Kaufen oder nicht kaufen? – Testmagazine verraten es uns

Smart woman with question mark about, thinking woman. Thought about. Female character on white background.
Copyright_iracosma

Sich zwischen 300 unterschiedlichen Optionen für das beste Produkt zu entscheiden, stellt für Käufer oft eine Herausforderung dar.

Testungen durch spezifische Magazine können hier Licht ins Dunkel bringen. Ob und warum diesen vertraut werden kann und welche Auswirkung ein Testergebnis auf das Kaufverhalten hat, ging SUMO im Interview mit Christian Kornherr, Bereichsleiter für Untersuchungen beim Testmagazin „KONSUMENT“, sowie dem deutschen Neuropsychologen Hans-Georg Häusel auf den Grund.

Bei Kaufentscheidungen verlassen wir uns gerne auf eigene Erfahrungen oder Empfehlungen. Sind keine vorhanden, wird der Bewertung eines Testmagazins umso mehr Beachtung geschenkt. Mit Fakten, Zahlen und einer Gesamtnote im Schulnotensystem werden Produkte in Kategorien wie Sicherheit, Inhaltsstoffe oder Preis-Leistungs-Verhältnis getestet und verglichen. VerbraucherInnen erhalten dadurch einen neutralen Überblick, welche Dienstleistungen und Produkte angeboten werden. Dem Neuromarketing-Experten Häusel zufolge, spielen Testmagazine auch aus psychologischer Sicht eine wichtige Rolle, „weil wir bei Kaufentscheidungen immer in Unsicherheit leben und Unsicherheit mag unser Gehirn nicht so gerne. Deswegen sind Testurteile von so großer Bedeutung für die Leute, weil sie damit Komplexität und Unsicherheit reduzieren können.“ Zusätzlich komme es beim Kauf eines „Testsiegers“ zu einer Belohnung: Das Gefühl das Beste gekauft zu haben wirke sich positiv auf unser Dominanzsystem aus, unser System für Macht und Selbstachtung.

Was hinter Testmagazinen steckt

Hinter „KONSUMENT“ steht der gemeinnützige Verein für Konsumenteninformation (VKI). Seit 60 Jahre veröffentlicht „KONSUMENT“ an die 1.000 Produkte jährlich. Im Interview erklärt Kornherr, dass der VKI keineswegs allein alle veröffentlichten Tests durchführe. Der Verein gehört zusammen mit ungefähr 40 weiteren Organisationen zu einer internationalen Testgemeinschaft namens International Consumer Research and Testing (ICRT).  „Es hätte wenig Sinn, wenn wir Smartphones, Notebooks und alles was globale Produkte und Produktion betrifft, als Österreich einzeln testen“, meint Kornherr. Es sei weder finanziell erschwinglich noch zielführend, dass 40 Organisationen dasselbe Produkt unter die Lupe nehmen. Die Zielgruppe von „KONSUMENT“ sind prinzipiell alle ÖstereicherInnen. Nach den Bedürfnissen dieser LeserInnen richtet sich auch die Auswahl der untersuchten Produkte. Unterschieden wird nach mehreren Kategorien wie Gebrauchsgüter, wie Waschmaschinen, Mediengeräte wie Smartphones, Fernseher und Co., sowie auch Lebensmittel, wo zum einen Grundnahrungsmittel wie Milch und Brot und zum anderen aktuelle Trends wie vegane Burger untersucht werden. Außerdem getestet wird in den Bereichen Gesundheit, Beratung und Finanzdienstleistungen.

Der Vorfall Rittersport

Die wohlbekannte „Testsieger“-Auszeichnung der Stiftung Warentest führt nicht selten zu zweistelligen Zuwachsraten. Kommt es aber zu einem schlechten Qualitätsurteil, kann dies von Umsatzrückgängen über Imageschädigung bis hin zu einer Krise der Marke führen. Zu so einem Vorfall kam es 2014 zwischen der deutschen Stiftung Warentest und dem Schokoladen-Hersteller Ritter Sport. Die Sorte Vollmilch-Nuss wurde mit „mangelhaft“ bewertet, nachdem der chemisch erzeugte Aromastoff Piperonal darin gefunden wurde, welcher nicht auf der Verpackung angeschrieben war. Den folgenden Rechtsstreit verlor die Stiftung Warentest gegen Ritter Sport. Daraus lässt sich schließen, dass auch seriöse Testmagazine nicht unfehlbar sind.

Um unglückliche Vorfälle dieser Art zu vermeiden, kommt beim VKI ein Qualitätsmanagementsystem zum Einsatz. Kornherr, der Bereichsleiter für Untersuchungen, erklärt, dass jedes Produkt eine Nummer erhalte, die vom Einkauf bis zur Testveröffentlichung dieselbe bleibe. Damit könne jede Aktion – prüfen, lagern oder auch nur fotografieren – dokumentiert werden. Somit sei gut nachvollziehbar, wie es zu dem Urteil komme. Doch woran macht man ein „sehr gutes“ Produkt fest, und welches ist mit Sicherheit „nicht zufriedenstellend“? Bei den Testergebnissen handelt es sich immer um eine vergleichende Bewertung. Nachdem mehrere ähnliche Produkte einem Test unterzogen wurden, erhält man eine Range an Werten. Für die besseren Werte erfolgt häufig eine mathematische Aufteilung auf die Noten. Für eine außerordentlich schlechte Bewertung wie ein „Nicht zufriedenstellend“ muss es gravierende Fehler bei einem Testparameter geben. Entweder wird ein gesetzlicher Grenzwert missachtet, wie zum Beispiel der Schadstoffanteil bei Lebensmitteln, oder das Produkt ist gefährlich, der Klassiker hier: ein Kindersitz, bei dem der Gurt reißt. Kornherr betont bezüglich negativer Testurteile: „Da gehen wir sehr sensibel damit um und sagen, das ist wirklich nur wenn es Gesetze verletzt oder gefährlich ist“.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Testmagazine eine wichtige Rolle einnehmen, da sie die Wahrheit ans Licht bringen und helfen können, Vertuschungen oder gar Skandale aufzudecken.

von Manuela Schiller