Am 5. Juni 2019 begann bereits die 3. Staffel der mehrfach ausgezeichneten Hulu Eigenproduktion „The Handmaid’s Tale“. Eine US-amerikanische Fernsehserie basierend auf dem Buch von Margaret Atwood, produziert von Bruce Miller.
Die Serie handelt von Frauen, gefangen in einem totalitären Männerregime im Gottesstaat Gilead. Sie dürfen nicht schreiben und lesen, haben kein Recht auf Eigentum und dienen lediglich als Gebärmutter auf zwei Beinen. Margaret Atwood wusste wohl, dass die von ihr geschriebene Geschichte nicht ganz fern der Realität ist. Im Mai 2019 gehen Frauen in Alabama erneut auf die Straßen, um gegen das härteste Abtreibungsgesetz der USA zu protestieren, gekleidet in den Outfits der Dienstmägde aus „The Handmaid’s Tale“. Der einst so fiktiv wirkende, patriarchale Gottestaat Gilead scheint nun realer als angenommen.
Der patriarchale Gottesstaat Gilead
Bereits vor 30 Jahren kreierte Margaret Atwood den patriarchalen Gottesstaat Gilead. Mit Einflüssen von vergangen Ereignissen erschuf die heute 80-jährige Autorin einen grausamen Staat, in dem zu leben für uns unzumutbar erscheint. In der Hauptrolle spielt die mehrfach ausgezeichnete Schauspielerin Elisabeth Moss die Dienstmagd Offred. Sie lebt in einem Staat, in der eine Gottesherrschaft an die Stelle der Regierung der Vereinigten Staaten getreten ist und Frauen all ihre Rechte verloren haben. Die meisten Frauen sind durch Umweltverschmutzung und sexuell übertragbare Krankheiten unfruchtbar geworden.
Die fruchtbaren Dienstmägde dienen als „wandelnde Gebärmutter“ für den Gottesstaat und sollen Familien aus sozial höheren Schichten helfen neue Kinder zu gebären. Die Namen der Dienstmädchen bestehen aus dem Wort „of“, gefolgt vom Namen des Kommandanten der Dienstmagd. So verliert Kate ihren Namen und wird zukünftig nur noch „Offred“ genannt, da ihr Kommandant Fred heißt.
Offreds Freiheit ist, wie die Freiheit aller Frauen, vollkommen eingeschränkt. Sie kann das Haus nur für Einkaufstouren verlassen, die Tür zu ihrem Zimmer kann nicht vollständig geschlossen werden, und die Geheimpolizei von Gilead, beobachtet jede ihrer öffentlichen Bewegungen.
Männer entscheiden über Frauenkörper
„The Handmaid’s Tale“ spielt in einer Welt, in der Frauen die Möglichkeit entzogen wird selbst über ihre eigene Fortpflanzung zu entscheiden. Der Zugang zu einer sicheren Abtreibung wird nicht geboten, da auf die Durchführung einer Abtreibung die Todesstrafe folgt. Ärzte und Ärztinnen die Abtreibungen vollziehen, werden öffentlich in der Stadt gehängt, um so vor weiteren Abtreibungen abzuschrecken.
So fern sich diese Umstände von unseren eigenen Leben anfühlen mag, ist es jedoch laut Untersuchungen des Guttmacher Instituts Fakt, dass mehr als 40% aller Frauen weltweit im Alter von 15-44 Jahren in einem Land leben, in dem Abtreibungen aus unterschiedlichen Gründen streng eingeschränkt sind.
El Salvador, Chile, Nicaragua, Vatikanstadt und Malta verbieten die Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs. Ärzte und Ärztinnen, die Beweise für einen Schwangerschaftsabbruch finden, sind sogar gezwungen, Patientinnen bei der Polizei anzuzeigen, selbst wenn die Frauen nach einem verzweifelten selbst herbeigeführten Abbruch medizinische Hilfe benötigen. Auch im Vereinigten Königreich war die Lage bis vor kurzem nicht viel anders. Erst seit 2018 dürfen Frauen in Nordirland selbst über Schwangerschaftsabbrüche entscheiden. Davor war es ihnen nur dann erlaubt, wenn Ärzte oder Ärztinnen geglaubt haben, dass sie durch eine Fortsetzung der Schwangerschaft dauerhaft gesundheitlich geschädigt werden könnten. Selbst Schwangerschaftsabbrüche in Folge von Vergewaltigungen, Inzest oder tödlichen Fötus-Anomalien waren strikt verboten. In Alabama, USA wurde am 14. Mai 2019 ein Schritt zurück vollzogen. 25 weiße Männer, republikanische Mitglieder des Senats von Alabama, stimmen dafür, Abtreibungen in jedem Stadium der Schwangerschaft unter Strafe zu stellen. Selbst wenn die Schwangerschaft die Folge einer Vergewaltigung oder Inzest war.
Kenne deine Menschenrechte
Eigentlich basiert der Roman auf vergangenen Ereignissen, betrachtet man jedoch die Parallelen der einstigen Geschehnisse und die des Lebens der Dienstmagd Offred, so wird einem klar, dass die Fiktion der Realität wohl näher ist als anzunehmen. Durch Ereignisse wie schockierenden Vergewaltigungsprozessen oder veralteten Abtreibungsgesetzen, stehen Teile der Welt an der Schwelle zu einem realen Gilead.
Über die Autorin
Sabrina Hanreich, geboren am 30. Juni 1995 in Wien, studiert seit September 2017 Medienmanagement an der Fachhochschule St. Pölten. In den Schwerpunkten des Studiums befasst sie sich zum einen mit dem wissenschaftlichen als auch journalistischen Arbeiten, das sie in Praxislaboren vertiefen konnte.