Künstliche Intelligenz – die neue Gefährtin eines jeden Journalisten?

Von Sarah Desch und Sebastian Baumschlager

Das eigenständige Schreiben diverser Textsorten zählt zu den Kernkompetenzen eines Journalisten. Hierbei kommt in vielen Redaktion vermehrt die Künstliche Intelligenz (KI) als unterstützendes Tool zum Einsatz. Ein verlockendes Angebot, immerhin spart es Zeit und Energie. Doch mit welchen Herausforderungen und Veränderungen im journalistischen Arbeitsprozess aufgrund von KI-unterstützenden Systemen gerechnet werden muss, sei ungewiss.

Immer mehr Menschen verwenden Chat GPT in ihrem Alltag. Hierbei sieht man wie das Programm, dem Nutzer fragt, wie Chat GPT helfen kann. | Copyright: Sebastian Baumschlager und Sarah Desch

Der Journalismus ist dem technologischen Wandel ausgesetzt. Durch die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung verändern sich Arbeitsprozesse, die permanente Anpassung erfordern.

Einsatz von Künstlicher Intelligenz im journalistischen Arbeitsfeld

Die Künstliche Intelligenz wird im Medienbereich bereits von vielen Redaktionen genutzt, um beispielsweise Standardtexte zu automatisieren oder um einen Faktencheck KI-generierend durchzuführen. Auch im Sportsektor könnte die Künstliche Intelligenz in Zukunft einen zunehmenden Charakter einnehmen. Ein Beispiel dafür ist EGON, ein Fußballroboter, welcher Sportjournalist*innen mit Spielergebnissen, Fakten und Zahlen beliefern könnte. Dies sind nur wenige Fallbeispiele, wo daran gearbeitet wird maschinelles Lernen in den Arbeitsbereich einer Redaktion zu integrieren.

Beschäftigt man sich mit der Frage, ob maschinelles Lernen den Arbeitsplatz eines Journalisten ersetzen könnte, kamen Teilnehmer*innen einer Online-Podiumsdiskussion, die sich mit dem Verhältnis von Journalismus zu Anwendungen auf Basis maschinellen Lernens beschäftigte, zu folgendem Entschluss: „Journalist*innen und Medienhäuser müssen sich nicht vor Künstlicher Intelligenz (KI) fürchten, dürfen deren Entwicklung aber auch nicht verschlafen.“ So meint auch Wiebke Loosen: „Ob durch eine stärkere Implementierung von KI journalistische Arbeitsplätze wegzufallen drohen oder Journalist*innen lediglich von Routineaufgaben befreit werden, um mehr Zeit für Recherche oder Texterstellung zu haben, liege in der Hand von Medienhäusern. Es bleibt eine Gestaltungsfrage, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen maschineller Automatisierung und menschlichen Fähigkeiten zu schaffen. Ralf Hillebrand, Ressortleiter im Bereich Wissenschaft, Gesundheit, Medien und Technologie bei den Salzburger Nachrichten, hingegen antwortet auf die Frage „Müssen sich Journalist*innen gegenwertig und in der Zukunft Sorgen um ihre Anstellung als Journalist machen?“ bei einem Interviewgespräch, mit einem klaren „Nein“.

Der Arbeitsplatz einer Redaktion ist kunterbunt und in ständiger Bewegung. Journalist*innen müssen sich stets an Veränderungen anpassen können.
Copyright: Sarah Desch

Potential des KI-unterstützenden Journalismus

Durch das Integrieren von künstlicher Intelligenz im Journalismus wird sich die Arbeitsweise von Journalist*Innen verändern. Ziel sollte es sein, Redakteur*innen zu entlasten, damit sich diese um die kreativen – nicht von einer Maschine ersetzbaren Aufgaben widmen können. Redakteur Ralf Hillebrand kann die oben genannte Behauptung der Autor*innen des Whitepapers „Künstliche Intelligenz im Journalismus“, begründend stützen, denn er sieht im KI-unterstützenden Journalismus Potential: „Die Künstliche Intelligenz nimmt Journalistinnen und Journalisten jene Arbeit ab, die mäßig spannend ist (Agenturen sichten, Kurzmeldungen füllen) – und die Journalistinnen und Journalisten können sich auf das konzentrieren, was den Job eigentlich ausmacht, wie tiefe Recherche, investigatives Arbeiten, hintergründige Interviews“. Künstliche Intelligenz als unterstützendes Tool wäre somit das Idealszenario. Um diese jedoch sinngerecht nutzen zu können, benötigt es an geeigneten Kompetenzen und Fähigkeiten. Autorinnen des Whitepapers „Künstliche Intelligenz im Journalismus“, betonen, dass diese notwenigen Kompetenzen und Fähigkeiten in Media Labs und bei Aus- und Weiterbildungen vermittelt werden sollte. Wichtig sei es, dass Redakteur*innen an den Veränderungen mitwirken sollten, um Vertrauen und Seriosität aufbauen zu können. Insgesamt gilt es, einen sinnvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit KI im Journalismus zu fördern. Maschinelle Automatisierung und menschliche Fähigkeiten können sich gegenseitig ergänzen und ein ausgewogenes Verhältnis schaffen, das die Qualität und Relevanz von journalistischen Inhalten steigert.

