ManagerIn 2.0 – Das Bild des Medienmanagers

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Maßgeschneiderter Anzug, eine teure Uhr und ein Aktenkoffer. Fasst man diese Elemente zusammen erhält man die stereotypisierte Darstellung eines Managers.

Ein Beitrag auf orf.at/kärnten thematisierte im November letzten Jahres ein neues Beratungsprogramm des AMS. Hierbei soll jungen tätowierten Arbeitssuchenden geholfen werden, da die Körperkunst nach wie vor in der Gesellschaft ein kontroverses Thema darstellt. Dies ist allerdings nur ein Beispiel um zu zeigen, inwiefern sich bestimmte Berufsfelder verändert haben. “Den Manager”, wie er in der Einleitung übertrieben beschrieben wurde, gibt es nicht.

Das veraltete Bild des Managers wird in „Nieten in Nadelstreifen”, von Günter Ogger aus dem Jahr 1993 deutlich. Der Autor geht mit Managern hart ins Gericht und bezeichnet sie als übertrieben herrschsüchtig und “absolutistische Fürsten”, deren Machtvollkommenheit der Arroganz und Nachlässigkeit Vorschub leiste. Ein Vierteljahrhundert später ist beobachtbar, dass derartiges Verhalten in den Hintergrund rückt und ein Wandel in Unternehmenskulturen, sowie andere Erwartungen an den Manager aufgezogen zu sein scheinen. Gerade im Mediensektor ist das Erscheinungsbild der Manager heute alles andere als ein glattgebügeltes Hemd versteckt hinter einem dunkel gefärbten Anzug und einer Autorität kennzeichnenden Krawatte. Ein Blick auf Speaker bei Medienkonferenzen bestätigt den Trend zu deutlich mehr Laissez-faire. Während der eine Manager ein gemustertes Hemd trägt, fällt die andere durch eine Hose in knalligem Gelb auf. Die Medienmanager stechen heutzutage vielmehr durch ihren Individualismus hervor.

Bevor man in der Arbeitswelt mit Managern konfrontiert wird, können bereits im Zuge des Studiums gewisse Managerbilder verbreitet werden. Der Bachelor-Studiengang Medienmanagement der Fachhochschule St. Pölten ist ein Beispiel dafür.
Die Rolle eines Managers wird im Laufe dieses Managementstudiums in mehreren Lehrveranstaltungen wie Sozialwissenschaften, Managementgrundlagen oder strategisches Management behandelt. Den Studierenden werden Werte vermittelt, die in unserer Leistungs- und Arbeitsgesellschaft von Vorgesetzten erwartet werden, aber auch die Aufgaben und Tätigkeiten eines Medienmanagers. Zusätzlich thematisieren Lehrveranstaltungen die Voraussetzungen für eine erfolgreiche unternehmensinterne Kommunikation und die daraus resultierende Unternehmenskultur. 

Nach dem Studium gilt es das erlernte Wissen in der Praxis anzuwenden. Absolventen haben sich hier für verschiedene Unternehmen entschieden, die unterschiedliche Unternehmenskulturen aufweisen.

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Nadine Rigele ist seit 2017 im APA-medialab für den Bereich Communications und Sprint Facilitator zuständig. Das interdisziplinäre Team im APA-medialab umfasst 9 Leute und nutzt unter anderem agile Methoden und iterative Prozesse, um Projekte voranzutreiben. Während uns Film und TV gelehrt haben, dass eine strenge Frisur und eine Bluse samt Blazer für eine gewisse Ausstrahlung relevant sind, zeigt das Portrait von Nadine das Gegenteil. Sie strahlt durch Natürlichkeit und gepflegtes Auftreten ein hohes Maß an Kompetenz aus ohne dabei verstellt zu wirken.
Nadine Rigele ist seit 2011 Absolventin des Masterstudiengangs Media Management an der FH St. Pölten.

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Fabian Knauseder wiederum arbeitet als Projektmanager bei der ProSiebenSat.1 PULS 4 Gruppe. Sein legerer Kleidungsstil spiegelt sich auch auf die Unternehmenskultur seines Arbeitgebers wider. So wurden ihm schon zu Beginn in seiner Funktion als Projektmanager genügend Freiheiten und Gestaltungsmöglichkeiten geboten.
Fabian Knauseder hat den Bachelorstudiengang Medienmanagement, sowie den darauf aufbauenden Masterstudiengang Media Management 2014 an der FH St. Pölten abgeschlossen.

