Homeschooling – So lernen Kinder Eigenverantwortung

© Diana Gerwig

Schule während der Krisenzeit – die CoVid-19-Pandemie hat den Alltag, so wie wir ihn kennen, in kürzester Zeit drastisch verändert. Für viele Familien mit Kindern nahm beziehungsweise nimmt das sogenannte Homeschooling einen zentralen Platz im Haushalt ein.

In Österreich wird das Konzept des Online-Unterrichts in der aktuellen Krise stark eingesetzt. Von der Regierung werden Schüler und SchülerInnen mit technischen Ressourcen sowie einem neuen Online Portal  (URL oder fortlaufende Nummer, die am Ende des Beitrages die Links enthalten)  unterstützt. Schüler und Schülerinnen in Österreich besuchen nun die Schulen wieder im Schichtmodus und müssen nur mehr teilweise auf Homeschooling-Angebote zurückgreifen. Diese gravierende Phase, in der Schüler und Schülerinnen ausschließlich den Unterricht zuhause nutzen konnten, stellte für alle Beteiligten eine neue Herausforderung dar. Schülerinnen und Schüler müssen ihre Arbeitsaufgaben selbst einteilen und teilweise auch ganze Kapitel des Lehrstoffes eigenständig erlernen. Hier drängt sich die Frage auf, ob notwendige Eigenständigkeit der Schülerinnen und Schüler nicht unter anderem einen Weg hin zu Persönlichkeitsentwicklung eröffnen kann oder ob die Abschottung von anderen Menschen auch negative Effekte mit sich zieht und diese womöglich sogar überwiegen.

In Österreich war das Konzept des Homeschooling vor der Coronavirus-Pandemie schwach ausgeprägt. Doch in Frankreich oder Großbritannien ist diese Form des Unterrichts schon seit Jahren vergleichsweise weit verbreitet und wird von vielen Eltern für die Alltagsorganisation goutiert. Dies wird ermöglicht durch externe Bildungseinrichtungen, die sich auf diese Art der Ausbildung fokussiert haben. Derartige Organisationen sind in Österreich jedoch schwach bis gar nicht vertreten.

Auswirkungen des Online-Unterrichts

Homeschooling generell, aber auch während CoVid-19-Pandemie kann durchaus positive Aspekte mit sich bringen. Ein wesentlicher Faktor ist die Förderung der individuellen Entwicklung des Kindes. Das Tempo, die Arbeitsweise sowie die Einteilung von zu erfüllenden Aufgaben können die Schüler und Schülerinnen zum großen Teil selbst bestimmen. Die eigene Hoheit über den Zeitplan und das Arbeiten mit Laptop sowie zahlreichen Online-Plattformen gehört nicht nur zum Homeschooling, sondern ist Jugendlichen auch bereits in ihrem kommunikativen Umfeld bestens vertraut. Die Erweiterung digitalen Lernens kann gewiss eine Vorbereitung auf Arbeitswelt oder Studium bedeuten. Die Aspekte der Eigenorganisation und -verantwortung können in Zukunft auch bei Tätigkeiten, die jeder Erwachsene absolvieren muss (beispielsweise eigene Finanzen, amtliche Termine etc.). Daher sind die erlernten Fähigkeiten durch Eigenverantwortung im Homeschooling für alle Schülerinnen und Schüler relevant, unabhängig von der späteren Berufswahl. Auch eine Weiterbildung im Bereich der Arbeitseinstellung, hinsichtlich des späteren Berufsleben ist nicht auszuschließen.
Nicht anzunehmen ist jedoch, dass Homeschooling in der Lage sei, die Notwendigkeit des sozialen Miteinanders im Klassenraum zu kompensieren. Beispielsweise kann die Isolation von Schülern zu einem Verlust sozialer Fähigkeiten im wochentäglichen Austausch mit Mitschülerinnen und -schülern führen. Solche Entwicklungen können in den meisten Berufsfeldern ein funktionierendes Arbeitsverhältnis beeinträchtigen. Der adäquate Umgang mit Vorgesetzten, Mitarbeitern und Umfeld in der Arbeitswelt wird schon in der Schulzeit im Klassenzimmer für die berufliche Zukunft vorbereitet. Hinzu kann kommen, dass Homeschooling-Schulabschlüsse noch nicht ausreichend gesellschaftliche Akzeptanz zu besitzen scheinen und als minderwertig angesehen wird. Diese Annahme basiert bei Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern in den häufigen Fällen auf Misstrauen in die Methoden des digitalen Zeitalters. Zudem ist auch die Angst vor Innovation und der fehlende soziale Kontakt bei einem Großteil der Kritiker ein wesentlicher Grund zur Ablehnung.

© Diana Gerwig

Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass moderne Homeschooling-Konzepte in Ausnahmesituationen ein hilfreicher Weg sein können, um Bildung und Schulsystem vital zu halten. Außerdem wurde vielen Schülern und Schülerinnen dadurch der Umgang mit technologischen Hilfsmitteln und der eigenen Zeiteinteilung erleichtert. Diese erlernten Fähigkeiten können in der Arbeitswelt sowie der Organisation des eigenen Lebens, zukünftig hilfreich sein. Allerdings erschwert das Fehlen von sozialen Kontakten und Gruppendynamik, den Umgang mit anderen Menschen den Einstieg in das spätere Berufsleben. Grundsätzlich erlangen Kinder mehr Eigenständigkeit im Zuge des Homeschooling. Jedoch gehen andere Aspekte der Entwicklung verloren, die eine essentielle Rolle in der Berufswelt spielen können. Es liegt nun an Politik, Schulen, Eltern und der Gesellschaft als Ganzes Wege zu beschreiten, um Schüler und Schülerinnen, unberührt von Pandemien, ihr Recht auf Wissen nicht vorzuenthalten.

Über die Autorin
Diana Gerwig wurde am 10. April 2000 in Wien geboren. Sie studiert im Bachelorstudiengang Medienmanagement an der Fachhochschule St. Pölten im 4. Fachsemester. Diana hat bereits Online-Artikel sowie weitere Projekte für die FH und den Wiener Fernsehsender W24 geschrieben.

Kontakt: mm181009@fhstp.ac.at