Medienkompetenz oder Medienabstinenz?

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Das Smartphone wird im Durchschnitt 120- bis 150-mal am Tag von Jugendlichen zur Verwendung gezogen. Alltägliche Tätigkeiten wie Lernen, Essen und diverse Freizeitaktivitäten werden somit im Schnitt alle neun bis zwölf Minuten unterbrochen. 

Die Fähigkeit Neue Medien gewissenhaft und gezielt zu verwenden sind wesentlich für die Teilnahme am gesellschaftlichen Geschehen. (2)  Besonders Millenilas (3) wachsen mit sozialen Medien auf wobei die Abstinenz einen sozialen Ausschluss bedeutet. (4) Bereits 92 Prozent der 14- bis 29-jährigen sind bei einer oder mehreren Online-Communitys angemeldet. (5) Dies verdeutlicht wiederum die Wichtigkeit der Vermittlung von Kompetenz im Umgang mit neuen Medien.

Bitkom Studie zur Untersuchung der Nutzung sozialer Netzwerke im Internet

Quelle: Bitkom Studie zur Untersuchung der Nutzung sozialer Netzwerke im Internet

Der Suchtfaktor

Laut Möller sind vor allem Offline-Erfahrungen die wichtigste Prävention für Computer- und Internetsucht. Einige Internetgames haben den gleichen Suchtfaktor wie Drogenmissbrauch. Jene Spiele lösen die Sucht aber per se nicht aus, sondern bieten einen Nährboden für Ängste, Depressionen und Kontaktscheue. Dabei agieren diese Spiele oft als Ersatz für Zuspruch, Freundschaften und reale Erfolge. Sobald diese Aspekte vollkommen von der virtuellen Welt ersetzt werden, verstärken sich die Probleme der Kinder und Jugendlichen. (6) Dabei wird der intensive Internetkonsum viel zu selten als tatsächliche Sucht wahrgenommen. Denn anders als bei Alkohol- und Drogenmissbrauch fehlen meistens die Auswirkungen, die das unmittelbare Umfeld auf jene aufmerksam machen. (7)

Dabei können vier Suchttypen unterschieden werden:

Typ D: Typ D schlägt mit dem Smartphone vor allem die Zeit tot. Er ist viel online und chattet, kann die Nutzung aber regulieren.

Typ C: Auch Typ C nutzt Internet und Smartphone oft, kann die Verwendung aber kontrollieren. Er weiß, dass ein Missbrauch negative Folgen haben kann, wie zum Beispiel für Freundschaften und Partnerschaften.

Typ B: Typ B ist häufig online, chattet und spielt permanent. Dieser Typ ist trotzdem in der Lage sein Umfeld zu regeln, da er gute soziale Kompetenzen aufweist.

Typ A: Als tatsächlich süchtig und im Internet gefangen gilt Typ A. Dieser Typ vernachlässigt soziale Beziehungen und lebt fast ausschließlich in der virtuellen Welt. (8)

Dass solch eine Sucht aus dem Nichts entsteht, ist eher nicht wahrscheinlich. Jemand der jedoch in seiner sozialen Kompetenz eingeschränkt ist, flüchtet oft in die virtuelle Welt. (7)

Die Verteilung von Verantwortung

Kinderpsychater Jürgen Möller ist der Auffassung, dass der frühkindliche Kontakt mit digitalen Medien, wie es bildungspolitisch in Kindergärten und Schulen meist erwünscht ist, die Entwicklung negativ beeinflusst. Grundkompetenzen der Kommunikation und das kritische Hinterfragen von Zusammenhängen sind Aspekte die virtuell nicht entwickelt oder gefördert werden können.

Hier spielt vor allem die Vorbildfunktion eine immer größere Rolle und diese ist nicht nur den Eltern zu übertragen. Denn auch von PädagogInnen sollte der ständige Blick auf das Smartphone vermieden werden. Da Jugendliche und Kinder, wie bereits eingangs erwähnt, außerhalb der Schulzeit intensiv das Internet auf diversen Endgeräten verwenden, sollten auch Lehrer ihre digitalen Unterrichtsmethoden überdenken. Sie sollten sich fragen, ob es zweckmäßig ist, die Zeit vor dem Computer durch diverse Lernspiele, zu verlängern. (1)

Eltern haben die schwierige Aufgabe über ein Verhalten urteilen zu müssen, welches sie als Jugendliche.

Eltern sind in der schwierigen Rolle über ein Verhalten urteilen zu müssen, welches sie selbst als Jugendliche nicht erlebt haben. Für diese kann es schwierig sein zu unterscheiden, wo der Normalgebrauch endet und ein pathologisches Nutzungsverhalten beginnt.

Eine Vielzahl an Internetangeboten wie Google, Facebook oder Youtube sind für Erwachsene konzipiert und werden trotzdem bereits von Kindern genutzt. Dabei stoßen diese auch auf Inhalte die nicht kind- oder jugendgerecht sind und im schlimmsten Fall sogar traumatisieren können. Hier sollten Eltern Kinder und Jugendliche begleiten und ihnen den richtigen Umgang vorleben. Wenn dies gut umgesetzt wird, dann werden sie weniger Probleme damit haben, ihr Nutzungsverhalten auch regulieren zu können. (8)

Fazit

Doch warum soziale Netzwerke und digitale Medien sofort als „schlecht“ und „böse“ deklarieren wobei die Vermittlung von adäquater Medienkompetenz (9) viel sinnvoller wäre. Der Übergang von der Vermittlung von Medienkompetenz und dem Vermeiden wollen von exzessiver Nutzung digitaler Medien ist somit fließend. Für Eltern und Lehrer gilt es einen gesunden Mittelweg zu finden. Denn die absolute Abstinenz wird so nicht mehr möglich sein und fördert nur, dass Kinder und Jugendliche nicht richtig mit der virtuellen Welt umgehen können.

Über die Autorin

Marina Rautner studiert im fünften Semester an der Fachhochschule St. Pölten Medienmanagement. Im Zuge von diversen Praktika hat sie sowohl in der redaktionellen Abteilung und in der Programmgestaltung beim Radio gearbeitet, aber sie hat auch Pressekonferenzen mit organisiert. Sie befasst sich vor allem mit Aspekten der Medienwirtschaft und dem Medienmanagement.