Neue Medienkanäle der Reisevermarktung

Am 19. und 20. November 2016 fand die Messe „ReiseSalon 5.0“ im Schloss Schönbrunn statt. SUMO hat mit BloggerInnen, AusstellerInnen und Veranstaltern darüber gesprochen, wie sich die mediale Reisekommunikation verändert hat.

Welche neuen, alternativen Wege schlagen heutige potenzielle TouristInnen ein in puncto Informationen über unbekannte Destinationen und zur Erfüllung ihres Reiseglücks? Welche bereitgestellten Informationen fallen ihnen leichter zu?

Neue Wege der Informationsübermittlung

Samstagnachmittag im Schloss Schönbrunn: Inmitten der historischen Mauern läuft plötzlich ein Elefant an den BesucherInnen vorbei. Sekunden später ändert sich die Landschaft und ein Krokodil springt in den Fluss. Kurz danach befindet man sich im Regenwald und beobachtet Affen beim Spielen miteinander. Dann wird es schwarz und man sieht nichts mehr. Der/Die BesucherIn setzt die Virtual Reality-Brille ab, befindet sich nicht mehr in Tansania, sondern wieder in Wien und verarbeitet diese Erlebnisse am besten gleich am Stand nebenan, wo belgische Schokolade angeboten werden. Heutzutage wollen die Reiseinteressierten nicht nur Informationen „sehen“ durch Bilder in einem Katalog. Sie wollen die Reise mit allen fünf Sinnen miterleben, um genügend Information bereitgestellt zu bekommen.

Akwaba Afrika, ein österreichischer Reiseveranstalter mit einer Spezialisierung für Afrikareisen, bietet deshalb Informationen zum „Hören“, „Sehen“ und „Mitfühlen“ an. Im SUMO-Gespräch erzählt das Team von Akwaba Afrika von ihren Dreharbeiten in Tansania. „Heutzutage reichen schöne Bilder in einem Reisekatalog oder einer Broschüre nicht mehr aus. Die Menschen wollen mit allen Sinnen in ein Land eintauchen, ein Teil der Reise und der Kultur sein. Deshalb haben wir mehrere Monate in Afrika verbracht und dieses Video gedreht. Der oder die Reiseinteressierte kann direkt den tansanischen Flair spüren, sehen und hören durch VR-n.“

Da es sich bei Reiseunternehmen (Reiseveranstalter, Reisebüros und Hotellerie) oft um solche mit viel Tradition handelt, hat man lange gebraucht, um vom herkömmlichen Informationskanal der gedruckten Reiseführer loszukommen. Mittlerweile kommunizieren sie ihre Inhalte digital, Avanciertere zeigen eigens produzierte Videos auf ihren Plattformen und via Virtual Reality.

Ein weiterer Trend ist die Zusammenarbeit von Reiseunternehmen mit ReisebloggerInnen. Ein Artikel eines Bloggers empfindet die Kundin oft persönlicher als eine rein faktische Beschreibung einer Zielregion. Deshalb engagieren viele Reiseunternehmen BloggerInnen, um neue Destinationen zu vermarkten. Die Unternehmen übernehmen die Kosten die während der Reise anfallen und im Gegenzug erfahren potenzielle KundInnen durch den bzw. die BloggerIn Vor-Ort-Informationen inklusive Erlebnisse und „Do’s & Don’t“. Natürlich auch gleich, bei wem man die Reise buchen soll.

(C) Vanessa Birngruber

Photo: (C) Vanessa Birngruber

BloggerInnen als Bindeglied zwischen Unternehmen und TouristInnen

Mit dem Titel „Ich will lieber heute fortfahren als morgen“ gewann Theresa Steinkellner, die den Blog „travelwoman.at“ betreibt, den „ReiseBloggerSlam 2016“. Der Slam war eines der Messe-Highlights. Acht ReisebloggerInnen bekamen die Aufgabe, ein Gedicht über Reiseglück und ihre eigenen Reisen zu verfassen. Alle TeilnehmerInnen hatten drei Minuten Zeit, um die BesucherInnen mit ihrer vorgetragenen Lyrik zu begeistern – Poesie als Waffe im Duell: ein neuer Weg, um Phantasien zu generieren.

ReisebloggerInnen sind nunmehr ein wichtiger Bestandteil der Business-to-Customer-Kommunikation. Als menschliche Navigationssysteme leiten sie durch den „ReiseSalon“, erzählen je nach ihrer Spezialisierung von verschiedenen Destinationen, halten Vorträge, geben Insider-Infos weiter und publizieren. Elene Paschinger, Betreiberin von „creativelena.com“: „Es ist schön, wenn man für seine Erfahrungen und Arbeit wertgeschätzt wird. Die Menschen wollen neue Orte sehen und die Aussteller geben die Rahmenbedingungen dafür. Wir ReisebloggerInnen sind das Bindeglied und erzählen zusätzlich Geschichten von unseren Reisen, die sonst in keinem Katalog vorkommen.“

Informationsquelle: Reiseblog

Travelbrain ist ein Consulting-Unternehmen, das sich auf den Reisemarkt spezialisiert hat. Sie verglichen in einer Marktanalyse bezüglich bereitgestellter Informationsangebote den Informationsoutput, den BloggerInnen ihren Kunden (sowohl Reiseinteressierten als auch Reiseunternehmen) liefern. Daraus ging hervor, dass ein/e ReisebloggerIn über den Flug, das Essen an Bord, die Flughäfen, die Hotels in denen er/sie schläft, das Reiseziel selbst, die Aktivitäten und Trips die man dort machen kann und was man dabei fühlt, schreibt. Dabei kommt man auf einen Informationspool von bis zu 30-40 Artikel pro Destination. Orientiert man sich an dem Output von bereitgestellten Informationen, sind Reiseblogs die neuen, alternativen Wege der Informationsbeschaffung für Reiseinteressierte. Doch welche bereitgestellten Informationen fallen den potenziellen TouristInnen leichter zu dekodieren?

Der „ReiseSalon“ und potenzielle TouristInnen haben eines gemeinsam: Beide Seiten setzen auf die Zusammenarbeit von Reiseunternehmen und ReisebloggerInnen. Den ersten Schritt machen die BloggerInnen, indem sie sehr viele Informationen über die unbekannten Destinationen durch ihren Blog zur Verfügung stellen, die für die Reiseinteressierten einfach zu dekodieren sind. Doch ein Artikel mit Bildern reicht dem bzw. der Reiseinteressierten nicht, um eine Reise zu buchen. Da kommt das Reiseunternehmen ins Spiel und gibt dem Wissbegierigen weitere Informationen mit Videos, VR-Reisen und konkreten Angeboten. Das Zusammenspiel beider Seiten ist der neue Weg, um die Lust am Urlaub zu befriedigen wie auch neuen Medienkanälen Profit zu generieren.

 

Headerphoto: (C) Adiamin Zahic