Digitaler Print-Kiosk: Widerspruch in sich oder Erfolgsmodell?

Der größte österreichische digitale Zeitungsstand „APA Austria Kiosk“ feierte im November 2015 sein vierjähriges Jubiläum. Was zeichnet ihn aus und mit welchen Innovationen kann in Zukunft gerechnet werden? SUMO sprach mit Verantwortlichen.

Der „APA Austria Kiosk“ ermöglicht digital affinen Zeitungsliebhabern, auf mittlerweile über 210 österreichische und internationale Zeitungen und Magazine zuzugreifen. Für diesen kostenpflichtigen Service benötigen UserInnen keine App, sondern der virtuelle Zeitungsstand wird über die URL https://www.kiosk.at/ aufgerufen. Anschließend hat man nach der Erstellung eines Accounts und der Auswahl der Zahlungsmethode (Kreditkarte, Sofort-Überweisung oder Paybox) die Möglichkeit, die gewünschten Magazine bzw. Zeitungen zu kaufen. Diese können anschließend im kiosk-internen HTML-Reader geöffnet oder in Form eines PDF bis zu fünf Mal heruntergeladen werden. Nach dem Download können die Publikationen auf jeder digitalen Oberfläche gelesen werden.

Um die Bekanntheit des Kiosks zu steigern, versucht die APA-DeFacto als Betreiber des digitalen Zeitungsstands Interessenten über verschiedene Wege zu erreichen. Im SUMO-Interview erklärt Rüdiger Baumberger, Content- und Business Development-Manager bei APA-DeFacto Datenbank und Contentmanagement GmbH: „Einerseits versuchen wir die Leute über Social Media-Kanäle wie ‚Facebook’ oder ‚Twitter’ zu erreichen, andererseits über unsere Partner, wie ‚amedien Werbe- und Verlags GmbH’, oder über Marketingkooperationen wie mit Samsung. Gelegentlich schalten wir auch Werbung in den Medien selbst.“ Nach Angaben der APA zählt der Kiosk bereits 17.000 UserInnen – Tendenz steigend.

 

Der „APA Austria Kiosk“ als „FreeLounge“

 

Die zweite Möglichkeit auf den digitalen Zeitungsstand zuzugreifen, ist über die sogenannte „FreeLounge“. Hierin steht er seit März 2015 in ausgewählten Hotel- und Gastronomiebetrieben Gästen gratis zur Verfügung. „Der Gast kann sich als Privatkunde ohne jegliche Anmeldungssegmente hier frei bewegen und hat somit weder Newsletter, Spam oder Ähnliches zu erwarten“, erklärt Harald Mistelberger, Geschäftsführer der „amedien Werbe- und Verlags GmbH“. Als Vorteil für die kooperierenden Betriebe können diese auch eigene Publikationen wie Gästemappen oder Hotelnews einfach und schnell in die „FreeLounge“ integrieren.

Bei der Preisfestsetzung der jeweiligen Zeitungs- und Magazinausgaben orientiert sich APA-DeFacto an den Preisen der gedruckten Ausgaben. Wenn Zeitungen ihren LeserInnen E-Paper-Angebote, die noch dazu abweichende Preise haben, zur Verfügung stellen, werden diese ebenfalls in der Preiskalkulation berücksichtigt. Die APA selbst nimmt kein Geld mit den App-Verkäufen ein, die Einnahmen gehen großteils an die Verlage. Bis jetzt gibt es für jene, die ihre Zeitungen oder Magazine im Austria Kiosk anbieten möchten aber kein konkretes Bezahlmodell. „Es gibt Verlage, die etwas bezahlen, das muss aber nicht sein. Das ist alles eine Frage der kaufmännischen Gestaltung bzw. der Geschäftsbeziehung. Natürlich gestaltet sich die Erlösaufteilung dann auch entsprechend“, erklärt Baumberger. Die Kosten der „FreeLounge“ werden vom jeweiligen Hotel- bzw. Gastronomiebetrieb oder dem entsprechenden Standort übernommen. Im Hotellerie-Bereich wird die „FreeLounge“ von „amedien“ vertrieben. Der Betrieb kann zwischen drei Bezahlmodellen wählen: Smart, Komfort und Superior. Die Wahl für ein entsprechendes Modell ist stark von der Hotelgröße bzw. -kategorie abhängig.

 

Diese neue Form des Zeitunglesens bietet daher nicht nur LeserInnen Vorteile, sondern auch den Verlagen selbst. Harald Mistelberger nennt zwei Hauptgründe für die Entscheidung der Wahl der APA-DeFacto bzw. des Austria Kiosks als Vertriebspartner: Es kann mehr Reichweite generiert werden und Hoteliers können ihren Gästen digitale Publikationen einfach, schnell und mobil verfügbar machen. „Die Ausdehnung der ‚FreeLounge’ befindet sich aber erst in der Anfangsphase“, so Mistlberger. Momentan nutzen es erst 5-7%, die Marktabdeckung soll aber bis Ende 2016 auf 10-15% steigen. Nicht nur viele Kaffeehäuser in Wien und große Hotels wie das EurothermenResort Bad Schallerbach machen sie via WLAN ihren BesucherInnen zugänglich, der „amedien Verlag“ hat nun eine Zusammenarbeit mit 12 großen Gesundheitszentren gestartet.

 

Der „3Kiosk“

 

Seit Juni 2015 kooperiert APA-DeFacto mit Hutchison Drei und bietet allen 3KundInnen den „3Kiosk“ an. Hier haben die LeserInnen 26 verschiedene österreichische Zeitschriften zur Auswahl, wobei man entweder ein Paket mit fünf oder zehn Magazinen wählen kann. Je nach Paket kostet dies entweder 4,99€ oder 8,99€ und kann ganz über die Telefon- oder Internetabrechnung bezahlt werden. „Der ‚3Kiosk’ läuft sehr zu unserer Zufriedenheit. Wir sind aber dabei, das Angebot immer attraktiver für die 3Kunden zu machen“, betont Rüdiger Baumberger. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass es in Zukunft ähnlich gelagerte Modelle mit anderen Partnern geben könnte.

 

Zukunftsaussichten

 

Die Konkurrenz im Bereich der digitalen Aggregations-Plattformen ist mittlerweile groß, der Markt ein umkämpfter. Baumberger sieht den Eintritt von „Blendle“ in den österreichischen Markt als weiteren Grund dafür, dass Paid Content-Modelle immer attraktiver werden. Auch steige die Bereitschaft für journalistische Inhalte zu zahlen leicht an: „Menschen sind dann eher bereit für Content zu bezahlen, wenn er ihnen so zur Verfügung steht, wie sie es auch erwarten.“ In einer künftigen Version des „APA Austria Kiosks“ wird demnach daran gearbeitet, nicht nur ganze Ausgaben wie bisher, sondern auch einzelne Artikel zum Verkauf anzubieten. Dadurch sollen neue Geschäftsfelder eröffnet und KundInnen eine größere Angebotsbreite geboten werden. Ein wichtiger Fokus in der Hotel-Branche hingegen liegt für Mistelberger auf der flexibleren Gestaltung etwa durch saisonale Angebote, um Winter- und Sommergäste besser ansprechen zu können. „Der Kiosk ist sicher die Zukunft, aber er wird den Markt nicht sofort beherrschen können“, so Mistelberger.