Podcasts – von der Entstehung zum Hype 2020

Podcasts als Quelle für Information, Unterhaltung und Kommunikation. | Copyright: Kathrin Riederer

Podcasts. Diskussionen – Lifestyle – Ratgeber – Mediation – Nachrichten – News – Unterhaltung. Eine neue Welt für alle diese Bereiche bieten Podcasts. Egal ob Monolog, Dialog oder Diskussion.Alles ist möglich und jeder kann seine Ideen leicht umsetzen. Denn man benötigt nur ein Mikrophon und Software.

Die Entstehung

Podcasts sind eine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Wie ist dieses Phänomen entstanden? Entscheidend hierfür war vor allem der ehemalige MTV-Moderator Adam Curry. Der hatte ein Konzept erschaffen, bei dem es jedem und jeder möglich war, unterschiedliche Mediendaten ins Internet hochzuladen und auf beliebigen Geräten abzuspielen. 2005 stieg Apple ein, unterstützte Adam Curry und verschaffte einem Millionen-Publikum durch iTunes Zugang zu diesem neuen Audioformat. Den Startschuss markierte „Serial“, bei der verschiedene Kriminalfälle gelöst wurden. Die letzte Episode und die darin enthaltenen Folgen wurden im Herbst 2018 veröffentlicht. Dieses Serienformat feierte innerhalb kürzester Zeit riesige Erfolge und begeisterte insgesamt weit mehr als 50 Millionen AbonnentInnen. Weiters wurde „Serial“ mit dem „Peabody Awards“ für besonders wertgeschätzte und einzigartige Leistungen bzw. Publikationen in der amerikanischen Radio- und Fernsehgeschichte ausgezeichnet.

Andere Länder versuchten im Anschluss, diese Audioformate für die heimische Bevölkerung ebenfalls schmackhaft zu gestalten. Prominente wie Nico Rosberg, Tim Mälzer und Jan Böhmermann sind Beispiele für bekannte deutsche Podcast-Produzenten. In Österreich zählen beispielsweise die Podcasts von Paul Pizzera und den Bloggern Michael Buchinger und Dariadaria zu den bekanntesten. Den größten Erfolg über die Podcast-Plattform Audionow feierten Oliver und Amira Pocher, die während der Corona-Krise damit begonnen hatten.

Doch nicht nur berühmte Persönlichkeiten präsentieren sich auf solchen Plattformen. Neben Radio- und Fernsehsendern sind auch einige Zeitungen bzw. Verlage bereits vertreten. Kurier, Standard, Süddeutsche Zeitung und Die Zeit sind nur einige nennenswerte Beispiele in dieser Branche. Meist werden hier einfach wiedergegebene Sendungen oder Interviews zusammengeschnitten und zum Anhören bereitgestellt. In Österreich bietet ORF für einzelne Sender bzw. Sendungen Podcasts an. Selbst ausgewählte Programme von Ö3 lassen sich mittlerweile als Podcasts nachhören.  Auch der privat-kommerzielle Fernsehsender ProSiebenSat. 1 Digital hat im April 2020 die eigene Podcast-Plattform FYEO gelauncht.

Ein Meer an Podcasts – 1 Million

1 Million Shows und mehr als 30 Millionen Episoden – Edison Research Infinite Dial 2020 publizierte diese Daten für den April 2020. Im Vergleich dazu die Daten von April 2018. Hier waren es „nur“ 525.000 Shows und insgesamt 18,5 Millionen Folgen. Vergleicht man diese beiden Werte, so wird klar: das Angebot an Podcasts wird größer. Immer mehr KünstlerInnen, Autorinnen, TV-Sender, Promis springen auf diesen Hype an und produzieren eigene Formate. Heutzutage gibt es beinahe keine Thematik, die noch nicht von einem oder einer PodcasterIn behandelt wurde. Im Jahr 2018 waren Themengebiete wie Nachrichten, Unterhaltung und Musik unter den Top 10 der am meisten gehörten Podcasts.

Die Themenbereiche, die bei Podcasts abgedeckt werden, sind vielfältig und reichen von Updates der Corona-Pandemie über Migrationshintergründe, Frauen im Sportbereich bis hin zu Thematiken, die in der Öffentlichkeit totgeschwiegen oder zu gering beachtet werden.

