Das Berufsziel von vielen jungen Menschen lautet: „Irgendwas mit Medien machen“. Die meisten sehen mit diesem Berufswunsch ihre Zukunft im Journalismus oder Public Relations Bereich. Doch wie sehen die Berufschancen in der Realität aus?
Journalismus oder PR
Immer an Ort und Stelle des Geschehens zu sein, Abenteuer erleben und seine Gedanke in Worte zu fassen. So oder so ähnlich stellen sich viele junge Menschen ihren Traumberuf Journalist vor. Doch ist dieser Beruf wirklich so, wie er für viele anfangs scheint. Wie erstrebenswert ist der Beruf des Journalisten wirklich?
Die Realität eines Journalisten und vor allem eines Berufseinsteigers sieht in Wirklichkeit anders aus. Der Großteil arbeitet als freier Journalist ohne Festanstellung. Die Bezahlung hängt von der Auftragslage ab und die Beschäftigung ist unsicher.
Der Jobeinstieg eines Pressesprechers gestaltet sich hier einfacher und die Anstellung ist meist auch sicherer als die eines Journalisten. In der Regel setzt eine Tätigkeit als Pressesprecher jedoch die vorausgegangene journalistische Tätigkeit voraus. Presssprecher haben die Möglichkeit direkt bei einem größeren Unternehmen in der Pressestelle tätig zu sein oder in einer PR-Agentur und für verschiedene Unternehmen zu arbeiten.
Die Gehälter der beiden Berufsspaten können sehr unterschiedlich ausfallen. Freie Journalisten, welche die Mehrheit im Journalismus darstellen, arbeiten nach Auftragslage und auf Honorarbasis. Das durchschnittliche Einstiegsgehalt liegt in Österreich für Journalisten mit einer Festanstellung bei etwa EUR 2.300 brutto pro Monat. Neulinge in PR-Abteilungen können mit einem Einstiegsgehalt von ca. EUR 2.500 brutto monatlich ausgehen. Nach 10-jähriger Berufserfahren sind die Gehaltsunterschiede noch deutlicher zu erkennen, sodass Pressesprecher 29 % mehr verdienen als ihre Kollegen im Journalismus.
Oft ist diese Gehaltsschere für Journalisten ein Grund für einen Seitenwechsel zum PR-Berater. Zu diesem Thema gibt es eigene Workshops und Seminare um den beruflichen Übergang erfolgreich zu meistern. Die Workshops sind für jene Journalisten gedacht, welche einen Seitenwechsel in Erwägung ziehen und jene die gerade vom Journalismus in den PR-Bereich gewechselt haben und ihre beruflichen Qualifikationen anpassen müssen um erfolgreich zu sein.
Journalismus vs. PR – Der Vergleich
Die vordergründige Arbeit eines Journalisten ist die objektive Berichterstattung von Ereignissen. Im Gegensatz dazu ist die Aufgabe von Personen aus dem Bereich PR die subjektiven Ziele des von ihnen vertretenen Unternehmens oder der Person positiv an die Öffentlichkeit wiederzugeben.
Oftmals sind Journalisten von Pressesprechern abhängig, um die gegebenen Informationen in Berichte zu verwandeln und genau hier ist der Unterschied zu erkennen. Journalisten verwandeln die subjektiven Informationen in Objektive. Die gemeinsame Tätigkeit überschneiden sich in der Recherche, der Content Produktion und der Publikation, wenn auch durch unterschiedliche Wiedergabe.
Welche Entscheidungshilfen gibt es?
Das Bildungsangebot für angehende Journalisten und Journalistinnen steigt. In Österreich gibt es drei Studiengänge die Journalisten und Journalistinnen ausbilden. Die Standorte sind, neben den vielfältigen Angeboten des Department Medien & Wirtschaft der Fachhochschule St. Pölten, die Fachhochschule der WKW in Wien, die Fachhochschule Joanneum in Graz und natürlich die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft für den wissenschaftlichen Zugang an der Universität Wien. Auch ist ein Berufseinstieg bzw. ein Quereinstieg für angehende Journalisten möglich. Eine weitere Möglichkeit ist das Journalisten Kolleg, welches auch ohne Matura absolviert werden kann.
