahre alt und studiert im 4. Fachsemester
Medienmanagement an der FH St. Pölten und
interessiert sich für Kunst und Kulturen.
Kontaktoption: mm231048@fhstp.ac.at
Marisa Liliana Carvalho de Matos
ist 21 Jahre alt, studiert Medienmanagement an der FH St. Pölten und möchte gerne in der Musikbranche arbeiten.
Kontaktoption: mm231011@fhstp.ac.at
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