Mittels Storytelling soll Kindern diverse Inhalte verständlich gemacht werden. Die Aufnahme dieser Inhalte ist vor allem abhängig von der Wahl des Mediums. Welche Unterschiede bringen nun einzelne Mediengattungen mit sich? Oder ist es die Kombination verschiedener Medien, welche das Storytelling mittlerweile so interessant macht?
Kinder lieben Geschichten, insbesondere wenn diese unterhaltsam erzählt werden. Neurobiologisch wurde bereits nachgewiesen, dass Geschichten von gewissen Teilen des Gehirns besser aufgenommen werden als reine Daten. Dies macht sich schon im frühen Kindesalter stark bemerkbar. Durch das Vorlesen einer Geschichte eignen sich Kinder unbewusst sprachliches Wissen an. Entscheidende Faktoren sind hierbei Mimik und Gestik sowie die Intonation der VorleserInnen, so das Niedersächsische Landesamt für Lehrerbildung und Schulentwicklung. Hier haben die Mediengattungen Fernsehen oder Kino einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Printmedien: Die Geschichte kann von Kindern ideal aufgenommen werden, da mehrere Sinne gleichzeitig angesprochen werden. Generell gibt es mit dem Storytelling eine Methode, welche vor allem die rezeptiven Fähigkeiten eines Kindes steigert.
Pädagogisch wertvoller ist es allerdings, eine Geschichte selbst zu lesen. Lesen ist ein sehr aktiver Prozess, wobei das Gelesene in Bilder und Stimmungen umgesetzt werden muss. Dies betrifft jedoch nur Kinder, welche bereits das Lesen erlernt haben. Dieser Aspekt entfällt beim Fernsehen. Ausschlaggebend ist außerdem, dass bei Mediengattungen wie dem Fernsehen oder dem Hörspiel ein Teil der Interpretation vorweggenommen wird. Sprachstil und Betonung beeinflussen die jungen RezipientInnen stark, was in manchen Fällen auch wiederum gut sein kann, da somit gewisse Inhalte einer Geschichte richtig aufgenommen werden. Nicht beeinflussen können die Kinder bei jenen Gattungen außerdem die Geschwindigkeit der erzählten Geschichte. Jede Person nimmt Informationen unterschiedlich schnell auf, weshalb auch der eigene Leserhythmus zu Stande kommt. So ist das Abspielen eines Videos oder eines Tons unter Umständen kontraproduktiv, wenn der Bedeutungsinhalt der Geschichte aufgrund des Tempos nicht aufgenommen werden kann. Dem/r VorleserIn der Geschichte, vor allem bei Kleinkindern, kommt eine wichtige Rolle zu.
Digital Storytelling
Auch beim Storytelling geht der Trend eindeutig in Richtung Digitalisierung. Zwar werden Digital Stories auch klassisch linear erzählt, jedoch dreht sich hier alles um die Verknüpfung verschiedener Komponenten: Bild, Ton und Video werden gezielt eingesetzt, um die Geschichte effektiv RezipientInnen zu vermitteln. Nun gibt es neben dem primären Ziel von Storytelling, der Weitergabe von Wissen in anregender geschichtlicher Form, einen weiteren signifikanten Nutzen. Digital Storytelling impliziert, dass sich Kinder bzw. Jugendliche aktiv mit den verschiedenen Medienkomponenten auseinandersetzen. Sie eignen sich somit Fähigkeiten an, welche vor allem im Berufsleben hilfreich sein können. „Es birgt ein großes Potential für die handlungsorientierte Medienpädagogik“, so Janet Torres Lupp, Medienpädagogin und Studioleiterin der Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanäle („SAEK“). Mittlerweile kommen immer mehr Programme auf den Markt, mit welchen digitale Geschichten auch selbst erstellt werden können. Tools wie „Animoto“ oder „muvee“ eignen sich besonders gut, um solche Videos zu kreieren. Diese legen unter anderem ein besonderes Augenmerk auf die direkte Verbindung zu den sozialen Netzwerken wie z.B. „Facebook“ oder „Youtube“.
Transmedia Storytelling
Kindergeschichten finden heutzutage oft eine Fortsetzung, etwa als Film oder im Serienformat, als ein Computerspiel, aus diesem sich dann eine Fan-Base auf „Facebook“ bildet. Willkommen im Transmedia Storytelling. Hierbei geht es um Geschichten, die nicht linear erzählt werden. Vielmehr entwickelt sich eine komplette fiktive Welt, die in verschiedenen Medienkanälen verbreitet – und vermarktet wird. Denn in erster Linie steckt ein kommerzieller Gedanke hinter solchen Spin-offs. Für Kinder hat dies – nebst dem Nachteil des Werbebombardements – einen Vorteil: Transmedia Storytelling bedingt, dass Kinder erste Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Mediengattungen sammeln. „Charaktere und Erzählstränge werden von jedem unterschiedlich wahrgenommen, weil er oder sie sich beispielsweise auf bestimmte Medien beschränken kann oder nur einen Teil der Welt oder einen bestimmten Charakter verfolgt. Jedes Medium bietet unterschiedliche Möglichkeiten und, andersherum betrachtet, weist es verschiedene Grenzen auf“, so Lupp.
Fakt ist, dass das Konzept „Storytelling“ seit geraumer Zeit funktioniert und für den Lernprozess eines Kindes immens wichtig ist. Durch Digitalisierung und Transmedialisierung bieten sich eine Vielzahl an Möglichkeiten und Chancen, sowohl für die RezipientInnen, als auch für die produzierenden Medienunternehmen.