Die Investigative Recherche – ein beliebter Teilbereich in vielen Redaktion, welcher von viele Journalist*innen als sehr spannend betrachtet wird und nicht wegzudenken sei.
Bild-Copyright: Sarah Desch

Drohende Rechtliche Gefahren durch KI

Meinungsfreiheit und Meinungsbildung zählen zu den politisch-bürgerlichen Menschenrechten. Der Journalismus trägt hierzu eine Verantwortung und Erwartung von der Bevölkerung, dass diese Rechte nicht missbraucht werden. Der Einsatz von KI-Tools erweitert jedoch die Gefahr von Verzerrung und Manipulation, da die Künstliche Intelligenz zwar Texte verarbeiten, diese aber nicht bewerten oder nach ihrer Seriosität unterscheiden kann. Und so fällt es auch zunehmend Menschen schwer, zwischen KI-basierenden und einem vom Menschen geschriebenen Text unterscheiden zu können. Um dieses Problem zu mindern, arbeiten bereits viele Forscher*innen an unterschiedlichen Methoden, um KI-Texte herausfiltern zu können. Diesbezüglich erwähnt auch Bärbel Röben, dass KI erstellte Medienprodukte künftig gekennzeichnet werden sollten, um Transparenz sicherzustellen. Rechtlich gesehen, trägt der zuständige Redakteur oder die Redakteurin die Verantwortung bei auftretenden Fehlern oder Missständen. Kein Presserecht oder Pressekodex wird bei KI-basierenden Fehlern als Maßnahme eingreifen – zumindest bis dato. Bärbel Röben, jedoch erhofft sich, dass in Zukunft, Werte wie Nicht-Diskriminierung oder Datenschutz in KI-Algorithmen integriert und das Presserecht angepasst werden. Das die Systeme der künstlichen Intelligenz die Grundrechte und Werte der Europäischen Union wahrt, wurde bereits im Jahr 2022 durch das „Gesetz über künstliche Intelligenz“ verankert.


Menschenrechte, Meinungsfreiheit oder der Pressekodex sind wichtige Schlagwörter im Journalismus, welche hohe Aufmerksamkeit in einer Redaktion erfordern.  
 Bild-Copyright: Sarah Desch 

Insgesamt eröffnet der Einsatz von KI im Journalismus neue Möglichkeiten und Chancen, erfordert aber auch eine Abwägung zwischen maschineller Automatisierung und menschlichen Fähigkeiten. Eine verantwortungsvolle Nutzung von KI kann die Effizienz und Qualität der journalistischen Arbeit verbessern und gleichzeitig sicherstellen, dass die grundlegenden Werte des Journalismus gewahrt bleiben. Trotz der Intelligenz der KI ist die menschliche Beobachtung und Kontrolle unerlässlich.

Sarah Desch
Copyright: Dominik Stixenberger

Sarah Desch ist 23 Jahre alt und studiert im 4. Fachsemester Medienmanagement an der FH St. Pölten. Die Fachhochschule ermöglichte ihr durch das Fachmagazin SUMO erste journalistische Erfahrungen zu sammeln.

Kontakt Sarah Desch: mm211048@fhstp.ac.at

Sebastian Baumschlager
Copyright: Kirschner

Sebastian Baumschlager ist 25 Jahre alt und studiert Medienmanagement an der FH St. Pölten. Nach mehreren Publikationen, unter anderem in der 40. Ausgabe des Fachmagazins SUMO, sammelte er bereits Erfahrungen im Journalismus.

Kontakt Sebastian Baumschlager:  mm211005@fhstp.ac.at