Guten Morgen, Klosterneuburg!

Seit rund neun Monaten tourt das mobile „Guten Morgen Österreich“-Studio durchs ganze Land. SUMO war am 14. November 2016 bei der Übertragung aus Klosterneuburg dabei und hat mit Menschen vor und hinter der Kamera darüber gesprochen, wie die Livesendung entsteht und wie sie sich seit der Erstausstrahlung weiterentwickelt hat.

Montagmorgen mitten in Klosterneuburg: Der Bäcker auf der gegenüberliegenden Straßenseite sperrt sein Geschäft auf, die ersten PendlerInnen machen sich auf den Weg Richtung Wien und langsam aber sicher lässt sich auch die Sonne blicken. Ein ganz normaler Morgen in Klosterneuburg – heute vor der Linse zahlreicher ORF-Kameras.

Die ORF Morningshow „Guten Morgen Österreich“ ist zu Gast in der Stadtgemeinde und das merkt man auch. Der Stadtplatz ist abgesperrt und macht Raum für das mobile Studio und zahlreiche Übertragungswägen. Neugierige EinwohnerInnen tummeln sich bereits in aller Früh vor dem Studio: Man ist stolz, dass das nationale Fernsehen die Heimatstadt groß in Szene setzt.

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Photo: (C) Martin Ziniel

 

Die Landesstudios als Routenplaner

Wo „Guten Morgen Österreich“ Halt macht, entscheidet die Redaktion des jeweiligen ORF-Landesstudios – im Fall Klosterneuburg das Team rund um Ursula Hofmeister. Sie ist Redakteurin im Landesstudio Niederösterreich und unter anderem für die Morgensendung verantwortlich. „Jede Gemeinde in Österreich ist interessant genug und hat etwas Besonderes“, betont sie im Interview mit SUMO.

Stehen die Orte fest, beginnt die Arbeit seitens der Produktionsfirma ip-media. Der zuständige Projektleiter Fabian Materna kümmert sich um die organisatorische Umsetzung. Bereits zwei Monate vor der Sendung wird ein Termin mit dem Bürgermeister der Gemeinde vereinbart und das Sendungskonzept besprochen. Vor Ort ist er für die Disposition und Organisation des Teams verantwortlich oder, wie er selbst sagt, „dass das Radl läuft“.

Das Konzept funktioniert

Jeden Tag ein anderer Ort, jede Woche ein anderes Bundesland – quotentechnisch scheint das Konzept mehr als aufzugehen. Der Marktanteil konnte von anfangs 11 Prozent auf bis zu 30 Prozent gesteigert werden. Mit 300.000 ZuseherInnen pro Tag hat der ORF die private Konkurrenz längst abgehängt – und auch die KlosterneuburgerInnen vor Ort scheinen begeistert zu sein. Neben einer Schulklasse, die mit ihrer Deutschlehrerin vorbeigekommen ist, sind vor allem ältere Personen vor dem Studio. Laut eigenen Angaben sind sie große Fans der Sendung und dementsprechend begeistert, dass diese auch bei ihnen Halt macht. „Wenn das Fernsehen mal im Ort ist, muss man ja vorbeikommen“, sagt eine ältere Dame.

Für Lukas Schweighofer, einer der Hauptmoderatoren der Sendung, sind die Leute vor Ort essentiell für das Sendungskonzept. „Es ist der Hauptcharakter der Sendung, dass man vor Ort ist und direkt vor der Haustür steht. Da überlegt man sich schon, wie man die Dorfbevölkerung einbinden kann.“ Je nachdem, wie groß der Andrang ist, adaptiert man Gesprächszeiten und Interviewlängen, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und trotzdem noch der Sendeuhr genau auf die Sekunde zu entsprechen. Die Zielgruppe ist breit gefächert, man möchte jede Altersklasse erreichen. „Es soll für jeden und jede etwas dabei sein. Als interne Zielgruppe sehen wir die Altersklasse 30+, auf die meistens auch die Tagesthemen zugeschnitten sind.“

Eine Sendung, viele Redaktionen

Die Beiträge der Sendung entstehen in der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Redaktionen. Neben jener des Landesstudios gibt es noch eine Zentralredaktion am Küniglberg: ein enormer organisatorischer Aufwand, der auch für Schweighofer eine Herausforderung darstellt. Für ihn heißt es nicht nur jede Woche ein anderes Bundesland aufzusuchen, sondern auch eine andere Redaktion. „Ich glaube, das tut mir persönlich sehr gut, weil du nie so schnell in ein starres Konstrukt hineinfällst und Dinge immer gleich handhabst. Du musst dich immer auf neue KollegInnen einstellen und wirst motiviert, Routinen zu durchbrechen.“

Die Sendung ständig im Wandel

An der Sendung selbst wurde und wird seit der Erstausstrahlung auch ordentlich gefeilt. Bis jetzt hat es sich nur um Kleinigkeiten gehandelt, wie etwa die Länge von Gesprächen oder Moderationspositionen. Ab 2017 soll aber noch gröber umstrukturiert werden. In qualitativen Untersuchungen hat man herausgefunden, was funktioniert und was nicht. „Einzelne Rubriken werden herausgenommen oder abgeändert, neue werden dazukommen“, verrät Lukas Schweighofer im Gespräch mit SUMO.

Ab 2017 wird man noch stärker auf Aktualität setzen: „Für mich ist das ein ganz wichtiges Thema, da es der Hauptgrund ist, warum Menschen in der Früh Medien konsumieren: Zu wissen, ob die Welt noch steht. Deswegen muss es Teil der Sendung ‚Guten Morgen Österreich‘ sein, auch außerhalb der halbstündlichen Ausgabe der ZIB aktuelle Themen zu bringen.“ Gerade die Geschehnisse in Nizza haben in der Vergangenheit gezeigt, wie wichtig Flexibilität für eine Livesendung ist. „Da muss man die komplette Sendung umschmeißen. Gäste werden ausgeladen, die zum Teil schon vor Ort sind und das Tagesthema fliegt. Die Redaktion muss schnell reagieren und komplett andere Themen behandeln, die ZIB ist länger, dadurch ändert sich der Zeitplan. Neue GesprächspartnerInnen müssen schnell kontaktiert werden. Die Leute wollen wissen, was los ist.“

On the road again

Aufgrund des Feiertages sendet „Guten Morgen Österreich“ auch morgen wieder aus Klosterneuburg – dann wird sich der Tross auf den Weg in die nächste Gemeinde machen. Innerhalb eines Bundeslandes will man aus ökonomischen und ökologischen Gründen die Strecke von 50km pro Tag nicht überschreiten. Bereits 2 Stunden nach der Sendung ist das Studio abgebaut und samt Team auf dem Weg in den nächsten Ort, um auch von dort wieder das ganze Land zu wecken.

 

Headerbild: unsplash.com