 

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Ebenfalls Absolventen sind der bei Universal Music Group tätige Ulrich Raab, sowie der selbständige Gründer/CEO von ”harVie” Stefan Summesberger. Sie haben gemeinsam, dass sie beide als Dozenten im Bachelorstudiengang Medienmanagement arbeiten und ihr Know How bereits in jungen Karrierejahren an angehende Medienmanager weitergeben können.
Der lockere Umgang mit Studenten beginnt bei Ulrich Raab (links) mit Anbieten des Du, um die klassische Hörsaal-Atmosphäre aufzubrechen und Diskussionen auf gleicher Ebene zu ermöglichen. Ulrich Raab hat 2008 den Diplomstudiengang Medienmanagement an der FH St. Pölten abgeschlossen.

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Stefan Summesberger (rechts) setzt zudem auf interdisziplinäre Arbeit bei der Umsetzung von Projekten, an denen auch Absolventen und aktuell Studierende beteiligt sind. Der Stil von Stefan ist eine Kombination aus Freizeit und Business. Ein einfarbiges T-Shirt, gepflegte Schuhe und gerne auch ein Sakko beschreiben das Auftreten auf Augenhöhe mit seinen Studenten. Er hat den Bachelorstudiengangs Medienmanagement 2016 abgeschlossen.

Ein Blick auf derzeitige Medienmanagement-Studenten im vierten von sechs Semestern zeigt, welche Werte in der nahen Zukunft von Relevanz sind und ein angenehmes, sowie effizientes Arbeitsklima ermöglichen sollen. Im Zuge diverser Lehrveranstaltungen wird diese Thematik von den Studierenden diskutiert. Dabei werden bisherige Arbeitserfahrungen aber auch konkrete Vorstellungen genannt.
Der Medienmanagement Student Patrick Brugger hat in diesem Semester selbständig ein Startup-Konzept ausgearbeitet, das sich mit der Verarbeitung von internationalen Nachrichten befasst. Nach seinem Studienabschluss möchte er bei einem Unternehmen arbeiten, das international in den Branchen Online oder Musik vernetzt ist. Patrick erhofft sich beim Erledigen seiner Aufgaben eine gewisse Autonomie, möchte allerdings dabei auch nicht vollkommen allein gelassen werden.
Anna Putz studiert ebenfalls Medienmanagement und hebt vor allem Autonomie im eigenen Arbeitsbereich, Wertschätzung von Leistungen und einen guten Umgang untereinander als Eckpfeiler für eine moderne Unternehmenskultur hervor. Sie betont die bereits erwähnte Behandlung dieser Thematik in diversen Lehrveranstaltungen, jeweils aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Sowohl Anna als auch Patrick treten in einem Stil auf, der sich im gesamten Jahrgang widerspiegelt. Sneakers werden mit Blazer kombiniert, das gemusterte Hemd zur Jeans getragen, aber auch auffälligere Haarfarben oder Tätowierungen sind kein Tabu mehr. Nur wenige der Studenten geben in einem kurzen Gespräch an, dass sie sich bei einem Vorstellungsgespräch gezielt anders anziehen oder ein Piercing verstecken. Es ist ihnen wichtig, dass sie ihre Individualität beibehalten können und für ihr Know-How eingestellt werden.

Es zeigt sich somit, dass sich die gängigen Stereotype über Manager 2018 nicht in der Breite erkennen lassen. Wenngleich abweichende Unternehmenskulturen in anderen Unternehmen nicht auszuschließen sind, so zeigen die hier dargestellten Medienmanager ein Aufbrechen von alten, strikten Rollenbildern. Diese Aspekte, sowie ausreichende Handlungsfreiheiten, entsprechen auch den Vorstellungen der befragten Studenten an ihre zukünftigen Arbeitgeber. Es liegt somit an den Medienmanagern der Zukunft diese Vorstellungen in die Realität umzusetzen und sich vom Bild des stereotypisierten Managers abzuwenden.

Über den/die AutorIn

Thomas Fischer und Verena Sebestik studieren Medienmanagement an der Fachhochschule St. Pölten. Thomas hat seinen Abschluss am Piaristengymnasium Krems absolviert und anschließend, im Laufe seines Zivildienstes, als Rettungssanitäter gearbeitet. Verena hat ihre Matura 2015 an der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik in Wiener Neustadt absolviert und auf ihrer Abschlussreise eine Vorliebe fürs Reisen entwickelt. Beide engagieren sich an der FH als Jahrgangsvertretung für ihren Studiengang. 

Copyrights: Thomas Fischer und Verena Sebestik

Artikel verfasst im Sommersemester 2018.