FACEBOOK PREMIUM

Copyright: Verena Gremsl/Johanna Nowotny

Nach dem Skandal der Datenweitergabe an Cambridge Analytica ist offen, wie es um die Zukunft von Facebook steht. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zieht Paid Service als eine Möglichkeit der Finanzierung in Betracht.

Wenn Facebook nicht mehr Facebook ist
“Wer nicht bezahlt, ist das Produkt”, meinte Apple-Chef Steve Jobs seinerzeit. Auch der derzeitige Apple-Chef Tim Cook äußerte sich dementsprechend: “Die Möglichkeit, dass jeder weiß, welche Seiten du jahrelang besucht hast, wer deine Kontakte sind […] und jedes intime Detail deines Lebens kennt – das sollte meiner Meinung nach nicht existieren” (1).

Social Media-Kanäle wie Facebook und zu Facebook dazugehörige Dienste wie Instagram, Messenger oder Whatsapp können an sich nur schwer auf Paid Service umsteigen – dafür müssten tiefgreifende Veränderungen innerhalb der Struktur vorgenommen werden (2). Nutzer sind auf Facebook, um die dortige Kernaktivität zu nutzen: mit Menschen verbunden zu sein. Wird diese bei Facebook nur mehr gegen Bezahlung angeboten, können Nutzer auf andere alternative Netzwerke umsteigen (3)(4). Denkt man aber an die Worte von Tim Cook, könnte das Bewusstsein der Datenspeicherung und -nutzung vielleicht doch zu einem Umdenken führen. Hier sorgt die im Mai in Kraft getretene Datenschutzgrundverordnung für zumindest mehr Bewusstsein wofür die eigenen Daten verwendet werden. Ein Großteil der Nutzer wissen jedoch trotzdem nicht oder interessieren sich nicht dafür, ob und wie ihre Informationen gesammelt werden und zeigen dementsprechend weniger Bereitschaft dafür Geld auszugeben (3).

Wenn Premium funktioniert
Unter Premium ist in diesem Fall die Nutzung des Dienstes ohne Werbung gegen Bezahlung zu verstehen. Es stellt sich die Frage, ob Premium eine andere bzw. höhere Art des Datenschutzes erleben wird. Nicht ohne Grund verließ Whatsapp-Gründer Jan Koum Facebook nach Streitigkeiten um den Datenschutz und die Verschlüsselung von Daten bei Whatsapp (13). Facebooknutzer teilen persönliche Infos, was ihnen gefällt, teilen Fotos und Videos und geben so viele Informationen an Facebook weiter. Premium könnte gegen Bezahlung vor der Weitergabe und Sammlung persönlicher Daten von Facebook schützen.
Als Beispiel eines Bezahlservices kann app.net genannt werden. Es sollte durch Bezahlung Facebook und auch Twitter ersetzen, meldete jedoch wenig später Insolvenz an (9). Auch Tinder bietet eine Premium Version, “Tinder Gold”, die es ermöglicht leichter Partner zu finden (10). Durchschnittlich ist Zahlungsbereitschaft für Dating-Apps vor allem in Amerika sehr hoch. Bis zu $65 sind Amerikaner bereit, für “Match”, “OkCupid” oder “eHarmony” auszugeben (11). Die chinesische Mikroblog-Plattform Sina Weibo will es für Mainstream-Plattformen vormachen, wie es geht: Die Plattform möchte in Zukunft einen Teil der Mitglieder zum Zahlen bringen. Diese sollen die App zwar weiterhin gratis nutzen können, müssen aber für die Erweiterung von Zusatz-Features zahlen (12).

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Das nötige Umfeld
Generell steigt die Zahlungsbereitschaft für Online Services mit der Spezialisierung von Diensteangeboten. Abo-Modelle wurden 2017 deutlich öfters angenommen als in den Jahren zuvor. Besonders in der jüngeren Zielgruppe bis 34 Jahre werden Abos in den Bereichen Filme, Musik und Games abgeschlossen. Netflix und Spotify sind hier die dominierenden Plattformen (5).
Facebooknutzer wurden 2013 befragt, ob und wie viel sie bereit sind, für Facebook ohne Werbung zu bezahlen. Rund 15% erklärten sich dazu bereit (6). Vergleicht man die Beträge, die Nutzer bereit sind zu bezahlen mit dem von Facebook pro Nutzer verdienten Umsatz pro Jahr, stellt die Bezahlvariante einen klaren Vorteil dar. Dieser Vorteil der Bezahlung liegt jedoch nur bei den befragten 15% und sagt nicht aus, wie die insgesamt knapp 2,2 Milliarden aktiven Nutzer reagieren und entscheiden könnten (7).
Vergleicht man die Bruttoinlandsprodukte, die Kaufkraft eines Landes, ist sofort ersichtlich, dass diese weltweit sehr ungleich verteilt sind. Fünf Staaten (USA, China, Japan, Deutschland und Großbritannien) teilen sich rund 50% des weltweiten BIPs auf und ermöglichen daraus eine entsprechende Aufteilung in Kontinente. Nordamerika, Europa und Asien weisen die größten Summen aus, während in Mittelamerika, Südamerika, Afrika, Australien, Südeuropa und im Nahen und Mittleren Osten die BIP vergleichsweise sehr niedrig sind (8). Daraus könnte für eine mögliche Premium Version geschlossen werden, dass nur Industrieländer mit hohem BIP eine Bezahlversion bekommen und die Werbeindustrie aus dem Zentrum genommen werden könnte, während in Drittländern eine “abgespeckte” Version davon geboten werden könnte.


Das Facebook der Zukunft
Es stellt sich die Frage, ob Facebook seinen Nutzern eine Premium-Version anbieten wird, da der Informationsverkauf für das soziale Medium eine sicherere Einnahmequelle darstellt. Ein weiterer Punkt ist, ob Tochterunternehmen wie Whatsapp und Instagram miteinbezogen werden, um so eine umfassendere Bezahlversion anzubieten. Zuckerberg selbst meint zum Thema abschließend, dass es immer eine freie Version von Facebook geben wird und lässt somit Spielraum für zwei unterschiedliche Möglichkeiten der Bezahlung: mit persönlichen Informationen oder Geld (1).

Über die Autorinnen

Copyright: Verena Gremsl/Johanna Nowotny

Verena Gremsl studiert im vierten Semester des Bachelorstudiengangs Medienmanagement an der Fachhochschule St. Pölten. Besonderes Interesse hat sie an Marketing, Content Management und Projektmanagement, dass sie sich im Laufe ihrer schulischen und auch beruflichen Karriere vertiefend aneignen konnte.
Johanna Nowotny studiert ebenfalls im vierten Semester des Bachelorstudiengangs Medienmanagement und arbeitet neben dem Bachelor Studium im Eventmanagement der FH St. Pölten. Ihre Interessen liegen in den Bereichen Marketing, Film und Musik.

Artikel verfasst im Sommersemester 2018.