Sogenannte Zeitungsenten, also Falschmeldungen durch Medien verbreitet, entstehen aus verschiedenen Gründen und sind ein bekanntes Phänomen. Trotzdem scheint sich die Verunsicherung über den Wahrheitsgehalt von Berichterstattungen in letzter Zeit vergrößert zu haben. Auch das Internet spielt hier eine entscheidende Rolle.
In einer Zeit, in der alles immer schneller wird müssen auch die Medien ihre Geschwindigkeit anpassen. Informationen sollen schnell und am besten vor der Konkurrenz bei den Menschen ankommen. Unter dem Druck als erstes Medium die neusten Entwicklungen zu einem heißen Thema zu präsentieren werden oft Informationen,die noch unbestätigt sind und sich in der Folge auch als falsch herausstellen können veröffentlicht. Ein Vorfall dieser Art geschah zum Beispiel bei der Berichterstattung über den Hintergrund des Täters bei einer Messerattacke in Grafing bei München im Mai 2016.Besonders wenn sich die Geschehnisse überschlagen, kann es zu unterschiedlichen Berichterstattung durch verschiedene Medien kommen, damit kann Unsicherheit beim Publikum entstehen wem man in dieser Situation glauben soll. FalscheBerichterstattung der Medien, egal ob es sich um eine unbewusste inkorrekte Darstellung oder eine bewusste Täuschung handelt, nennt man Zeitungsente. Der „Ehrenkodex für die österreichische Presse“ des österreichischen Presserats legt die „Genauigkeit und Korrektheit der Recherche“ als „oberste Verpflichtung von Journalisten“ fest. Ebenfalls ist dort festgelegt, dass sobald eine Redaktion seine Falschmeldung erkennt eine Richtigstellung als Selbstverständlich zu erachten ist. Die Mitgliedschaft beim Presserat ist allerdings freiwillig, Medien die das nicht sind müssen sich also nicht nach dem Ehrenkodex richten. Auch der deutsche Presserat legt in seinem Presskodex fest „Die Achtung vor der Wahrheit, (…) und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.“
Das Phänomen der Falschmeldungen gibt es natürlicherweise schon seit journalistisch gearbeitet wird. Einige dieser historischen Zeitungsenten sind heute bereits legendär. Ein aktuelles Beispiel für bewusste Täuschung ist das falsche Interview von Bild-Herausgeber Kai Diekmannmit Jan Böhmermann zur Erdogan-Affäre im April 2016. Jüngst hat sich allerdings eine Diskussion über die Glaubwürdigkeit der klassischen Medienangebote entstanden welche über das natürliche Bewusstsein über Zeitungsenten hinausgeht.Massenmedien hatten bis zum Beginn des Internetzeitalters die Funktion des Gatekeepers nahezu alleine inne und ihnen war die Entscheidung über Veröffentlichung oder Zurückhaltung von Informationen über. Auch wenn es nicht übermäßig präsent war: Massenmedien bestimmen aus ihrer Rolle heraus die Informationsagenda.In der Folge ist vielerorts bereits von einer Glaubwürdigkeitskrise der Medien zu lesen. Für die einen haben die Medien das Vertrauen ihres Publikums selbst verspielt für andere ist das Publikum schlichtweg kritischer geworden. Jedenfalls hat sich das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Mediennachgewiesenklar reduziert.
Generell darf nicht davon ausgegangen werden, dass Zeitungsenten unerkannt bleiben, da für diese Annahme keine Beweise vorliegen. Vielmehr muss vom 3rd-Person-Effekt ausgegangen werden, der beim Erkennen von Zeitungsenten auftreten kann. Dieses Phänomen führ dazu, dass man annimmt, andere würden im Gegensatz zu einem selbst, die Falschmeldung nicht als solche erkennen. Darüber hinaus ist ein gewisses Maß an Medienkritik dem Publikum durchaus zumutbar. Außerdem können Zeitungsenten, wurden sie enttarnt, einen gewissen Unterhaltungswert aufweisen.
AUTORIN
Lena Grießer