Berufsfotografie im Medienwandel: Die Veränderung der Nachfrage und ihre Auswirkungen

Die Digitalisierung hat in den letzten Jahrzehnten nahezu jede Branche verändert und die Berufsfotografie bildet hierbei keine Ausnahme. In Österreich, wie auch anderswo auf der Welt, hat der digitale Wandel die Art und Weise, wie Fotografen und Fotografinnen arbeiten, in erheblichem Maße geprägt. Doch wie hat sich dieser Wandel auf die Nachfrage nach professionellen Fotos ausgewirkt? Sind Fotografen und Fotografinnen im regionalen Raum noch gefragt, oder hat die Nachfrage sogar zugenommen? In diesem Artikel soll ein Blick auf die Entwicklung der Berufsfotografie in Österreich geworfen werden. 

Von Adriana Kaldrmdizic & Clara Hirschvogl

Nachfrage der professionellen Fotografie 

Seit einigen Jahren veränderte sich die Nachfrage der professionellen Fotografie weitgehend. Durch unsere fortschreitende Technologie ersetzen Smartphones hochwertige Kameras und auch unser Fotografieverhalten wird dadurch beeinflusst. In nur wenigen Sekunden erhält man ein gutes Foto, wofür vor hundert Jahren noch wesentlich mehr Zeit in Anspruch genommen werden musste. Vor allem Social Media hat die Nachfrage nach guter professioneller Fotografie geprägt. Fotos sind ein wichtiger Bestandteil für Unternehmen und Influencer ihre Produkte und Dienstleistungen gut zu vermarkten, somit steigen die Aufträge für Fotografen. Um qualitativ hochwertige Bilder zu produzieren werden nicht nur Kenntnisse mit dem Umgang von Kameras benötigt, sondern auch Know-how über Bildbearbeitungsprogrammen. Dadurch wird oft zu professioneller Fotografie zurückgegriffen.  
Als Fotograf benötigt man schon lange keine Ausbildung mehr, da der Beruf des Fotografen zu einem freien Gewerbe geworden ist. Die Zahl der Fotografen steigt in den letzten Jahren stetig, aber zugleich ist es auch umso schwerer geworden sich als Fotograf in der Branche durchzusetzen. Spezialisierung in Nischenmärkte sind für Fotografen Möglichkeiten ihr Fachwissen und ihre Fähigkeiten zu vertiefen und dadurch professionelle Dienstleistungen anbieten zu können.  

Regionales Fotografiegewerbe 

Im regionalen Raum bleibt die Nachfrage nach Fotografie bestehen. In Niederösterreich gibt es mehr als 1 000 Berufsfotografen. Vor allem für Veranstaltungen im regionalen Raum sind Berufsfotografen immer sehr gefragt. Die Landeshauptstadt St. Pölten ist ein Zentrum für Kunst und Kultur, was die Nachfrage nach Eventfotografie, Konzertaufnahmen und Architekturaufnahmen erhöht hat.  

Die Berufsfotografie Niederösterreich bietet nicht nur eine Vielzahl an Fotografen, sondern fördert die Kultur Niederösterreichs. So werden jährlich Preise verliehen und auf Fotografen der Umgebung aufmerksam gemacht. Beispielsweise die Vernissage „Menschenbilder“, bei der Fotografien von Menschen in niederösterreichischen Städten ausgestellt werden, soll den Menschen in den Mittelpunkt stellen.  

Amateurfotografie 

Durch die Zunahme von Smartphones und leistbaren Kameras sind mehr Menschen in der Lage gut zu fotografieren und dadurch bekommen Profifotografen Konkurrenz von Amateuren. Seit ein paar Jahren erfreut sich vor allem die Analogfotografie wieder an großer Beliebtheit, welche Amateurfotografen anzieht. Laut der Wirtschaftskammer gibt es einen allgemeinen Trend zu Vintageprodukten, die sich vor allem bei Sofortbildkameras bemerkbar machen. Sie machen zwei Prozent des Umsatzes am Fotografie Markt aus. Jedoch macht der größte Umsatz der klassische Teil der Branche aus und zwar, das Geschäft der hochwertigen Digitalkameras, Objektiven und jegliches Fotozusatzbehör aus. Amateure sind jedoch manchmal eingeschränkt in ihrem Können, deshalb sind professionelle Fotografen nach wie vor gefragt und sind vor allem in den Bereichen Werbung, Modefotografie oder speziellen Anlässen nicht so leicht ersetzbar. 

Amateurfotografie wird immer beliebter – Copyright: Adriana Kaldrmdzic 

Von Dunkelkammern zu Digitalkunst – die Veränderung der professionellen Fotografie  

Im Rückblick auf die Anfänge der professionellen Fotografie wird deutlich, dass Fotografen in einer Zeit agierten, in der analoge Kameras und Dunkelkammern die Norm waren. Die damaligen Chancen lagen in der Fähigkeit, technisches Know-how zu beherrschen und hochwertige fotografische Dienstleistungen anzubieten. Fotografen, die über entsprechende Fertigkeiten und Ausrüstung verfügten, konnten sich in einem vergleichsweise exklusiven Markt positionieren. Die Herausforderungen bestanden jedoch in den hohen Einstiegshürden, die viele potenzielle Fotografen von der Berufswahl abhalten konnten. Der Zugang zu technischer Ausrüstung und die Notwendigkeit von Entwicklungskenntnissen schränkten den Kreis der professionellen Fotografen ein In der analogen Ära erforderte die Fotografie neben Kenntnissen in Kameratechnik ein tiefgehendes Verständnis für chemische Prozesse und Dunkelkammer-Techniken. Die Ausbildung zum Fotografen war intensiv und erforderte praktische Erfahrung. Die Komplexität dieser Prozesse begrenzten den Zugang zur Fotografie, wodurch nur diejenigen erfolgreich waren, die über die nötigen finanziellen Mittel und das entsprechende Knowhow verfügten. Zudem war die Vermarktung der eigenen Werke auf regionale oder nationale Kanäle beschränkt, was die Möglichkeiten zur Umsatzsteigerung begrenzte. 