Die Aus- bzw. Weiterbildungsmöglichkeiten zu einem PR-Berater können über ebenfalls über die zuvor genannten Ausbildungsstätten erfolgen. Da die Bereiche Journalismus und PR ein zusammenhängendes Berufsfeld bilden, werden diese zu meist gemeinsam angeboten. Von Vorteil ist auf jeden Fall ein Zweitstudium oder theoretische und praktische Erfahrung in bestimmten Bereichen wie Volkswirtschaftslehre, Politikwissenschaften, Soziologie oder Germanistik tbc. Durch dieses zweite Standbein kann es sowohl im Journalismus als auch im PR-Bereich einfacher sein Fuß zu fassen. Durch das bestehende Wissen können Journalisten in diesen Ressorts arbeiten und PR-Berater in studiumsnahen Unternehmen einsteigen. Ein studierter Journalist mit einem Zweitstudium in Politikwissenschaften wird durch sein Wissen theoretisch voranging im Ressorts Politik tätig sein.
Gerade in der Medienbranche sind die Möglichkeiten für Quereinsteiger groß und praktische Erfahrung am wichtigsten. Nur weil man kann Journalismusstudium abgeschlossen oder betrieben hat, bedeutet dies nicht, dass man kein Journalist sein bzw. werden kann. In diesem Bereich eigenen sich Praktika und Volontariate um die Schreibfähigkeit zu erlernen, auszubauen und wichtige Kontakte zu knüpfen.
Was ist die bessere Wahl?
Diese Frage lässt sich nicht im Allgemeinen beantworten, da auf die Persönlichkeit des Einzelnen eingegangen werden muss und die Anzahl der Vor- und Nachteile nicht mit der Leidenschaft auf- bzw. abgewogen werden können.
Um jedoch bei der Entscheidungsfindung einen klareren Blick zu erhalten, sollte man sich drei grundlegende Fragen stellen: Möchte ich neutral für die breite Öffentlichkeit arbeiten oder mich auf Unternehmen fokussieren? Kann und will ich mir eine freie Anstellung als Journalist leisten oder ist ein sicherer Job im PR-Bereich ein wichtiges Pro in meiner Entscheidungsfindung? Welche Qualifikation und Ausbildungsmöglichkeiten entsprechen am ehesten meinen Möglichkeiten?
Für Personen bei denen das Sicherheitsgefühl bezüglich einer festen Stellen, eines festen Gehalts und guten Aufstiegsmöglichkeiten an oberster Stelle stehen, werden als Berufseinsteiger im Journalismus nicht glücklich sein, da den wenigsten in diesem Bereich fixe Arbeitsverträge winken. Für Suchende die freiheitsliebend und kreativ sind und ihre Berufung darin sehen die Öffentlichkeit objektiv über Sachverhalte aufzuklären haben als Journalisten die richtige Wahl getroffen.
Für PR-Berater gestaltet sich die Jobsuche, vor allem für Einsteiger, als einfacher. Sie können in PR-Agenturen oder aber auch in großen Unternehmen in der PR-Abteilung tätig sein. Das Einstiegsgehalt ist höher und auch die Verdienstmöglichkeiten steigen mit den Berufsjahren.
Allerdings kann auch der Mittelweg gewählt werden. Journalisten können ihren Verdienst aufbessern in dem sie für PR-Agenturen tätig sind und Pressetexte verfassen.
Ob nun die Sicherheit des Jobs, die Verdienstmöglichkeiten oder der persönliche Drang nach der Berufung für einen die oberste Priorität haben, muss jeder für sich erkennen und danach seinen Traumberuf auswählen.
Über die Autorin
Lisa Pöpperl studiert an der Fachhochschule St. Pölten den Bachelorstudiengang Medienmanagement.
Artikel verfasst im Sommersemester 2017