Die neue Online Plattform von Matthias Schweighöfer und Dan Maag widmet sich einer neuen Zielgruppe und krempelt dabei das Geschäftsmodell herkömmlicher Video-on-Demand-Dienste um.
Am 28. Juli war es in Europa und Amerika soweit: Die Website von Pantaflix wurde mit Filmen gefüllt, das anfängliche Kontaktformular auf der Startseite gegen einen Bildausschnitt des Films 17 Girls getauscht. Etwas verspätet, denn geplant war, dass Pantaflix bereits im Rahmen der Filmfestspiele von Cannes, also im Mai 2016, on Air gehen soll.
Was hinter Pantaflix steckt
Die neue Streaming-Plattform von Schauspieler Matthias Schweighöfer und Produzent Dan Maag soll es im Ausland lebenden Expats ermöglichen, heimische Filme in ihrer Muttersprache streamen zu können. Meist sind diese Filme nämlich nicht auf den gängigen Streaming-Plattformen auffindbar. Mit 2,8 Millionen Chinesen in den USA und ca. drei Millionen Türken in Deutschland steht man dabei weltweit vor einer Zielgruppe von mehr als 100 Millionen Menschen.
Derzeit sind 243 Filme auf der Beta-Version von Pantaflix verfügbar. Blockbuster, aber auch Schweighöfer-Filme wie „Der Nanny“ und „Keinohrhasen“ findet man darunter bislang allerdings nicht. Streamen kann man die Filme derzeit nur mit einem Laptop/Desktop mittels Chrome oder Mozilla Firefox. Eine App für Android und iOS sowie ein Smart-TV Zugang für Apple TV und Chromecast ist in Planung.
Pantaflix für Filmfans
Entgegen gängigen Bezahlmodellen wie Abos, können Nutzer die Filme auf Pantaflix mieten. User haben 30 Tage Zeit, erworbene Filme anzusehen. Sobald sie das erste Mal auf Play drücken, können sie den Film für 48 Stunden beliebig oft abspielen, ehe ihr Anspruch wieder verfällt. Die Preise variieren derzeit zwischen 0,99 und 4,99 Euro pro Film.
Pantaflix für Rechteinhaber
Um als Produzent die Angebote von Pantaflix nützen zu können, müssen ein Account kreiert und die Filme hochgeladen werden. Die Filme werden anschließend geprüft und danach freigegeben. Rechteinhaber legen dabei nicht nur eigenständig den Preis pro Film fest, sie können auch entscheiden, in welchen Ländern ihre Filme verfügbar sind. Den Erfolg ihrer Filme können sie mittels diverser Analysetools messen. Kosten für das Uploaden eines Films entstehen übrigens nicht. Sobald ein User einen Film mietet, gehen 25% an Pantaflix, der Rest bleibt bei den Produzenten bzw. Rechteinhabern.
Keine Mittelmänner mehr
Bislang war es für Produzenten bzw. Rechteinhaber teuer und schwierig, ihre Filme ins Ausland zu bringen. Dafür wurde ein Vertriebsagent benötigt, der den Film lokalen Käufern präsentierte. Meist war die Zielgruppe außerhalb des Landes jedoch nicht groß genug, weshalb Einkäufer die Filme meist ablehnten. Mit Pantaflix sind Produzenten nicht mehr auf Mittelsmänner angewiesen und können diesen Schritt überspringen.
„Wirtschaftlich gesehen müsste es günstiger werden, weil man sich eine Zwischenstufe erspart, andererseits erfüllt diese Handelsstufe eine Aufgabe, nämlich gezielte Promotion. Die Frage ist, ob diese Plattform wirklich alle Filme gleich vermarkten kann?“, relativiert der auf Urheber- und Filmrecht spezialisierte Anwalt Prof. MMag. Dr. Thomas Wallentin.
Das heißt, wir „killen“ […] einen großen Branchenteilnehmer oder einen großen Branchenbestandteil. Ja, die Weiterentwicklung wird nicht nur Gewinner hervorbringen, das kann man auf jeden Fall schon sagen. […] Ich glaube nur, dass das noch einige Zeit brauchen wird, bis sich das Ganze so etabliert, dass die einzelnen Rechteinhaber das auch nutzen werden oder können. […] Ich wünsche ihnen Glück, dass es funktioniert, […] weil ich der Meinung bin, dass die gesamte Filmvertriebsgesellschaft noch viele Geschäftsmodelle bzw. viele verschiedene Plattformen gebrauchen kann, um es salonfähiger zu machen“, so (Noch)-Geschäftsführer und Gründer des Streaming-Dienstes Flimmit Uli Müller-Uri im Gespräch.
Bislang ist nur die Beta-Version von Pantaflix online. Daher sind noch nicht alle Funktionen in vollem Umfang verfügbar. Allerdings kann schon jetzt gesagt werden, dass die Plattform einen Beitrag zur Medienvielfalt leistet und für Rechteinhaber und Produzenten eine spannende Alternative bietet, ihre Filme zu vermarkten. Ob die Plattform jedoch von Nutzern angenommen wird und ob sich die Plattform für Produzenten bzw. Rechteinhaber lohnt, kann aus derzeitiger Sicht nur schwer beurteilt werden.
Über die Autorin
Manuela Führer ist Studentin des Bachelor Studiengangs Medienmanagement an der Fachhochschule St. Pölten. Erste journalistische Erfahrungen konnte sie bereits 2009 & 2012 im Rahmen ihrer Ferialpraktika beim ORF in der Abteilung Film und Serien sammeln. Ihre Managementkenntnisse konnte sie im Sommer 2015 & 2016 bei ANTENNE VORARLBERG erweitern. Darüber hinaus ist sie bei LAW MEETS SPORTS aktiv bei der Organisation sportrechtlicher Symposien in Österreich beteiligt.
Artikel verfasst im Sommersemester 2016.