Von SMS zu Dark Social

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Der in die Jahre gekommene Kurznachrichtendienst SMS bietet weder uneingeschränkte Multimedialität (MMS) noch unbeschränkte Zeichenanzahl an, dennoch war er ein wichtiger Bestandteil im Laufe der Entwicklung hin zu den Instant Messengern. Mittlerweile bevorzugt die Mehrheit der Mobilfunkkunden die Möglichkeit, die multimedialen und zeichenunbeschränkten Messenger-Dienste, auch als Dark Social bezeichnet, zu nutzen.

Das Ende der SMS-Ära
Die ersten Überlegungen zur Entwicklung eines Textnachrichtensystems über das Telefonetz gab es bereits sehr früh. An der Entwicklung des Kurznachrichtendienstes waren die Deutsche Bundespost, die PTT, die norwegische Telenor sowie die britische Vodafone beteiligt, die am 2. Dezember 1992 den Durchbruch schafften und die erste Kurznachricht versenden konnten. Diese auf 160 Zeichen beschränkten Nachrichten wurden anfangs gratis zusätzlich zur Mobiltelefonie angeboten, erst nach dem überraschenden Erfolg begannen die Mobilfunkunternehmen für Short Message Services Gebühren einzuheben.
Das Potential von Kommunikation via Messenger beziehungsweise Onlinekommunikation wurde bereits früh entdeckt. Europas erstes Internetportal für Handybenutzer war sms.at, das es bereits 1999 ermöglichte, kostenlos Kurznachrichten online zu versenden.
Konnten beim Angebot Short Message Service (SMS) nur kurze, in der Regel 160 Zeichen, formatlose Textnachrichten verfasst werden, erlaubte EMS bereits das Erzeugen von längeren Nachrichten, die auch Formatierung (fettgedruckt, schräggestellt u. ä.) und Emoticons enthielten.
Mit der MMS wurde es möglich, Nachrichten mit multimedialem Inhalt zu verschicken. Eine Multimedia Message darf dabei aus beliebig vielen Anhängen beliebigen Typs bestehen. Damit ist es möglich, simple Texte mit bis zu 30.000 Zeichen, komplexe Dokumente, Bilder und sogar kurze Videosequenzen an einen oder mehrere Empfänger zu verschicken.

Instant Messenger vs. SMS
Mit der immens großen Anzahl an durchschnittlich 42 Milliarden täglich gesendeten WhatsApp Nachrichten kann die SMS seit einigen Jahren nicht mehr mithalten. Nach der Entwicklung von WhatsApp 2009 wurde ein regelrechter Einbruch der täglich versendeten Kurznachrichten verzeichnet.
Die Anzahl der über das Smartphone gesendeten Nachrichten steigt immer noch an, wo 2012 noch 14,7 Billionen Nachrichten versendet wurden, werden 2017 bereits 28,2 Billionen weltweit versendete Nachrichten über diverse Kanäle erwartet. Um die steigende Anzahl der verschickten Nachrichten zu unterstreichen, wuchsen ebenso die Nutzerzahlen von WhatsApp enorm. Wo die Zahl der aktiven Nutzer im Jahr 2013 noch 200 Millionen waren, wurde im Februar 2016 die 1 Milliarden Marke überschritten.

Dark Social
Sobald man sich mit dem Thema Instant Messenger beziehungsweise Social Media beschäftigt, sollte auch der Begriff „Dark Social“ betrachtet werden. Der Begriff stammt von Alexis Madriga, einem amerikanischen Journalisten, der die Traffic-Quellen von „The Atlantic“ analysierte und feststellte, dass mehr als die Hälfte der Clients über nicht zuordenbare Quellen kamen.
“84 Prozent von allem Content, der weltweit geteilt wird, wird über Instant Messenger, Email oder SMS geteilt.” , so Radium One. Dabei unterscheidet sich dieser Dark Social Traffic von den öffentlich zugänglichen Social Media Channels wie Facebook, welcher einfach messbar und einer größeren Userzahl zugänglich ist. Fast jeder hat bereits ein lustiges Meme an einen Freund mittels Messenger weitergeleitet. Genau das ist Dark Social.

Die beliebtesten Messenger
Um nun näher auf die aktuell beliebten Instant Messenger einzugehen, werden hier zunächst einige wichtige Messenger kurz benannt.
Auf Platz 1 der populärsten Instant Messenger befindet sich mit großem Abstand WhatsApp , welches mittlerweile über 1 Milliarde Nutzer aufweisen kann. In einer österreichischen Umfrage wurde 2015 herausgefunden, dass bereits 80% der befragten Personen im Alter von 15 – 69 Jahren WhatsApp auf ihrem mobilen Gerät verwenden.
Weitere beliebte Messenger in Österreich sind Telegram, Signal und Threema.
Telegram hat im Gegensatz zu WhatsApp nur 100 Millionen aktive Nutzer, aber auch hier ist die Nutzerzahl tendenziell steigend. Die als sicher geltenden Instant Messenger Threema, welches als einziges der genannten Apps kostenpflichtig ist, und das von Snowden am liebsten verwendete Messaging App Signal, sind aus heutiger Sicht von den hohen Nutzerzahlen von WhatsApp noch weit entfernt.

Interoperabilität – vermissen wir die SMS?
In Zukunft soll es möglich sein, nicht nur innerhalb eines Messengers mit Personen zu kommunizieren, sondern ausgehend von einem Messenger, Nachrichten an andere Messenger zu versenden. Dazu ein Beispiel: Person X verwendet WhatsApp und möchte Person Y via Messenger eine Nachricht senden. Person Y ist aber kein WhatsApp User, sondern ein Signal User, trotzdem können aber beide via Messenger miteinander kommunizieren. Die Mobilfunkunternehmen plädieren ebenso zu einer Interoperabilität und fordern gleiche Spielregeln , sowohl für die umfassend regulierten Telekommunikationsunternehmen als auch die frei agierenden Over-The-Top-Player wie WhatsApp. Die Idee der Interoperabilität erinnert stark an das System des Short Message Service, würde aber den KundInnen Wahlfreiheit überlassen. Die Frage wann das auf Kurznachrichten basierende System sein Comeback feiert bleibt jedoch noch offen.

 

Copyright: Jutta Köppel

Über die Autorin
Jutta Köppel ist Studentin des Bachelorstudiengangs Medienmanagement an der FH St.Pölten. Als Ausbildungsschwerpunkte hat sie Contentmanagement, Marketing und Sales sowie Bewegtbild und Online gewählt. Außerdem engagiert sie sich in der Österreichischen Hochschülerschaft der FH St.Pölten als Jahrgangsvertretung und Referentin für Öffentlichkeitsarbeit.

Artikel verfasst im Sommersemester 2016.