KI als Security – Revolution der Nachtclubs

Von Marion Widmann

Der Sommer nähert sich und somit auch warme, durchgefeierte Nächte. Für viele ein ganz besonderer Sommer, da er seit Jahren der erste ist, der nicht unter dem Stern der Corona-Pandemie steht. Mehr noch: Erstmals in der Geschichte der Nachtclubs dürfte in den kommenden Monaten Künstliche Intelligenz hier eine Rolle spielen.

Paul Winkler und Peter Reisinger sind mit BRAWI – ois dobre? Newcomer in der Event-Szene und sich dem großen Potential Künstlicher Intelligenz bewusst. „ Peter und ich möchten das Fortgeh-Erlebnis revolutionieren und da bietet sich der Einsatz von neuester Technologie natürlich an“, sagt Paul Winkler im Interview. Im Gegensatz zu vielen alteingesessenen Clubbesitzer*innen und Veranstalter*innen, streben sie den Einsatz gezielt an.

Paul Winkler (li.) und Peter Reisinger (re.) | Copyright: BRAWI Events

Must-Haves eines jedes Clubs: Licht und DJ

Vielen ist es zwar nicht bewusst, allerdings basiert bereits ein wesentlicher Bestandteil des Club-Erlebnisses auf Künstlicher Intelligenz: die Lightshow! Bereits seit mehreren Jahren kommen hier Scheinwerfer zum Einsatz, die von einem Programm gesteuert werden, welches den Rhythmus der Musik erkennt und die Beleuchtung dementsprechend anpasst.

Über auditive Datenerfassung und Algorithmen wird es ermöglicht, dass die Lichteffekte im Takt der Musik pulsieren, sich bewegen oder Farbwechsel durchführen. Nahe liegt auch die Frage, ob DJs nicht bald von einer Künstlichen Intelligenz abgelöst werden könnte. Veranstalter Winkler, ist sich sicher, dass das nicht der Fall sein wird. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein DJ jemals vollständig von einer Künstlichen Intelligenz ersetzt werden kann. Allein seine Präsenz sorgt für Stimmung und es würde doch etwas fehlen, wenn hinter dem Mischpult kein Mensch steht, oder nicht?“

Während sich im Bereich Licht und Musik also mutmaßlich nicht mehr viel ändern wird, bietet der Bereich Sicherheit Raum für viele Innovationen.

Copyright: BRAWI Events

Oberste Priorität: Sicherheit

In jedem Club spielt die Sicherheit der Besucher*innen eine wesentliche Rolle. Es liegt an dem Sicherheitspersonal dafür zu sorgen, Gäste zu erkennen, die möglicherweise für Unruhe sorgen und diese zurecht zu weisen. Da es nicht umsetzbar ist, überall gleichzeitig das Publikum im Blick zu haben, bietet Künstliche Intelligenz Unterstützung.

Dies läuft über eine Gesichtserkennungssoftware, die es dem Personal erleichtert, Personen zu ermitteln, die ein mögliches Sicherheitsrisiko für den Club darstellen.

Über mobile oder stationäre Kameras im Club wird das Publikum visuell erfasst. Die erfassten Videodaten werden vereinheitlicht, um sie anschließend von einem Gesichtserkennungsalgorithmus hinsichtlich bestimmter Merkmale zu analysieren. Die erstellten Gesichtsprofile werden mit einer Datenbank abgeglichen. Falls eine Person erkannt wird, die bereits in der Vergangenheit durch negatives Verhalten aufgefallen ist, kann ein Alarm und eine unmittelbare Reaktion des Sicherheitspersonals ausgelöst werden.

Das Potential in diesem Bereich ist sehr groß, allerdings ist die praktische Anwendung oft schwierig, da es ein hohes Maß an technischer Ausstattung, sowie qualifizierte Mitarbeiter*innen benötigt.

Nicht zu vernachlässigen ist außerdem die Bedeutung des Datenschutzes. Biometrische Daten, wie jene, die die Gesichtserkennungssoftware erfasst, gelten als sensible Daten und unterliegen strengen Bedingungen. Hier liegt es jedoch am Clubbesitzer, sich mit der jeweilig individuellen Gesetzeslage genau auseinanderzusetzen.

Ausweis, bitte!

Bevor es mit Feiern und Tanzen losgeht, muss erst einmal die Alterskontrolle überwunden werden. Unabhängig des Mindestalters, das die jeweiligen Clubs vorgeben (in Wien meist 18 oder 21 Jahre) versuchen Nacht für Nacht deutlich jüngere Leute ihr Glück bei den Türsteher*innen. Für die Türsteher*innen ist es eine wahre Herausforderung echte und gefälschte Ausweise voneinander zu unterscheiden. Winkler kennt die Problematik: „Auch wir haben oft das Problem, dass zu junge Gäste versuchen, unsere Events zu besuchen und gerade hier kann ich mir gut vorstellen, dass wir zukünftig auf Softwares zurückgreifen.“

Clubbesitzer können hier, mit dem Einsatz Künstlicher Intelligenz, ihrem Sicherheitspersonal viel Ärger ersparen. Gerade mit Hilfe der oben genannten Gesichtserkennungssoftware kann ein allumfassendes Security-System unter anderem mit einem Scanner für den Inhalt von Taschen entwickelt werden.

Unbekanntes Terrain, viele Herausforderungen

In Nachtclubs kann mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz die Gesamterfahrung der Besucher*innen, die Effektivität der internen Abläufe, sowie die allgemeine Sicherheit aller Beteiligten verbessert werden. Viele werden skeptisch, gerade wenn es um Gesichtserkennung geht, allerdings fehlt oft das Bewusstsein dafür, in wie vielen anderen Lebenssituationen wir mit ähnlichen Softwares in Kontakt kommen, ohne es überhaupt zu merken. Auch wenn mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz weitere Herausforderungen, wie Datenschutz und die technischen Voraussetzungen einhergehen, bietet es ein großes Potential, die Nachtleben-Industrie zu revolutionieren.

Marion Widmann | Copyright: Nikolas Rode