Um die niedrigsten Preise zu finden, konsultieren immer mehr Menschen das Internet und kommen dabei nicht an diversen Vergleichsportalen vorbei.
SUMO sprach darüber mit Reinhold Baudisch, dem Geschäftsführer von „durchblicker.at“, mit Markus Nigl und Michael Nikolajuk, dem Geschäftsführer und dem Marketingleiter von „geizhals.at“, sowie mit Gabi Kreindl, Versicherungsexpertin im Verein für Konsumenteninformation.
„durchblicker.at“ verzeichnet durchschnittlich bis zu 800.000 Unique User pro Monat, bei „geizhals.at“ sind es sogar 3,5 Millionen. An diesen Zahlen erkennt man, dass Vergleichsportale in Österreich viel genutzt werden. Es gibt inzwischen kaum ein Produkt oder eine Dienstleistung, die durch solche Portale nicht abgedeckt werden – vom Urlaub über die Autoversicherung bis hin zur elektrischen Zahnbürste. Vergleichsportale entscheiden also inzwischen bei einer Vielzahl an KonsumentInnen, bei welchem Händler sie welches Produkt beziehungsweise welche Dienstleistung beziehen und zu welchen Konditionen. Da die Preislisten mehrmals pro Stunde aktualisiert werden, ist es möglich, jederzeit den günstigsten Preis zu finden. „Vergleichsportale werden von den KonsumentInnen sehr gut angenommen. Das Problem von Verbraucherschutzseite ist, dass oft unklar bleibt, welche Rolle das Portal hat und welche Anbieter überhaupt verglichen werden. Oft wird nicht der volle Markt abgedeckt“, berichtet Kreindl. Laut ihr sei noch einiges an Verbesserungspotential möglich, vor allem wenn es um die Transparenz und das Verständnis des Modells selbst gehe.
Wer warum gelistet wird
Das Auswahlverfahren variiert je nach Vergleichsseite, jedoch ist es das Ziel der meisten Vergleichsportale, dass ein möglichst breiter Umfang des Marktes wiedergegeben werden kann. Bei der Auswahl der gelisteten Unternehmen läuft es immer ähnlich ab. „Der Händler meldet sich bei uns oder wir kontaktieren ihn. Was einmal prinzipiell verlangt wird, sind grundlegende Fakten wie ein Handelsregisterauszug und ein Gewerbeschein. Danach werden die Preislisten von unserem Supportteam gecheckt und mit dem des Händlers abgeglichen“, so Geizhals-Geschäftsführer Markus Nigl über den Prozess. „Weiters kontrolliert werden gesetzliche Rahmenbedingungen wie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, das Impressum sowie das Einhalten von Widerrufs- und Fernabsatzrecht“. Im Grunde genommen würden jedoch die meisten Unternehmen auf den verschiedenen Plattformen abgebildet, nur in seltenen Fällen komme es tatsächlich vor, dass Unternehmen von dem Vergleich ausgeschlossen werden. „Ganz selten gibt es Ausnahmefälle. Aber wenn wir sehr häufig über einen Anbieter hören, dass dieser nicht seriös am Markt auftritt, dann kann es im Einzelfall schon mal sein, dass wir sagen, es ist besser, wir listen diesen nicht. Weil das wäre ja kein guter Rat den NutzerInnen gegenüber“, erklärt Durchblicker-Geschäftsführer Baudisch. Auch Schutzmechanismen wirken gegen unseriöse Händler. So gibt es bei einigen Portalen eine Meldung an das Supportteam, sobald der Preis zu weit unter dem der anderen Anbieter fällt. Die Preislisten, welche ständig automatisiert überprüft werden, können in diesem Fall vom Supportteam manuell geprüft werden und im Falle eines Fehlers schnell korrigiert werden. Markus Nigl meint, dass weder KonsumentInnen noch ein Händler in diesem Fall profitieren würden. Einzig allein das Vergleichsportal selbst würde zumindest finanziell profitieren, da im Falle eines zu niedrigen Preises die UserInnen durch zahlreiche Klicks den Umsatz angekurbelt hätten.
