Ob bewusst oder unbewusst, Roboterjournalismus verfolgt unser tägliches Leben durch maschinell aufbereitete Texte.
Täglich sind wir mit Roboterjournalismus in Kontakt, jedoch ist uns dies nur selten unmittelbar erkennbar. Wir überprüfen unser Smartphone wegen der Außentemperatur, verfolgen Fußballergebnisse über einen Liveticker oder checken die Börsenberichte. Die steigende Nutzung von Smartphones machte sich speziell im Jahr 2015 bemerkbar, da mobile Suchanfragen bereits jene von Desktops überholte. Hier finden Sie die häufigsten Suchbegriffe aus Österreich vom Jahr 2015.
Seit der Einführung einer ersten Software für Roboterjournalismus im Jahr 2014 findet ein rasanter Wandel im Journalismus statt. Die Qualität der durch Roboter verfassten Texte lässt aber nichts zu wünschen übrig. Sie sind zwar einfach und trocken verfasst, sind aber inhaltlich und qualitativ sehr anspruchsvoll.
Wetter – Der Roboter, die moderne Wetterfee
Wenn wir uns informieren wollen, welche Außentemperatur wir heute vorfinden, erhalten wir nur mehr in den seltensten Fällen Informationen von menschlichen Individuen. Heutzutage werden Algorithmen eingesetzt, die durch ein Suchmaschinensystem Wetterwerte von renommierten Anbietern vergleicht und danach einen Durchschnittswert berechnen. Um individualisierte Wetterberichte gestalten zu können, können Nutzer ihre Profildaten eingeben um möglicherweise Auskunft zu geben, ob Allergiker mit einer verstärkten Pollenflut zu rechnen haben.
Fußball – schneller Sport benötigt schnelle Berichterstattung
Im Minuten Takt können Tore fallen, Chancen entstehen oder Fouls verursacht werden. Benutzer eines Livetickers wollen im Echtzeitverhältnis live, am besten auf die Sekunde genau, über das aktuelle Geschehen auf dem Spielfeld informiert werden. Verfolgt werden aber nicht nur hochkarätige Spiele wie beispielsweise aus der deutschen Bundesliga oder der italienischen Serie A, sondern auch Spiele aus den untersten Fußballligen. Besonders in niedrigeren Spielklassen, wie zum Beispiel in Kreisligen, ist eine schnelle Informationsübermittlung kaum gegeben, da diese Spiele in den seltensten Fällen im Fernsehen übertragen werden. Ein Reporter vor Ort bei jedem einzelnen Spiel würde zu hohe Kosten für eine für die Gesamtbevölkerung gesehene „unattraktive Liga“ verursachen. In dieser Branche sind aber die Exklusivität und die schnellste Informationsübertragung von größter Bedeutung.
Ein Vorreiter für maschinengenerierte Texte im Fußballsport ist die deutsche Plattform Sportplatz Media. Gemeinsam mit der Technologie der rtr textengine wurden Texte für insgesamt 15 Ligen – Landes-, Ober-, Bezirks- und Kreisligen generiert. Dies erleichtert natürlich die Arbeit der Redakteure, da sie sich nicht laufend jeder einzelnen Liga widmen müssen. Viele Mitarbeiter dieser Branche sehen diese Veränderung als bedrohend, jedoch fällt die Redaktion nicht weg – im Gegenteil: Mehr Inhalte und steigende Geschwindigkeit bringen mehr Traffic und sichern in der Folge durch höhere Werbeeinnahmen das Geschäft.
Ein Verwender dieser Technologie ist die Fußballredaktion „FussiFreunde“, welche über die Domäne von Radio Hamburg läuft. Ein robotergenerierter Text von ihnen sieht folgendermaßen aus:
Börsenberichte – Onlineplattformen testen Algorithmus zur Textverfassung
Die Welt der Börsen ist durch ständige Kursschwankungen gekennzeichnet und kann für den ein oder anderen privaten Investor sehr komplex sein. Die Onlineplattform Finanzen100.de verwendet die neuste Technologie des Berliner Startups „Text-on“ welche einen Algorithmus entwickelt hat, welcher alle fünf Minuten auf Kursänderungen reagiert und aktuelle Informationen miteinbaut. Täglich sollen dadurch mehr als 3000 Texte für Benutzer generiert werden.
Der Algorithmus vergleicht nicht nur mehrere aktuelle Kursentwicklungen, sondern kann auch die Geschichte eines Kurses textlich aufbereiten. Neben den fortlaufend generierten Meldungen zu Einzelveränderungen stellt das Unternehmen auch mehrfach täglich Zusammenfassungen zum Börsenverlauf und Wochenüberblicke zur Verfügung.
Trends und Prognosen
Laufend wird eine schnellere, exaktere und kompetentere Berichterstattung von Benutzern erwartet. Im Bereich der Datenverarbeitung wird der Roboterjournalismus künftig eine immer stärkere Rolle spielen, da die Maschine zu Maschine-Kommunikation stark zunimmt. Jedoch können Emotionen, Sprachgefühl und Kreativität von Robotern nicht mit den Qualitäten von Journalisten verglichen werden. Die unschlagbare Schnelligkeit der Datenverarbeitung und der damit verbundenen Generierung von Texten kann aber niemals in ähnlicher Schnelligkeit von Journalisten bewerkstelligt werden.
Der Roboterjournalismus wird eine immer stärkere Ergänzung und Unterstützung in Redaktionen darstellen, wird aber den klassischen Journalismus nicht ersetzen. Jedoch werden einfache Routinearbeiten vermehrt durch den Einsatz einer Journalismussoftware abgelöst werden. Besonders Kosteneinsparungen sind für Redaktionen mit ein Grund für eine Investition in den Roboterjournalismus: man kann mit rund 15.000 € für die Programmierung einer Datenmatrix rechnen, welche sich bereits nach etwa 3.000 Texten amortisieren würde.
Autor: Michael Fürst
Bild: pixabay.com:“Virtuelle Realität“, harrivicknarajah0