Serienmörder, Psychokiller, Giftmörder. Das True Crime-Genre boomt schon seit vielen Jahrzehnten. Gerade heute beschäftigen sich mehr Leute denn je mit den Hintergründen von Verbrechen. Vor allem True Crime-Podcasts begeistern ihre Fans. Doch warum reizt uns das Thema Verbrechen so? Sind es die Mörder selbst, in die wir uns hineinzuversetzen versuchen? Gibt es andere Gründe die uns in die Welt des Grauens ziehen?
Von Kathrin Pimperl
Verbrechen hören
Schon seit Jahrzehnten gibt es Formate, die sich mit den Geschehnissen von wahren Verbrechen beschäftigen. Netflix-Dokus über Serienmörder, Magazine die sich ausschließlich mit dem True Crime-Genre auseinandersetzen und ganz besonders True Crime-Podcasts faszinieren die Menschen im 21. Jahrhundert. Diese Podcasts erleben gerade jetzt einen regelrechten Boom. Podcasts wie „Zeit Verbrechen“, in denen Journalist:innen selbst recherchierte Kriminalfälle nacherzählen kommen bei den Hörer:innen ganz besonders gut an. Doch warum das Medium Podcast?
Schon im Mittelalter erzählten die sogenannten „Bänkelsängerlieder“ Geschichten, die von grausamen Verbrechen erzählten. Die Faszination des Bösen bleibt uns also vom Mittelalter über die Jahrzehnte erhalten. Das Genre der True Crime-Podcasts allerdings startete im Jahr 2014 mit der Veröffentlichung des amerikanischen Podcasts „Serial“, der als einer der ersten Podcasts von wahren Verbrechen erzählte und deren Hintergründe beleuchtete. Seit dieser Veröffentlichung wurde das True Crime Genre das beliebteste Genre in der Welt der Podcasts.
True Crime ist weiblich
Das auflagenstärkste Kriminalmagazin Deutschlands „Stern Crime“ wird laut Leseranalysen des Gruner + Jahr Verlags zu 81% von Frauen gelesen. Auch die Auswertung von Nutzungsdaten amerikanischer True Crime-Podcasts zeigen, dass Podcasts wie „My favourite Murder“ oder „Serial“ mehr von Frauen gehört werden als von Männern, obwohl Männer in Amerika durchschnittlich mehr Podcasts hören. Die Gründe warum Frauen sich mit Verbrechen beschäftigen, sind schwer zu recherchieren. Es gibt fast keine Wissenschaftlichen Untersuchungen dazu. Es gibt laut einem Spiegel-Artikel ein paar Anhaltspunkte, die uns zu den Gründen führen könnten, warum gerade Frauen sich mit dem Phänomen Verbrechen auseinandersetzen.
Laut einer Umfrage des deutschen Bundeskriminalamts aus dem Jahr 2017 gibt es eine statistische Tatsache, die uns zu dem Grund für das weibliche Interesse an Verbrechen führen könnte. Frauen haben mehr Angst davor Verbrechen als Männer. 22% der befragten Frauen haben Angst Opfer von Körperverletzung zu werden. Bei den befragten Männern fürchten sich 13% vor einem Angriff. Ein Grund für das Interesse an Verbrechen von Frauen könnte sein, dass sich Frauen ohnehin mehr mit Verbrechen beschäftigen müssen und sich ihr Interesse somit in ebendiese Richtung entwickelt.
Diese These wird ebenfalls von einer amerikanischen Studie aus dem Jahr 2010 unterstützt. Mittels A/B – Test belegten Forscher:innen, dass sich Frauen eher für Bücher entschieden, die größtenteils Frauen als Opfer von Verbrechen darstellten, sowie für Bücher die die Psyche der Verbrecher beleuchteten. Daraus folgerten die Forscher:innen, dass sich Frauen bei True Crime Büchern größtenteils einen praktischen Nutzen für ihr eigenes Leben erwarten. Laut den amerikanischen Forscher:innen möchten Frauen aus diesen Büchern lernen zukünftige Straftäter zu erkennen und Straftaten auf sie selbst frühzeitig erkennen und sich aus der Situation retten können.
