Die unerwartet rasche Verbreitung von Covid-19 sowie die schnelle Reaktion der Regierung, einen österreichweiten Lockdown auszurufen kostete unzählige Unternehmen und Dienstleistungsanbieter Umsatz und KundInnen. Einige wenige Fitness-BloggerInnen etc. konnten jedoch aus genau dieser Situation eine Marktnische belegen – und zwar diejenigen, die schnell genug reagierten und zahlreichen Fitnessjunkies sowie Personen mit neu gewonnener Zeit eine neue Möglichkeit boten, Sport zu betreiben und fit zu bleiben.
1. Übung: Ausfall(schritt) des bisherigen Angebots (45 Sek.)
In Zeiten von Covid-19 – um genauer zu sein – in der Zeit des Lockdowns von 16. März bis 1. Mai 2020 veränderte sich das Verhältnis der ÖsterreicherInnen zur Ausübung von Sport drastisch. Von einem Tag auf den anderen war die Ausübung von Kontaktsportarten wie Cheerleading, Karate und Fußball verboten. Das Verlassen des Hauses war laut Kanzler Kurz nur in drei spezifischen Fällen gestattet:
- um zur Arbeit zu gehen (vorausgesetzt man ist in einem systemrelevanten Berufsfeld tätig, also einem, das für den Erhalt der Gesellschaft auch während des Lockdowns unabdingbar war)
- um anderen Menschen zu helfen, die selbst mit der Situation überfordert waren, wie zum Beispiel alte Personen oder solche besonderer Risikogruppen
- um essenzielle Besorgungen zu machen
Aus gegebenem Anlass kam in der Veröffentlichung der Regierung schließlich ein vierter Grund dazu, das Haus verlassen zu dürfen, und zwar jener, im Notfall einen Spaziergang zu machen. Dies war jedoch lediglich allein oder mit Personen desselben Haushalts und in so kurzem Ausmaß wie möglich gestattet.
2. Übung: Spagat der Präsenz-Fitness-Anbieter zwischen Job und Arbeitslosigkeit (60 Sek)
In diesen Vorschriften war kein Platz für ausgedehnte Trainingseinheiten im Freien, geschweige denn Teamsportarten oder den Besuch eines Fitnesscenters. Man könnte meinen, dass Sport und die tägliche Fitness damit auf der Strecke blieben; doch ohne lange zu zögern sahen einige Fitness-BloggerInnen und Fitness-App-AnbieterInnen ihre Chance, die von Covid-19 verursachte Lücke im Leben der ÖsterreicherInnen zu schließen und ein Substitutionsprodukt anbieten zu können.
Fitness-AnbieterInnen wie zum Beispiel Personal Trainer wurden von der Pandemie hart getroffen, denn ihr bisheriger Job war ab dem 16. März nicht mehr ausübbar und damit obsolet. In einem Artikel der CNN sprechen drei ehemalige Trainer darüber, wie das Virus und die damit verbundenen Maßnahmen ihren Job nicht mehr ausübbar machten und wie sie sich aus der Misere retten konnten, indem sie schnell einfallsreich handelten. Mit Online-Stunden über Skype und über andere Kurznachrichtendienste versuchten sie, ihre ausgebliebenen Einnahmen wett zu machen, jedoch sind dabei Fitness-Apps eine starke Konkurrenz, die eine ernst zu nehmende Bedrohung darstellten und darstellen. Daraus kann abgeleitet werden, dass die Krise vor allem für Fitness-Unternehmen, die physische Präsenz erfordern und nicht durch Online-Angebote oder Apps funktionieren, enorme Verluste bedeutet.
3.Übung: Sprint der Online-Fitness-Anbieter, sich einen Platz zu sichern (90 Sek.)
So viele negative Aspekte Corona auch haben mag, Personen in der Fitness-Branche wie beispielsweise die Bloggerin Pamela Reif und Anbieter von Sportzubehör wie NIKE und Peloton konnten dennoch den Silberstreif am Horizont erkennen und ihre Möglichkeit nutzen, neues Angebot für bisher nie dagewesene Nachfrage zu schaffen:
Die weltweit bekannte Sportmarke NIKE erkannte rasch eine Chance und stellte auf ihrer App den gesamten bisher exklusiven Online-Content bis zum 9. Juni 2020 gratis zur Verfügung. Im Zuge dessen konnte bei anderen App-Programm-Angeboten, wie zum Beispiel „Beachbody“, ein Zuwachs von 200% verzeichnet werden.