Heute, in der Ära der digitalen Fotografie, haben sich die Chancen und Risiken verschoben. Der technologische Fortschritt hat den Einstieg in die Fotografie erleichtert, da hochwertige Digitalkameras und Bildbearbeitungssoftware weit verbreitet und erschwinglich geworden sind. Für den Einstieg in die Fotografie reicht oft eine einfache Spiegelreflexkamera, wie beispielsweise die Canon EOS 200D, die schon ab 470€ erwerbbar ist. Dies eröffnet an professioneller Fotografie Interessierten die Möglichkeit, in die Fotografie einzusteigen. Die Möglichkeiten liegen nun in der globalen Reichweite, die durch das Internet ermöglicht wird. Fotografen können ihre Werke weltweit präsentieren und potenziell ein breiteres Publikum erreichen. Durch die Nutzung von Social Media Plattformen wie Instagram und TikTok erhalten Fotografen eine wirksame Möglichkeit, ihre Bilder erfolgreich zu vermarkten. Die globale Reichweite dieser Plattformen ermöglicht es Fotografen, ein breiteres Publikum anzusprechen und ihre kreativen Arbeiten mit Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt zu teilen. Das Teilen von Bildern, das Nutzen von Hashtags und die Interaktion mit Followern fördern die Sichtbarkeit der Fotografen, unterstützen die Verbreitung ihrer Werke und schaffen potenzielle Chancen für Aufträge, Kooperationen und Ausstellungen. 

Allerdings bringt die Digitalisierung auch neue Herausforderungen mit sich. Die Überflutung des Marktes mit Bildern, die durch die Allgegenwärtigkeit von Smartphones und erschwinglichen Kameras entsteht, erhöht den Wettbewerbsdruck. Fotografen müssen sich nun nicht nur durch technische Fertigkeiten, sondern auch durch kreative Innovationen und effektive Selbstvermarktung differenzieren, um in der professionellen Fotografie erfolgreich zu sein. Das könnte beispielsweise so aussehen, dass Fotografen innovative Techniken und experimentelle Ansätze in ihre Arbeit integrieren, um sich von der Masse abzuheben, wie die Verwendung ungewöhnlicher Kameraeinstellungen, Langzeitbelichtungen oder die Integration von verschiedenen künstlerischen Stilen.   

Auch die Fotografen selbst wissen, dass sie an ihrem Konzept und ihrer Vermarktung etwas verbessern müssen, um dem Wettbewerb in Zukunft standhalten zu können. 

Die Wirtschaftlichkeit der Berufsfotografie  

Die Frage, ob man von der Fotografie seinen Lebensunterhalt bestreiten kann, ist komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Mit dem Aufkommen digitaler Technologien und sozialer Medien hat sich die Fotografie zu einem weit verbreiteten Hobby entwickelt. Da seit 2013 keine spezielle Ausbildung oder Prüfung mehr notwendig ist, um sich als Fotograf bezeichnen zu dürfen, hat sich die Anzahl der Fotografen fast verdoppelt. Dies führt dazu, dass es für viele Fotografen herausfordernder geworden ist, die Fotografie als alleinige Haupteinnahmequelle zu nutzen. 

Einerseits bieten die digitalen Medien und das Internet eine breitere Plattform für Fotografen, um ihre Arbeiten zu präsentieren und potenzielle Kunden zu erreichen. Andererseits führt die leichtere Zugänglichkeit von hochwertigen Kameras und Bildbearbeitungssoftware dazu, dass mehr Menschen in die Welt der Fotografie eintreten. Dies hat zu einem Anstieg des Wettbewerbs geführt und den Preiskampf verschärft. 

In Zukunft könnte sich dieses Problem weiter verschärfen, da die Entwicklungen der künstlichen Intelligenz ebenfalls die Wirtschaftlichkeit der Berufsfotografie beeinflussen könnte. Automatisierte Kameras und Bildbearbeitungssoftware könnten einige Standardaufgaben vereinfachen und gleichzeitig die Notwendigkeit für spezialisierte Fotografen verringern. 

Insgesamt spiegelt die wirtschaftliche Realität der Berufsfotografie den allgemeinen Wandel in der Branche wider. Diejenigen, die sich anpassen, ihre Fähigkeiten erweitern und innovative Wege finden, können auch weiterhin von der Fotografie leben. Doch gleichzeitig erfordert die zunehmende Konkurrenz und Technologisierung eine ständige Anpassung und einen kreativen Umgang mit den wirtschaftlichen Herausforderungen in der Welt hinter der Kamera. 

Copyright: SUMO Bildredaktion 

Clara Hirschvogl ist 24 Jahre und studiert im 5. Fachsemester Medienmanagement an der FH St. Pölten. Sie begeistert sich für Film und Fotografie und konnte bereits Erfahrungen in der Fernseh- und Filmproduktion sammeln. 

Kontakt: http://linkedin.com/in/clara-hirschvogl-39666a222 

Copyright: SUMO Bildredaktion 

Adriana Kaldrmdzic ist 22 Jahre und studiert im 5. Fachsemester Medienmanagement an der FH St. Pölten. Erste journalistische Erfahrungen konnte sie beim Medienfachmagazin SUMO sammeln. 

Kontakt: mm211038@fhstp.ac.at