ESports – Wahrer Sport oder doch nur Knöpfe drücken

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Ist ESports eine neue Form des Sports, oder immer noch ein Zeitvertreib für Stubenhocker? Um diese Frage zu beantworten muss Sport als Begriff beleuchtet werden. Ist ESports Sport oder gibt es doch noch zu große Differenzen mit dem klassischen Begriffsverständnis?

ESports wird nach wie vor belächelt. „Das ist doch kein richtiger Sport“ oder „Knöpfe drücken kann doch jeder“, lauten Meinungen. Dass ESports in den letzten Jahren ein Massenphänomen darstellt, kann als unumstritten angesehen werden. Fast jeder zweite Österreicher spielt Online. Die aktive ESportler Szene ist zwar auf die gesamte Community ausgeglichen und liegt bei 47% Frauen und 53% Männern, wird allerdings die Spielintensität höher, steigt auch der Anteil der männlichen Spieler. Bei „daily gamern“ liegt der Anteil bereits bei 67% Männern, womit sich schon zeigt, dass es eine Männerdominierte Szene ist.

Die Sportwelt will ESports bis heute nicht als neue Form des Sportes anerkennen und begründet es mit der fehlenden Aktivität der Akteure. Die Fans und Sportler der Szene entgegnen mit dem Vergleich zu Schach, Dart oder Sportschützen und werfen die Frage auf, worin sich die Aktivitäten der Sportler/Disziplinen unterscheiden. ESports hat auf Grund des Internet schnell an Bekanntheit gewonnen. Die Matches wie auch die Rezeption spielen sich virtuell über diverse Streaming-Plattformen ab. Von der ganzen Welt aus können Großereignisse, wie beispielsweise das „Global Masters – The eSports Celebration“ in der Veltins-Arena, verfolgt werden. Der ESports-Verband in Österreich hat seine Aufgabe darin gefunden, alle zur Verfügung stehenden Mittel bestmöglich zu nutzen und die Szene gegenüber der Gesellschaft und der Politik zu vertreten.

Was macht Sport eigentlich zu Sport?

Versucht man den Begriff Sport zu definieren, stößt man auf eine Vielzahl von Ansätzen. Eine allgemein gültige Definition kann allerdings heute noch nicht formuliert werden. Der Begriff „Sport“ hat sich im 20. Jahrhundert zu einem umgangssprachlichen, weltweit gebräuchlichen Begriff entwickelt. Deshalb kann eine präzise oder eindeutige Abgrenzung nicht stattfinden. Neben Einzelsportarten und Mannschaftssportarten gibt es auch noch Denksport, Kampfsport oder beispielsweise Schützensport als Varianten des Begriffs Sport. Diese Sportarten alle in einen Topf zu werfen ist zwar möglich, aber unpräzise und wenig zielführend. Differenzierungen sind geboten. Wirft man einen Blick auf die Geschichte des Sports im Allgemeinen, so kann man schon in den ersten Erwähnungen eine körperliche Aktivität und Anstrengung als Basis identifizieren. Die ersten Erscheinungen von Sport entstammen der griechischen Geschichte. Erst im 18. Jahrhundert kamen erste Erwähnungen von Sport im „modernen“ Verständnis vor. Es stand die aktive körperliche Bewegung im Vordergrund. So ähnlich verhält es sich auch, wenn man ESports einen Rahmen geben will. ESports ist eine Form von Sport, die hauptsächlich von elektronischen Systemen unterstützt wird. Die „Sportarten“, die Spiele, sind so unterschiedlich wie der Sport selbst vielfältig ist.

Die Faszination Sport und ESports

Wenn man den Vergleich von Eishockey- oder irgendeiner anderen Kontaktsportart –, und ESports herzieht, kann deutlich werden: bei ESport-Disziplinen fehlt die körperliche Auseinandersetzung mit dem Gegner. Vergleicht man nun ESports mit Eishockey oder einer anderen Kontaktsportart so ist dieser Vergleich allerdings etwas unpassend, da sich das Grundprinzip der beiden Sportarten nicht vergleichen lässt. Jedoch kann man ESports mit Schach oder einem anderen Denksport vergleichen. Beide Sportarten geizen mit der Bewegung der Akteure, somit kann man diese Ausprägungen als Denksport zusammenfassen. Die Herausforderung des Spiels wird in diesem Fall nicht maßgeblich über die körperliche und physische Komponente gewonnen, sondern über die kognitive Finesse der Akteure. Die Aktionen des Gegners müssen erkannt und taktisch gekontert werden. Darin liegen die Parallelen von Schach und ESports. Eine Besonderheit, die bei ESports hinzukommt ist die reaktionsschnelle Fingerfertigkeit, mit der die Controller bedient werden müssen.

Ein weiteres Problem von ESport ist zudem die Gewalt und das „Töten“ des digitalen Gegners in verschiedenen, sehr populären Spielen. Diese Kritik ist allerdings für viele ESportler nicht ganz schlüssig, denn wirft man einen Blick auf sämtliche anerkannte und olympische Sportarten wie Fechten, Boxen, Sportschützen, oder anderen Kontaktsportarten ist es genau diese Gewalt, die den Sport ausmacht. Beim Boxen ist ganz klar das Ziel den Gegner durch harte Treffer zur Aufgabe zu bewegen. Bei Sportschützen ist es zwar kein reales Ziel aber die Grundlage etwas zu „töten“ ist gegeben.

Wie kann nun die Welt des Sports verstanden werden und wo findet ESports seinen Platz? Der Sport hat sehr viele Ausprägungen und Formen des Verständnisses. Die Sportler duellieren sich auf verschiedenste Weise direkt wie indirekt, sei es die körperliche Komponente oder die geistige Raffinesse. So unterschiedlich die Auseinandersetzungen sind, so verschieden sind auch die Sportarten und Sportler. Doch eines verbindet sie: der Wettbewerb. Auch wenn ESports noch mit vielen Problemen zu kämpfen hat und seinen Platz in der Sportwelt noch finden muss, ist diese neue Form auf einem guten Weg zur Anerkennung durch das Publikum. Und in der Folge, zeitversetzt, wohl auch durch Sportfunktionäre, Sportförderinstitutionen sowie Sportveranstalter. Wird zurück gedacht an die Anfänge des modernen Massenphänomens, sind sie in den sogenannten „LAN-Partys“ zu finden, die Ende der 1980er Jahre Anfang der 1990er aufkamen. Waren diese Events ausschließlich für absolute Szene-Kenner und Computer-Freaks, liegen hier dennoch die Grundsteine für die heutige ESports-Welt. Aus belächelten, unter sich bleibenden Gruppen wurde eine Welt für neue Stars geschaffen.

Über den Autor

Alexander Pohn ist 26 Jahre alt und spielt seit dem 4. Lebensjahr Eishockey, zeitweise als Leistungssportler. Nach wie vor ist Sport in weiten Facetten ein bestimmendes Hobby. Seit 2017 studiert er auf der Fachhochschule St. Pölten Medienmanagement.

Email: mm171057@fhstp.ac.at