Geldfluss an die Portale
Da die Portale nicht nur eine hohe Vergleichsreichweite bieten, sondern auch ein Stück vom Umsatz abbekommen möchten, stellt sich die Frage nach deren Finanzierung. In der Regel funktioniert diese entweder auf CPC, also Cost per Click-Basis oder auf CPO, sprich Cost per Order. „Aktuell bekommen wir (Geizhals) für jeden Click so um die 30 Cent von einem Händler. Im Fall eines CPO-Vertrages bekommen wir einen gewissen Prozentbetrag als Provision“, erzählt Nigl. In der Regel komme es vor, dass sowohl die Händler den Kontakt zum Unternehmen suchen, als auch umgekehrt. Michael Nikolajuk, Geizhals-Marketingleiter, berichtet: „Als wir gewachsen sind, sind viele Händler auf uns zugekommen, aber irgendwann einmal hat man einen großen Händlerstamm. Dann wird es eher schwierig, dass diese aktiv auf uns zukommen, stattdessen versuchen wir aktiv auf die Händler, die wir noch nicht haben, zuzugehen.“
Einflüsse durch Äußere und Innere
Kaum ein Unternehmen, das Preisvergleiche durchführt steht alleine da. Zumeist sind diverse Gesellschafter oder Investoren an dem Geschäftsmodell beteiligt. „Wichtig ist, dass du als Vergleichsplattform niemanden als Eigentümer hast, der auf der Plattform mit verglichen wird“, sagt Baudisch. Durchblicker hat neben seinem Business Angle Hansi Hansmann auch weitere Gesellschafter, darunter der amerikanische Investor White Mountains, der 45% der Anteile hält. White Mountains ist zwar in der Versicherungsbranche tätig, jedoch nicht in Österreich und auch nicht im B2C-Bereich. Geizhals hat ebenso eine Vielzahl an Gesellschafter, der weitaus mächtigste mit 90% Anteil ist der deutsche Medienkonzern Heise Gruppe. Auch hier wird SUMO versichert, dass die Mediengruppe am operativen Teil des Unternehmens keinen Einfluss habe und dass bis auf die Nutzung von Synergien und diversen Kooperationen keine weitere Beziehung bestehe, da die Geschäftsbereiche doch zu unterschiedlich seien. Da auch der Werbeanteil nur einen sehr geringen Anteil des Gesamtumsatzes einer Vergleichsseite ausmacht, sind auch hier wenige Einflüsse zu erwarten. Einzig bei der Gestaltung des Newsletters können die Portalbetreiber ihren eigenen Interessen nachgehen. „Wir platzieren im Newsletter auch neuere, nicht ganz so bekannte Produkte oder Features. Der Hintergrund ist natürlich auch der, dass wir versuchen, auch unsere Breite darzulegen. Wir werden immer als sehr techniklastiger Preisvergleich für Unterhaltungselektronik und Hardware wahrgenommen. Aber inzwischen kann man auch andere Dinge bei uns bekommen“, erzählt Nikolajuk.
Zum Schutz der KonsumentInnen
Aus Sicht des Konsumentenschutzes sind Vergleichsportale jedoch noch nicht ganz userfreundlich gestaltet. So ergab beispielsweise eine Studie des Europäisches Verbraucherzentrum Österreich aus dem Jahr 2015, dass nur 11% der Vergleichsportale in der EU Kontaktmöglichkeiten angeben und lediglich 34% aufzeigen, wohin man sich im Beschwerdefall wenden kann. Auch Gabi Kreindl meint, dass fehlende Transparenz noch immer ein großes Problem sei. Vor allem im Versicherungsbereich gehe oft nicht klar für KonsumentInnen hervor, ob es sich um ein Versicherungsunternehmen im Vergleich handelt oder einem/r Makler/in. Auch wenn es für viele Menschen angenehmer sein mag, sich nicht mit einem/r Versicherungsberater/in zusammenzusetzten, da der Druck zum Abschluss groß ist, so weiß man oft nicht, wer einen bei einem Schadensfall beraten wird oder wie lange der Vertrag gilt. Frau Kreidl empfiehlt sich bei Vergleichsportalen immer zu fragen: „Sind alle oder möglichst viele Anbieter gelistet? Wie ist denn dieses Vergleichsportal finanziert? Wer zahlt da was wofür? Dann wird es schon ein bisschen klarer, was hier Sache ist.“
von Laura Sophie Maihoffer