Das englische Medienunternehmen Perform Group setzte erste erfolgreiche Schritte im Wettbieten um Fußballübertragungsrechte und sicherte sich die Exklusivrechte für das Streaming der englischen Premier League für den mitteleuropäischen Raum. Der deutsche PayTV-Sender Sky ging als Verlierer vom Verhandlungstisch. Nachdem sich die DFL erstmalig zu einem Alleinerwerbsverbot der Rechte für die deutsche Bundesliga verpflichtete, könnte Sky Gefahr laufen weitere Sport-Exklusivrechte an Streaming-Anbieter wie Perform zu verlieren. Live-Fußballübertragungen der englischen Premier League laufen auf Sky. Dies ist man nun schon seit dem Jahr 2009 gewohnt. Ab der Spielzeit 2016/17 wird es dieses Premiumsportangebot im österreichischen Fernsehen nicht mehr bei Sky als Teil des Sport-Abonnementpakets geben. Verhandelt wird dabei mit dem für die Vermarktung der Rechte zuständigen Ligaverband „Premier League“. Im Jahr 2013 ging Sky bei der Vergabe der Exklusivrechte für die englische Premier League noch als Sieger vom Verhandlungstisch. Für eine große Überraschung sorgte bei der jüngsten Vergabe die englische Perform Group– ein Medienunternehmen, dass Sportinhalte in Form von Daten, Videos und redaktionellen Inhalten produziert und distribuiert. Ab August 2016 wird sie die Spiele der englischen Premier League exklusiv via Streaming dem Publikum anbieten.
Sky zieht den Kürzeren
Am Donnerstag, den 03.12.2015 folgte eine Presseaussendung, wonach das Londoner Unternehmen dem PayTV-Anbieter Sky die Exklusiv-Rechte für die erste englische Liga weggeschnappt hat. Der Deal beinhaltet dabei neben den Premier League-Ausstrahlungsrechten für Deutschland auch die Übertragungsechte für Österreich und Liechtenstein. Für die Schweiz und Luxemburg erhielt das Londoner Unternehmen ebenfalls die Rechte, allerdings nicht zur Exklusivübertragung. Für die Perform Group könnte sich der Deal, der drei Spielzeiten umfasst auszahlen, ist doch das Interesse der deutschen und österreichischen Fernsehzuschauer am englischen Fußball durch die zahlreich vertretenen Nationalspieler beider Nationen weiter gestiegen. Für die aktuelle Spielzeit liegen sämtliche TV-Rechte, die die exklusive Ausstrahlung der Spiele und eine 45-minütige Highlight Sendung umfassen, für Deutschland und Österreich noch bei Sky. Künftig könnten die Spiele dann über das Perform Group-Portal Spox.com als Livestream abrufbar sein.
Die Refinanzierungsperspektive
Entscheidungsgrundlage beim Wettbieten ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis. Im Fall von Sky stehen die Lizenzlosten den Erlösen aus Abonnements und Werbung gegenüber. Während die Exklusivrechte teurer wurden, verzeichnete das Interesse am englischen Fußball einen Rückgang. Nicht mehr als 10.000 Zuseher pro Live-Übertragung war der Durchschnitt während der Spielzeit 2014/2015. Die Folge: Sky im Zielkonflikt – entweder verliert man die Rechte und gegebenenfalls Abonnenten, oder man zahlt zu viel für die Rechte und kann sie nur mühsam direkt refinanzieren. Roman Steuer – Executive Vice President mit Zuständigkeit für den Gesamtbereich Sport bei Sky – sagte gegenüber der Online-Sportbusiness Plattform „SPONSORs“: „Als wirtschaftlich handelndes Unternehmen müssen wir immer die Verhältnismäßigkeit eines Investments zum Ertrag im Auge behalten. Im Falle der Premier League war diese aus unserer Sicht nicht mehr gegeben.“ Rational gesehen ist die Entscheidung von Sky nachvollziehbar. Zumal der Sender gegenüber Streaming-Plattformen hinsichtlich des Leistungsspektrums kostenintensiver ausgerichtet ist. Während sich Streaming-Dienste ausschließlich auf die Distribution von digitalem Content beschränken, muss Sky Sport als Spartensender und Kostenstelle, abgesehen von der Distribution der Sportinhalte auch die Kosten für die Produktions- und Redaktionsinfrastruktur tragen. Als Innovation im engeren Sinne ist die Live-Übertragung von Fußballspielen im Internet nicht zu betrachten. In legaler Übertragungs- und Abrufmöglichkeit hingegen – vor allem Premium Fußballinhalte wie die englische Premier League – war diese Distributionsform kaum verfügbar. Somit bietet sich für Streaming-Dienste wie die Perform-Group die Chance, den Wettbewerb um Fußball-Liveübertragungen zu beleben.
Alleinerwerbsverbot verändert die Wettbewerbsstruktur
Die „Heimat“ der deutschen Bundesliga ist Sky. Dritte Sender bleiben überwiegend die Rechte für zeitversetzte Zusammenfassungen. Gültigkeit hat dieser Status Quo nur noch bis Ende der Spielzeit 2016/17. Denn wie das Bundeskartellamt am 11.04.2016 vermeldete, hatten sich Ligaverband und DFL auf die Selbstverpflichtung des sogenannten „Alleinerwerbsverbots“ geeinigt. Es wird einem Bieter damit zukünftig nicht mehr möglich sein, alleiniger Rechteinhaber für alle Live-Spiele der deutschen Bundesliga zu werden. In Sachen Exklusivität wird der PayTV-Sender Sky als Folge dessen Einbußen hinnehmen müssen. Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes sieht das Alleinerwerbsverbot als wichtigen Schritt um den Innovationswettbewerb wieder anzukurbeln. Insbesondere soll das Spektrum an internetbasierten Angeboten erweitert werden, indem spezielle Rechtepakete, sogenannte OTT-Pakete, nur für die Internetverbreitung angeboten werden. Von einem Konkurrenzkampf zwischen TV-Veranstaltern und Streaming-Anbieter kann hier allerdings noch nicht gesprochen werden. Es handelt sich lediglich um die Mehrfachverwertung der Liverechte. Anders im Fall der Perform Group und der Premier League Lizenzabkommen: da sämtliche Exklusivrechte an der Liveübertragung an einen einzigen Wettbewerber verkauft wurden, steht für Sky UK fest, dass Streaming-Dienste wie die Perform-Group eine Rolle als ernsthafte Konkurrenz neben den TV-Veranstaltern einnehmen.
Autor: Fabian Tressl
Bild: flickr.com:„Emirates Stadium 2009″, wonker (CC BY 2.0)“
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