Trug und Wirklichkeit in der Maske

Wenn man im Rampenlicht steht, führt der Weg unweigerlich in die Maske. Sorgen MaskenbildnerInnen dafür, dass in den Medien stehende Persönlichkeiten ihre wahren Seiten überdecken? Wie viel Maske ist notwendig, wann trügt der Schein?

Im SUMO-Gespräch mit der ORF-Visagistin Andrea Lehner gab diese Einblicke in ihren Beruf als Berufung und erzählten von ihren Erlebnissen mit prominenten KundInnen.
Als Andrea Lehner, die seit 20 Jahren als leitende Maskenbildnerin im Landesstudio des ORF in Linz tätig ist und zudem ein eigenes Kosmetikprodukte-Label hat, von ihrer Arbeit erzählt, beginnt sie zu strahlen. „ Was mir am besten gefällt? Ich kann das Optimale aus jedem Gesicht herausholen. Ich kann aus jedem etwas Besonderes machen, ohne, dass er geschminkt ausschaut.“
Berührungsängste hat sie keine. Diese wären in ihrem Beruf auch fehl am Platz, da man als VisagistIn gewissermaßen in die Intimsphäre der KundInnen eindringt, wie sie sagt. Das ist aber nicht negativ, sondern führt oft dazu, dass sich interessante Gespräche ergeben.

Bescheidene und schwierige KundInnen

„Meine Erfahrung mit Prominenten ist, je prominenter sie sind, umso bescheidener sind sie. Patrick Swayze oder Christopher Lambert, zwei berühmte Schauspieler, die ich schminken durfte, sind dankbar, wenn man mit ihnen ganz normal umgeht. “ Auch die Schauspielerin Anja Kruse, die Opernsängerin Elina Garanča oder Bundeskanzler Werner Faymann saßen bei ihr in der Maske.

 

„Natürlich gibt es auch schwierige Schauspieler. Vielleicht ist gerade eine schwierige Szene zu spielen. Aber hier sollte der/die MaskenbildnerIn umso mehr ausgleichen.“
Schauspieler sind es vor allem, die auf das geschulte Auge und das Feingefühl der VisagistInnen und MaskenbildnerInnen angewiesen sind. Mit dem Make-up, das sie für die Bühne oder für die Filmproduktion benötigen, entsteht auch die Rolle, die sie verkörpern. Die Maske verleiht Selbstsicherheit, ebenso wie sie vieles überdeckt und verschönert, aber auch verfälscht. Die Macht von Make-Up erkennt man immer wieder, denn zwischen Fotographien, auf denen die berühmte Person geschminkt zu sehen ist und Bildern, die sie natürlich zeigen, liegen oft Welten.
Stars müssen schlussendlich sich selbst gut verkaufen. Dazu gehört ebenso ein makelloses Auftreten wie ein optimales Styling. Um perfekt in Szene gesetzt zu werden, kümmern sich zuletzt auch eigens angestellte PR-Profis und persönliche StylingberaterInnen.

Täglich in die Maske

FernsehmoderatorInnen sind mit dieser Sachlage ebenso gut vertraut. Für sie ist der Besuch der Maske Bestandteil ihres Arbeitsalltags. Hier werden sie für die Sendung vorbereitet und können sich mit KollegInnen und ihrem/ihrer MaskenbildnerIn des Vertrauens austauschen. „Meist wird über eine Stunde für den Aufenthalt in der Maske einberechnet. Es hängt aber natürlich von tagesaktuellen Situationen ab“, so Andrea Lehner. „Wenn ModeratorInnen zur Sendung gehen, merkt man, dass sie eine andere Haltung einnehmen und anders sprechen. Sie wissen, wen sie darstellen und welche Botschaft sie vermitteln müssen.“
Die Oberösterreich-Heute-Moderatorin Maria Theiner ist derselben Meinung, als sie im SUMO-Gespräch im Landesstudio Linz zu ihrer Meinung bezüglich der Wirkung von Make-Up befragt wird. Für sie ist das Styling vor allem dann ein Schutz, wenn man beispielsweise plötzlich improvisieren muss. Da sollte man sich nichts anmerken lassen und mit einer professionellen Haltung auftreten. „Das Make-Up trägt natürlich dazu bei, dass man sich wohlfühlt“, sagt sie, als sie für die Live-Sendung vorbereitet wird.

 

Vielfach PolitikerInnen profitieren vom Geschick der Maskenbildner, wenn sie zu einem Fernsehauftritt geladen werden. Viele sprechen hierbei beinahe von einer Medieninszenierung, zu der auch Beleuchter, Tontechniker und Regisseure ihren Teil dazu beitragen. Kleine Volksvertreter werden größer dargestellt, blasse RepräsentantInnen werden ins rechte Licht gerückt und Hautrötungen, Augenringe und dergleichen werden so überdeckt, dass sie erst gar nicht erkennbar sind. Auf der einen Seite möchte sich jede/r KandidatIn von der besten Seite präsentieren, andererseits kann die veränderte Darstellung der eigenen Person auch als unnatürlich erachtet werden und in gröberen Fällen als Manipulation gesehen werden.
Hier betritt man den heiklen Bereich der Medienmanipulation. Wo aber beginnt sie und wo hört sie auf? Es ist ohnehin bekannt, dass man als RezipientIn nicht alles glauben sollte, was in den Medien verbreitet wird, sondern durchaus Augenmerk auf das Verhalten der PolitikerInnen legen und unterschiedliche Auftritte dieser Person miteinander vergleichen. Auch weiß man meist nicht wer hinter der geplanten Inszenierung genau steckt oder noch konkreter: welches Spiel gespielt wird. Möchte man als RezipientIn dieses Spiel überhaupt mitspielen? Viele dieser Fragen bleiben ohne ausgiebige Eigenrecherche wohl ungeklärt.
Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen liegt bei Prominenten wie bei durchschnittlichen BürgerInnen vor. Durch eine Maske kann einerseits eine Rolle eingenommen werden, andererseits wird dadurch auch Sicherheit geboten. Viel mache die innere Ausstrahlung aus, wie die ORF-Visagistin abschließend betont. Diese gilt es hervorzuheben und mittel passenden Stylings zu unterstreichen.