Die Zeit seit dem Aufkommen von Social Media – Bild:
Emma Karner, Bildrahmen-Design: Canva
Seit Beginn der Gründung von Facebook 2004 ging es den Usern bei den sozialen Medien vor allem um Vernetzung. Heute sind sie ein mächtiger Einflussfaktor, besonders für Jugendliche, weshalb immer häufiger über eine Regulierung dieses Einflusses gesprochen wird. Angesichts der wachsenden Sorgen über die Radikalisierung junger Menschen auf Social Media rückt die Frage nach einer Regulierung auch in Österreich zunehmend in den Fokus.
Wie sich der Blick auf Social Media verändert hat
Die Diskussion über die Auswirkungen von Social Media auf Gesellschaft und Jugend begann bereits kurz nach dem Aufkommen der Plattformen.
Im Jahr 2014 wurde erstmals die Gefahr von Radikalisierung über die Sozialen Medien im österreichischen Verfassungsschutzbericht thematisiert. Mit dem Aufstieg von TikTok in den späten 2010er-Jahren veränderte sich der Schwerpunkt der Debatte: Der personalisierte Algorithmus geriet in die Kritik, da er extremistische Inhalte verstärke und Echokammern fördere. Die Corona-Pandemie ab 2020 intensivierte diese Thematik weiter, da Social Media zu einem zentralen Ort für Verschwörungstheorien und extremistische Narrative wurde.


Screenshot des Instagram-Posts von @fts_germany2.0, abgerufen am 25.06.2025
Screenshot des Instagram-Posts von @unmasking_lies, abgerufen am 25.06.2025
Im Oktober 2023 rückte die öffentliche Debatte erneut in den Vordergrund, ausgelöst durch die Zuspitzung des Nahost-Konflikts. Plattformen wie TikTok gerieten verstärkt in den Fokus, da sie vermehrt zur Verbreitung von Terrorpropaganda und Fake News genutzt werden.
Die Auseinandersetzung mit diesen Gefahren ist also nicht neu, doch in den letzten Jahren hat sich der öffentliche Diskurs merklich verstärkt und richtet seinen Blick zunehmend auf die Rolle sozialer Medien bei der Radikalisierung junger Menschen.
Ein Blick auf die aktuelle internationale Lage

Internationale Entwicklungen zeigen, wie unterschiedliche Staaten auf die Risiken sozialer Medien für Jugendliche reagieren:
„Australien verbietet Kindern unter 16 Jahren die Social-Media-Nutzung“ (Der Standard)
„Albanien sperrt TikTok für ein Jahr“ (Tagesschau)
„Nach Messerattacke: Macron will Altersgrenze für Social Media“ (OÖNachrichten)
Das sind eine Auswahl aktueller Schlagzeilen. Einige Staaten verschärfen derzeit ihre Maßnahmen zur Social-Media-Nutzung von Jugendlichen. Australien kündigte etwa das derzeit strengste Online-Jugendschutzgesetz weltweit an. Es sieht vor, dass Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren keine Social-Media-Plattformen mehr nutzen dürfen. Bereits Ende 2025 soll es in Kraft treten.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in der albanischen Regierung. Diese sperrt seit März 2025 TikTok für ein Jahr. Auslöser sei gewesen, dass sich Jugendliche auf der Plattform angefeindet haben, was schließlich zu einer tödlichen Messerstecherei führte.
Außerdem spricht sich der französische Präsident Immanuel Macron dafür aus, dass die EU ein Verbot für Soziale Medien für unter 15-Jährige auf den Weg bringen soll. Würde die EU nicht baldig einen Prozess dazu einleiten, möchte Macron das Verbot in Frankreich trotzdem in den nächsten Monaten durchsetzen. Auch für diese Reaktion war eine Messerattacke der Auslöser: Bei einer Taschenkontrolle in einer Schule stach ein 14-jähriger Schüler auf einen 31-jährigen Schulhelfer ein. Macron wies darauf hin, dass es sich dabei nicht um einen Einzelfall handle. Laut ihm seien die Sozialen Medien einer der Faktoren für die Gewalt unter Jugendlichen.
Österreich und die EU im Blick: Der zukünftige Weg

