Print-Design als Markentool

Copyright: pexels/kaboompics

Wenn man an Magazine denkt, stellt man sich auffällig und ansprechend gestaltete Hefte vor. Obwohl es heißt, die Empfindung von Schönheit sei Geschmackssache, ist dies weniger der Fall als die Meisten denken.

SUMO diskutierte mit Christine Moosmann, Jurorin bei den „European Design Awards“ und früher Chefredakteurin von NOVUM, sowie Maya Schneeberger, Jurorin bei den „Swiss Print Awards“ und ehemalige Geschäftsführerin von DESIGNERDOCK und INTERACTIVE DOCK, über Design als Notwendigkeit bzw. Komponente wirtschaftlichen Erfolgs. 

 Bereits Mitte der 1970er Jahre erstellte Dieter Rams, ein bekannter deutscher Designer, seine zehn Thesen für gutes Design. Obwohl Rams im Produktdesign tätig ist, können seine Thesen durchaus auch in anderen Bereichen angewandt werden. Die Thesen, die bei der Auswahl des Designs in der PrintBranche wahrscheinlich die wichtigste Rolle spielen sind, dass gutes Design innovativ, ästhetisch und langlebig sein muss. Ästhetik kann nach dem Duden als „Schönheitssinn“ bzw. der Empfindung von Schönheit definiert werden. Schönheit liege im Auge des/der Betrachters/in, sagt man geläufig, was die Frage aufwirft, ob man etwas wie Design und Kreativität überhaupt objektiv bewerten kann.  

Christine Moosmann stellt dazu fest: „Ja, das funktioniert tatsächlich ganz automatisch. Gutes Design ist erkennbar und das ist auch keine Geschmacksfrage, sondern das lässt sich tatsächlich an objektiven Kriterien festmachen.“ Maya Schneeberger ist ähnlicher Auffassung: „Ja, ich denke schon. Es gibt auch Kreativität, die keinen Sinn macht und trotzdem ist sie kreativ. Irgendwo steckt eine Idee dahinter und wichtig ist vor allem, dass man eine Idee sieht. Die Idee soll über alle Prozesse durchgezogen werden und nachvollziehbar sein. Überall wird diese Idee eingebracht, sei es bei der Wahl der Farben, Formen, Typografie oder Bildsprache.“ Bei den „European Design Awards“ gibt es neben einer Kategorie für Print-Design von Magazinen noch eine Vielzahl an weiteren, die sich etwa mit der Website-Gestaltung, E-Commerce oder Musik und Film beschäftigen. Der/Die Gewinner/in wird je nach Kategorie durch die verschiedensten Punkte bestimmt. Ein eingereichter Beitrag, welcher der Jury nach nicht in die Kategorie passt, für die er eingereicht wurde, wird in eine passendere verschoben. Die „Swiss Print Awards“ dagegen bewerten Konzept, Form und Umsetzung mit Fokus auf druckspezifische Besonderheiten, sowie die gestalterische Qualität, um die Zielgruppe zu erreichen. 

Christine Moosmann nach werden die aus dem PrintBereich eingereichten Werke wie Magazine oder Kataloge zuerst von jedem Jurymitglied einzeln unter die Lupe genommen und anschließend miteinander diskutiert. Eine Besonderheit hierbei sei jene, dass trotz der individuellen Begutachtung und Bewertung oft dieselben Werke favorisiert werden. Damit hebt sich die Bewertung von Kreativität, Design und Ästhetik in der Medienbranche klar von der in anderen ab. Das ist insofern interessant, da aus einem Experiment, das von Max-Planck-ForscherInnen an der New York University 2018 durchgeführt wurde, Menschen zwar einheitlich über von der Natur gezeigte Dinge urteilen, sich die Meinungen bei vom Menschen geschaffenen Dingen wie Kunst jedoch stark scheiden. 

Die Änderung des Designs 

Hinsichtlich Erstellung des Designs sprach Maya Schneeberger immer wieder davon, dass es extrem wichtig sei, in erster Linie an die Zielgruppe zu denken. Für sie gehe es darum, die Idee, die sich im Thema des Magazins widerspiegelt, so darzustellen, dass sie nicht nur den/die Leser/in zum Weiterlesen anrege, sondern dem Werk Persönlichkeit verleihe. Textgefäße, Bildsprache, Piktogramme, Art und Gewicht des Papiers, jeder einzelne Bestandteil trage laut ihrer Auffassung nach zu der Vermittlung von Emotionen und Informationen bei. Das Layout und Design bieten also nicht nur eine ästhetische Untermalung für den Text, sondern vermittelt dem/der Leser/in auch Informationen über die Qualität. 

Doch wann und wie ändert man das Design am besten? Christine Moosmann, ehemalige Chefredakteurin von NOVUM, sagt, dass es wichtig sei auch als etablierte Zeitschrift in Sachen Design immer am Puls der Zeit zu bleiben. Bei NOVUM wurde vor einigen Jahren ein komplettes Re-Design vorgenommen. Laut Moosmann wurden über eine lange Zeit immer wieder kleine Anpassungen gemacht, welche die LeserInnen oft nicht bemerkten. Das Potential war aber irgendwann ausgeschöpft und so wurde schließlich ein umfassendes Re-Design notwendig. Maya Schneeberger meint hingegen, dass auch bei einem Re-Design größere Schritte getätigt werden sollten. Bei diesen „größeren Schritten“ gehe man im Grunde ähnlich vor wie bei der Erstellung eines komplett neuen Designs. Man müsse sich darüber Gedanken machen, was man als Erstes ändere und welche Auswirkungen das auf das Gesamtbild habe. Die Jurorin erklärt das Ganze anhand des Beispiels der Schriftänderung. Bei der Änderung der Schrift müsse man sich über die Leseführung Gedanken machen, denn die sorge für eine klare, übersichtliche Struktur. Weiter gehe es mit, was man liest, wie die neue Schrift sich im Vergleich zur alten verhält, welche anderen Schriftarten und Bilder verwendet wurden. Oft passe die Bildsprache nicht mehr dazu, denn wenn man sich für ein klassische Serifenschrift entschieden hat, sollte man dann nicht auch noch zu feine Bilder verwenden. Es gehe darum, einen ausgleichenden Kontrast zu finden, erklärt die Expertin. 

Eines steht aber für beide fest: dass obwohl Design allein keiner Zeitschrift den Erfolg oder das Überleben sichern könne, es eine essentielle Komponente für den Erfolg ausmache. „Der Printmarkt ist nicht tot, aber er verändert sich. Es reicht nicht mehr irgendetwas zu drucken. Es muss Qualität sein, denn die Sachen die das bieten, die haben dann auch Bestand“, postuliert Christine Moosmann. 

 von Christopher Sochor