Podcasts während Krisensituationen

Jede Veränderung, jede Krise, jedes positive Ereignis – all das läutet meist einen gesellschaftlichen Wandel ein. Alle Mitmenschen passen dabei die Lebenssituation den neuen Gegebenheiten an, brechen aus gewohnten Verhaltensmustern aus und beschäftigen sich mit Neuem. Erkennbar und messbar ist diese Veränderung bzw. Anpassung am besten im Nutzungsverhalten von UserInnen auf digitalen Plattformen. So auch in der Corona-Krise 2020. Digitale Plattformen verzeichnen einen ruckartigen Anstieg der BenutzerInnenzahlen.  Während dieser Zeit hat sich auch die Nachfrage nach Podcasts enorm gesteigert. Laut einem Spotify-Mitarbeiter ist dies auf den stärkeren und intensiveren Verbleib im Eigenheim bzw. der Wohnung zurückzuführen.

Sowohl der Nachrichten-Podcasts „Coronavirus-Update“ als auch der Comedy-Podcast „Fest & Flauschig“ erlangen in dieser Zeit in Deutschland den meisten Zuspruch. Viele Menschen versuchen sich mithilfe von Podcasts neben dem Arbeiten bzw. dem alltäglichen Leben entweder zu informieren bzw. zu unterhalten.

Spotify, Audionow – die Geschäfte hinter Podcasts

Podcasts kann man über drei verschiedene Plattformen rezipieren: Streaming-Dienste (wie z.B. Spotify), Podcasts-Apps oder über Websites der jeweiligen Anbieter. Hier lässt sich jedoch ein klarer Trend zu den Streaming-Diensten erkennen, da über diese Anbieter wesentlich mehr Personen die verschiedenen Podcasts rezipieren als über Apps oder Websites.

Podcasts können von jedermann erstellt und online gestellt werden. Keine Lizenzen notwendig. Gegebenenfalls lediglich Anzeigen. Podcast-Plattformen wie Audionow sind für alle ZuhörerInnen kostenlos. Spotify bietet neben der kostenlosen Variante auch noch ein Premium- und Family-Abo. Beim kostenlosen Abo werden laufend Werbeschaltungen eingespielt, die es bei den Bezahlvarianten nicht gibt. Diese sind entweder vor, während oder nach dem Audioformat angesiedelt.

Beispielfoto der Musik-Plattform Spotify | Copyright: Kathrin Riederer

Die Zahlungsbereitschaft der HörerInnen ist bei Podcasts wesentlich geringer als bei Musik-Angeboten. Laut einer Umfrage von Simon-Kucher&Partners können sich mehr als die Hälfte der Befragten vorstellen, für den Lieblingspodcast maximal 4€ zu bezahlen. Im Vergleich dazu, für Musik greift rund ein Drittel der Befragten tiefer in den Geldbeutel.

Podcasts sind meist kostenlos. Doch auch die Anbieter dahinter müssen sich finanzieren. Am häufigsten verbreitet sind Werbeschaltungen. Die werden während des Hörers zwischendurch eingespielt. Lisa Jäger, Medienexpertin und Partnerin bei Simon-Kucher, machte in einem Interview darauf aufmerksam, dass nicht nur klassische Werbungen geschaltet werden sollten. Anbieter für die verschiedensten Streaming-Angebote sollten hier vermehrt Werbungen bzw. Teaser für eigene kostenpflichtige Produkte schalten und auf diese hinweisen. Dies fällt dann unter die Kategorie Cross-Selling, bei dem man über einen eigenen Kanal Werbung für ein anderes Produkt schaltet. Erlösformen, wie Paid-Content, Gewinnspiele, Sponsoring, aber auch Infomercials sind ebenfalls mögliche Varianten, um kostenlose Formate zu finanzieren.

Ice Bucket Challenge, Bubble-Tea, Dabbing und Pokèmon Go – nur einige wenige Beispiele für Hypes bzw. Booms, die im Laufe der letzten Jahre aufgetaucht sind. Meist mit kurzem Aufleben. Da Podcasts vor allem während der Corona-Pandemie 2020 einen großen Aufschwung erlebt haben, wird sich in Zukunft zeigen, ob und wie lange uns dieser Podcast-Hype erhalten bleibt.

 

Über die Autorin

Copyright: Kathrin Riederer

Kathrin Riederer, geboren am 26.05.1999 in Niederösterreich, studiert seit 2018 an der Fachhochschule St. Pölten den Bachelorstudiengang Medienmanagement. Sie entdeckt schon früh das Interesse an Marketing und der Online-Welt und vertieft sich in diesen Bereichen immer intensiver.
Kontaktmöglichkeit: E-Mail: Kathrin1999@gmx.at