Auch in Österreich wächst die Sorge vor der Radikalisierung Jugendlicher über soziale Medien. Der islamistisch motivierte Messerangriff in Villach im Februar 2025, bei dem ein 14-Jähriger getötet wurde, und die gestoppten Anschlagspläne zweier Jugendlicher auf die Taylor-Swift-Konzerte im Vorjahr in Wien zeigen, wie stark sich extremistische Inhalte über soziale Plattformen verbreiten. Nach dem jüngsten Schulattentat in Graz fordert die Regierung nun strengere Altersbeschränkungen für soziale Netzwerke.
Zusätzlich reagierte das Bildungsministerium bereits mit einem seit dem 1. Mai geltenden bundesweiten Handyverbot an Pflichtschulen im Unterricht, als Maßnahme gegen digitale Ablenkung und problematische Inhalte. Viele Lehrkräfte begrüßen das Verbot, da es die Konzentration der Schüler*innen fördere und sie vor schädlichen Inhalten schütze. Kritisiert wird jedoch, dass dadurch digitale Kompetenzen zu kurz kommen und der sinnvolle Einsatz von Smartphones im Unterricht eingeschränkt werde.
Die österreichische Regierung spricht sich nun allerdings, ähnlich wie Macron, für eine Verschärfung des Zugangs zu sozialen Medien für Minderjährige aus. Bundeskanzler Christian Stocker nannte ein Alterslimit als eine Option. Auch Vizekanzler Andreas Babler forderte ein Verbot sozialer Medien für unter 15-Jährige, idealerweise auf europäischer Ebene und begründete seinen Vorschlag mit dem bereits geltenden Verbot der Verarbeitung von Daten unter 14-jährigen durch Plattformen. Auch andere Länder, so Griechenland, Spanien und Belgien, drängen bereits darauf ein Mindestalter für Social Media in der EU einzuführen.
Befürworter*innen solcher Maßnahmen sehen darin ein deutliches Signal gegen die Gefahren von Online-Radikalisierung aber auch gegen Sucht und gesundheitliche Belastungen für junge Menschen. Eine gemeinsame europäische Lösung könnte ein wichtiges Zeichen setzen und die Plattformen stärker in die Pflicht nehmen. Der bereits geltende Digital Services Act zeigt, dass es auf EU-Ebene möglich ist, einheitliche Regelungen für den digitalen Raum zu schaffen.
Expert*innen betonen jedoch, dass Alterslimits allein keine umfassende Lösung darstellen. Technisch wäre es möglich, doch ob man gegen die großen Plattformen wirklich durchkommt, ist unklar. Stimmen aus der Wissenschaft mahnen daher an, dass es neben Regeln auch andere Maßnahmen und mehr Medienkompetenz brauche, um langfristig etwas zu verändern. Auch Vertreter*innen der Digitalbranche stehen der Debatte zurückhaltend gegenüber. Man solle erst abwarten, wie sich bestehenden EU-Regelungen wie der Digital Services Act auswirken, bevor neue Gesetze diskutiert werden.
Über die Autorinnen

Yasmin Dober ist 21 Jahre alt und studiert im 4. Fachsemester Medienmanagement an der FH St. Pölten. Sie liebt Geschichten: in Büchern, Filmen, Musik oder auch auf Reisen. Den Kopf frei bekommt sie am besten beim Sport in der Natur.
Bild: Daniel Eichinger
Kontaktoption: mm231013@fhstp.ac.at

Emma Karner ist 21 Jahre alt und studiert im 4. Fachsemester Medienmanagement an der FH St. Pölten. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit kreativen Hobbys, sportlich in der Natur oder beim Reisen.
Bild: Hannah Karner
E-Mail: mm231002@fhstp.ac.at
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