Ob diese Erklärung nicht zu kurz greift? Ich persönlich bin ebenfalls ein Fan von True Crime-Formaten und nach reichlichen Überlegungen lässt sich nicht bestätigen, dass ich True Crime rezipiere, weil ich Angst vor Verbrechen an mir selbst habe. Ich persönlich finde es sehr interessant in die Abgründe von Menschen zu blicken, die Verbrechen begehen. Allerdings nicht, damit ich mich zukünftig vor solchen schützen kann, sondern weil mich die Psyche von Menschen interessiert.
Faszination des Grauens
Nicht nur die True Crime Genre erlebt heutzutage einen Aufschwung. Alle Formate die von Verbrechen handeln werden immer mehr. Krimis, Hörbücher, Dokumentationen sprießen wie Unkraut. Die Kriminalpsychologin Lydia Benecke erklärt in dem Podcast „ÄrzteTag“ warum das Genre True Crime immer mehr Fans dazugewinnt obwohl es sich um ein Thema handelt, mit dem man sich normalerweise nicht gerne beschäftigt, nämlich den Tod. Warum abstrahieren wir zwischen der Tat und dem späteren Storytelling über die Tat? Laut Benecke sind sich viele Menschen der Nähe zu Verbrechen nicht bewusst. Wenn man in den Nachrichten hört, dass in seiner Region ein Verbrechen passiert ist, kommt einem diese Tat erstmal weit weg vor. Somit können sich die Menschen von beispielsweise Sexualstraftaten abgrenzen und somit steigt das Interesse was denn passiert sei. Ist das Opfer oder der Täter aus dem Verwandten oder Bekanntenkreis ist die Abgrenzung nicht mehr so einfach zu händeln und damit steigt die Ablehnung zu der Tat.
Laut Lydia Benecke gibt es 2 Schwerpunkte innerhalb des True Crime Genres für das sich Fans des Genres interessieren.
Einerseits ist das der Psychologische Aspekt der Straftaten. Die Menschen interessieren sich für die Psyche des Verbrechers. Warum hat er/sie die Tat begangen? Was steckt dahinter?
Der 2. Schwerpunkt beschäftigt sich mit den Ermittlungen der Polizei. Viele Leute interessieren sich dafür wie die Ermittlungen funktionieren und wie die Polizei nach einem Verbrechen vorgeht.
Dennoch wurde schon immer über Verbrechen gesprochen. Sie waren schon immer Themen über die sich die Menschheit unterhalten hat. Mord und Totschlag waren schon immer Themen die die das Interesse der Gesellschaft geweckt hat. Durch den Zugang zum Internet hat sich dieses Interesse noch verstärkt und mit dem Boom der True Crime Podcasts finden immer mehr Leute zu der Faszination der Verbrechen. Podcasts wie Mordlust – Der Podcast oder Wiener Blut erzählen von Verbrechen die sich in Deutschland und Österreich ereignet haben. Hier ist wieder die Nähe zu den Rezipient:innen gegeben und somit finden diese Podcast von Minute zu Minute mehr Follower und Fans. Fakt ist die Faszination des Grauens hat es immer gegeben und wird es auch immer geben.
Über die Autorin
Kathrin Pimperl, Jahrgang 1997, wurde in St. Pölten geboren. Seit 2019 studiert sie Medienmanagement auf der Fachhochschule in St. Pölten. 2022 erfolgte ihr Abschluss. Seit ihren 10. Lebensjahr ist sie Mitglied im Musikverein Traismauer und bekleidet dort inzwischen den Posten der Kapellmeisterin Stellvertreter. Im Zuge ihres Studiums startete sie die Radiosendung „BrassHour“ im Campus und City Radio St. Pölten. Dass sie das Thema True Crime fesselt merkt man ebenfalls in ihrem Podcast. Dieser trägt den Titel „AustroCrime“ und beschäftigt sich mit Verbrecher:innen aus Österreich.
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E-Mail: kathrin.pimperl@yahoo.de