Die Zukunft des Drehbuchschreibens ist eingeläutet: KI und virtuelle Realität werden die Art und Weise, wie wir Geschichten erzählen, revolutionieren. Die Frage nach der Rolle der Kreativität von Drehbuchverfassenden und der Leichtigkeit bei der Erstellung von Unterhaltungsprogrammen steht im Mittelpunkt dieser Entwicklung.
von Carla Medlitsch & Elea Pilz
Künstliche Intelligenz und Sitcoms
Automatisch generierte Drehbücher, virtuelle Schauspieler und Filmmusik, die von einer digitalen Superintelligenz komponiert wird. Der Film-und Fernseherproduktion stehen, so wie vielen Branchen, große Veränderungen bevor. Insbesondere im Bereich des Drehbuchschreibens für Sitcoms ergeben sich immer mehr Möglichkeiten Künstliche Intelligenz (KI) in kreative Prozesse einzubeziehen. Diese Entwicklungen sind Teil einer umfassenderen Evolution durch KI, die ihren Ursprung in den 1950er Jahren hat.
Bereits 1956 fiel erstmals die Bezeichnung ,,Künstliche Intelligenz‘‘ im Rahmen einer Konferenz von Wissenschaftler am Dartmouth College im US-Bundesstaat New Hampshire. Seither hat sich der Bereich rund um KI rasant entwickelt. Neue Technologien und hochentwickelte Algorithmen ermöglichen es KI in den unterschiedlichsten Sektoren einzusetzen, sei es in der Medizin für präzisere Diagnosen, in der Finanzwelt für verbessertes Risikomanagement oder im Verkehrswesen zur Entwicklung autonomer Fahrzeuge. Auch in der Film- und Fernseherbranche sind KI-Tools bereits vielfältig etabliert die nicht nur bei der Postproduktion und den visuellen Effekten, sondern zunehmend auch im kreativen Prozess des Drehbuchschreibens eine Rolle spielen. Relevant wird es, wenn man sich dem Bereich Unterhaltungsprogrammen, insbesondere Sitcoms nähert. Hier sind feinsinniger Humor, unerwartete Wendungen und auf Kontinuität angelegte Charaktere das Herzstück des Formats. Sitcoms wollen das Publikum überzeugen, indem sie eine Pause vom Alltagsstress bieten, indem sie in eine Welt entführen, wo Konflikte immer lösbar sind. Sie spiegeln die Gesellschaft wider und trotz Übertreibungen und Humor zum Nachdenken über das Leben. Hier steht KI, vor allem Large Language Models (LLM) also vor der Herausforderung, diese emotionale Tiefe und den charakteristischen Humor zu replizieren.
Wie Drehbücher bislang entstanden sind
Im Mittelpunkt eines Drehbuchs steht eine gute, zielgruppengerechte Story, die sich durch klare Aussagen und einem spannenden Handlungsstrang auszeichnet. Doch erst, wenn eine solche Idee auch schriftlich übersichtlich und produzierbar geschrieben werden kann, ist die Grundlage für ein Drehbuch gelegt. Hierbei kommen verschiedene Methoden zum Einsatz, die Techniken und Übungen aus verschiedenen Disziplinen beinhalten. Durch Gruppenarbeit, in der Manuskripte vorgelesen und kritisiert werden, sowie improvisierte Darstellungen, die helfen, die Dialoge und Charakterentwicklung zu verfeinern und zu testen, entsteht ein dynamischer und interaktiver Prozess, der die Qualität und Tiefe des Drehbuchs wesentlich beeinflusst. Daraufhin folgen komplexe Abläufe, die von Szenenüberschriften bis hin zu Charakterentwicklung und Auswahl der Regieanweisungen führt. Das fertige Drehbuch ist also mehr als nur ein Festhalten einer guten Filmstory, sondern ein komplexes Konstrukt auf dem letztendlich der vollständige Filmdreh basiert.
Die Gegenwart und Zukunft der Drehbuchverfassenden
In der heutigen Film- und Fernsehindustrie beginnt KI langsam, aber stetig eine Rolle bei der Entwicklung von Drehbüchern zu spielen. Noch weit entfernt davon, komplette Skripte autonom zu verfassen, unterstützt KI-Drehbuchautoren hauptsächlich durch die Analyse von Daten und die Bereitstellung von Einblicken in Zuschauerpräferenzen und Markttrends. So können Autoren beispielsweise KI-Tools nutzen, um zu verstehen, welche Handlungsstränge oder Charaktertypen bei bestimmten Zielgruppen besonders gut ankommen. In einigen Fällen werden KI-Systeme verwendet, um Vorschläge für Dialoge oder Handlungsentwicklungen zu generieren, die dann von menschlichen Autoren weiterentwickelt werden. Diese Technologie wird hauptsächlich für unterstützende Funktionen eingesetzt, anstatt kreative Entscheidungen zu dominieren. In der Zukunft könnte die KI eine noch wichtigere Rolle im Drehbuchschreiben übernehmen, indem sie komplexere Aufgaben wie das Entwickeln von Charakterbögen oder das Konstruieren von Handlungssträngen übernimmt. Allerdings bleibt die Frage bestehen, wie weit KI in der Lage sein wird, die Tiefe menschlicher Kreativität und Emotionen zu erreichen und zu verstehen. Das ist heute noch nicht beantwortbar. Die Balance zwischen künstlerischer Intuition und algorithmischer Effizienz wird wahrscheinlich ein Schlüsselfaktor in der weiteren Integration von KI in den kreativen Prozess des Drehbuchschreibens sein.