Das Startup „Peloton“, welches hauptsächlich Trainingsfahrräder mit Bildschirmen und dazu passend monatlich abonnierbare Fitnesskurse über eben diese Bildschirme anbietet, wagte im Herbst 2019 den Börsengang an die US-amerikanische Wall Street. Nach dem Börsengang wurde die Aktie eher als „Stubenhockeraktie“ und als nicht sehr gut bewertet angesehen, durch Covid-19 jedoch änderte sich die Lage: der enorme Anstieg der Nachfrage an Heimtrainingsgeräten bescherte auch der Aktie einen unerwarteten Höhenflug.
Auch die auf YouTube und Instagram sehr populäre Fitness-Bloggerin Pamela Reif reagierte auf die Veränderungen der Gewohnheiten ihrer Fans und AbonnentInnen. Bereits vor dem Ausbruch der Pandemie lud sie regelmäßig Workout-Videos auf ihrem YouTube Kanal hoch, jedoch stets ohne dabei zu sprechen, was sie als ihr Erfolgsrezept bezeichnete. Seit März lädt die Deutsche nun viel häufiger Videos hoch und teilt auf ihren Social Media-Accounts wöchentlich Workout-Pläne, in denen angeführt ist, welche ihrer Videos am besten in Verbindung miteinander trainiert werden können. Dies tut sie, um einerseits dem enormen Zuwachs an ZuseherInnen ein breiteres Angebot und gleichzeitig bereits bestehenden ZuseherInnen immer wieder neue Inhalte bieten zu können. Neu ist auf ihrem Kanal auch, dass sie Live-Videos und Sessions abhält, um das Gemeinschaftsgefühl innerhalb ihrer Community zu stärken. In diesen Live-Videos bricht sie sogar ihr bisheriges Tabu nicht zu reden.
Abschlussübung: Stretchen der Möglichkeiten (45 Sek.)
Wie man aus den im vorherigen Absatz angeführten Beispielen erkennen kann, haben sich die Herangehensweisen an das persönliche Training seit Beginn des Lockdowns bedingt durch Corona sehr stark verändert. Home-Workouts waren und sind nahezu die einzige Möglichkeit, im Lockdown regelmäßig Sport zu betreiben, was Personen aus dem Fitness-Bereich anhielt, kreativ zu sein und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu arbeiten. Einige Firmen, denen es schier unmöglich ist, ihre Services streambar oder online-tauglich zu machen, müssen mit starken finanziellen Einbußen rechnen; diejenigen, die jedoch die Chancen in der Situation erkannten, konnten an Popularität und KundInnen zulegen und somit auch finanziell profitieren.
Follow-Up: Kombinationsübung (30 Sek.)
Heute, Anfang September 2020, sieht die Lage wieder etwas anders aus: Einerseits haben Basketballplätze, Stangenparks und Fitnesscenter wieder geöffnet und sogar Kontaktsportarten sind wieder erlaubt, wie vorher ist es jedoch lange noch nicht. Viele Leute meiden noch immer stark frequentierte Fitnessanlagen, aus Angst, sich mit dem Covid-19-Virus anzustecken. In Wiener Neustadt musste nach einigen Covid-Fällen bei allen 717 BesucherInnen eines Studios eine Testung auf das Virus durchgeführt werden, woraufhin ein Cluster entdeckt werden konnte. Selbst Hobby-Sportteams werden regelmäßig getestet.
Auf der anderen Seite kann aber auch bei BloggerInnen wie Pamela Reif kein Abgang an AbonnentInnen verzeichnet werden. Es wirkt, als wäre gar nicht mehr die Rede davon, zurück zu alten Mustern und Verhalten zu kehren, sondern ein „neues Normal“ zu finden. Die Kombination aus Altbekanntem und neuer Realität macht hierbei bei den meisten Sportbegeisterten den perfekten Mix aus.
Über die Autorin
Agnes Fuchs ist 20 Jahre alt und kommt aus Wien. Derzeit studiert sie Medienmanagement an der Fachhochschule in St. Pölten mit Spezialisierung auf Strategisches Management und Online. Zuvor besuchte Sie ein auf Medien und Kommunikation ausgerichtetes Gymnasium in Wien 1100.
Kontakt: agnes.fuchs.2000@gmail.com