Experiment: Die Kunst der Sitcom-Erstellung
Um herauszufinden, inwiefern KI bereits in der Lage ist, lustige, traurige, nachdenkliche oder romantische Szenen einer ebenfalls von der KI geschaffenen Sitcom zu erstellen wurde für dieses Experiment ChatGPT-4 im Dezember 2023 befragt. Mit dem Prompt “Erstelle eine fiktive Sitcom, die an den Stil der Serie “How I met your mother” angelehnt ist, demonstriert GPT-4 seine Fähigkeit und schreibt ein kurzes Konzept für eine neue Sitcom mit dem Namen “Die letzten Singles” in kürzester Zeit mit Setting, Charakteren, Handlung und Stil. Durch die Analyse von Daten aus populären Sitcoms werden Charaktere und Handlungsstränge generiert, die sowohl originell als auch publikumsrelevant sind. Doch wie sieht es beim Erstellen von emotionalen Szenen, bei denen menschliche Gefühle eingebaut werden müssten aus? Auch mit den Prompts “Erstelle eine kurze emotionale und romantische/lustige/spannende Szene aus der Serie!” hat das Programm kein Problem und kreiert humorvolle Dialoge und spannende Wendungen, indem es Muster erfolgreicher Sitcoms erkennt und adaptiert. Es gelingt außerdem, auf der Grundlage von Zuschauerpräferenzen und aktuellen sozialen Trends ansprechende Szenarien zu entwickeln. Alleine Zeitersparnis ist in der Film- und Fernsehproduktion ein entscheidender Produktionsfaktor.
Zukünftige Zusammenarbeit von KI und Mensch
Das Beispiel des fiktiven Sitcom-Experiments „Die letzten Single“, lässt das Potenzial von künstlicher Intelligenz so richtig erfassen. Offensichtlich haben Programme wie GPT-4 kein Problem damit komplexe Charaktere, schlüssige Handlungsstränge oder sogar emotionale Szenen zu erstellen. Die einzige Frage, die noch offenbleibt, ist, zu welchem Grad menschliche Kreativität ersetzbar sein wird. Ein Punkt dabei ist die fehlende reelle Erfahrung von Emotionen von tatsächlichen Menschen. Oftmals sind KI-geschriebene Skripte oberflächig und lesen sich so, als wäre einer allgemeinen, wiederkehrenden Formel gefolgt worden, was im Endeffekt auch der Fall ist. KI kann eben nicht die komplette menschliche Erfahrung einfangen und basierend auf eigener Abwägung verfeinern, Spins und ähnliche Merkmale einbauen. Es werden Daten Dritter verarbeitet und nach mathematisch-neuronaler Analyse zurechtgestellt. Offensichtlich ist KI dennoch ein nützliches Werkzeug, auch in der Film- und Fernsehbranche. Sei es zur Ideenfindung oder der technischen Unterstützung des Autors oder der Autorin oder – aus der Studio-Perspektive – die Zeitersparnis im gesamten Produktionsprozess. Allerdings zeigen sich dort die Grenzen von KI auf, das Fehlen von menschlicher Berührung und Intuition. Die Zukunft der Skripterstellung wird es sein, die Stärken dieser beiden Komponenten zu vereinen.
Verwendete KI-Tools:
Prompt Verzeichnis:
Bild 1: Elea Pilz in Auftrag an KI-Programm Runway: ,,Erstelle einen Roboter beim Drehbuch schreiben mit Stift und Papier“, am 14.12.23, 14:30.
Bild 2: Elea Pilz in Auftrag an KI-Programm Runway: ,,Erstelle mir ein Bild auf dem man Schauspieler von ,,How I met your mother“ umgeben von Robotern am Set sehen kann“ , am 14.12.23, 13:30.
Bild 3: Elea Pilz in Auftrag an KI-Programm Runway: ,,Erstelle mir ein Bild auf dem Roboter in Form von Kameras abgebildet sind“ , am 14.12.23, 15:40.
Über die Autorinnen
Carla Medlitsch ist 20 Jahre alt und studiert im 3. Fachsemester Medienmanagement an der FH St. Pölten. Erste Erfahrungen mit Medien durfte sie über das Campus Radio 94.4 im Freifach Radio und in der Sommermoderation machen. Ihre Freizeit verbringt sie gerne damit Musikinstrumente zu spielen, zu singen und Sport zu treiben.
Kontakt: carla.medlitsch@icloud.com
Elea Pilz ist 21 Jahre alt und studiert im 3. Fachsemester Medienmanagement an der FH St. Pölten. Ihre Zeit verbringt sie mit Zeichnen, kreativem Handwerk sowie DIY-Projekten. Nebenbei spielt sie leidenschaftlich Basketball.
Kontakt: pilzelea02@gmail.com