Politische Nähe & Parallelität der Printmedien in Österreich

Österreichisches Parlament. Bild-Copyright: Leo Himmelbauer 

Österreich präsentiert sich mit einer facettenreichen Medienlandschaft, die grundsätzlich als Stützpfeiler einer gesunden Demokratie gilt. Allerdings offenbaren sich bei näherer Betrachtung deutliche politische Verflechtungen einiger Medienhäuser. Es stellt sich die Frage, inwiefern diese Parallelitäten tatsächlich zur Vielfalt beitragen oder ob sie eher zu einer zunehmenden Polarisierung innerhalb der Gesellschaft führen.

von DORIS ASSIS & LEO HIMMELBAUER

Politische Nähe: Zwischen Kooperation und Konflikt

Die Inseratenaffäre in der Causa Kurz hat das politische Geschehen in Österreich maßgeblich geprägt. Die politische Nähe der Printmedien in Österreich ist ein komplexes Thema, das verschiedene Formen annehmen kann. Einige Medienhäuser haben offensichtliche, aber für das Publikum nicht zwangsläufig transparente politische Verbindungen, sei es durch die Eigentümerstruktur oder durch klare redaktionelle Präferenzen. Dies kann zu einer Verzerrung in der Rezeption der Berichterstattung führen, da bestimmte politische Perspektiven bevorzugt oder vernachlässigt werden.

Politische Parallelität ist ein Merkmal von Mediensystemen. In der vergleichenden Mediensystemforschung bezieht sie sich „auf den Charakter der Verbindungen zwischen politischen Akteuren und den Medien sowie allgemein auf das Ausmaß, in dem Medien politische Spaltungen widerspiegeln„. Die politische Parallelität der Verlagsmedien bezieht sich auf die Tendenz bestimmter Medienhäuser, ähnliche politische Standpunkte zu vertreten. Dies kann zu einer Art Gleichschaltung führen, bei der unterschiedliche Perspektiven in der Berichterstattung vernachlässigt werden. Wenn eine politische Nähe in mehreren Medienhäusern vorhanden ist, kann dies zu einer Einseitigkeit führen und die Bandbreite der Meinungen, die den Lesern zur Verfügung stehen, einschränken.

Das neue Logo der Volkspartei seit Sebastian Kurz. Bild – Copyright: Leo Himmelbauer

Medien im Spannungsfeld politischer Pluralität 

Die Medien spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des politischen Pluralismus. Sie sind verantwortlich für die Bereitstellung von Informationen, Analysen und Meinungen, die es den Bürgern ermöglichen, informierte Entscheidungen zu treffen. Allerdings hat der Wettbewerb zwischen den Medienhäusern und der Druck, Schlagzeilen zu generieren, zu einer signifikanten Sensationsberichterstattung geführt, die oft oberflächlich und polarisierend sein kann. Was in weiterer Folge den politischen Diskurs beeinträchtigen und die Objektivität der Berichterstattung gefährden kann.

Die österreichische Medienlandschaft ist durch eine Vielzahl von Medien gekennzeichnet, darunter Zeitungen, Magazine, Rundfunk- und Fernsehsender sowie eine zunehmende Präsenz von Online-Medien. Jede dieser Plattformen trägt dazu bei, verschiedene Perspektiven und Meinungen zu präsentieren. In einem Land, das für seine kulturelle Vielfalt und politische Dynamik bekannt ist, spiegelt sich diese Dualität auch in der Presselandschaft wider.

Auswahl der österreichischen Verlagshäuser Eigentümerstruktur aus dem Jahr 2018. Bild: kontrast.at 

Einfluss von Lobbying und Interessengruppen

Die Konzentration von Medieneigentum und dessen Einfluss auf den politischen Diskurs ist ein weiterer Kernpunkt der Debatte. Einige Medienhäuser haben offensichtliche politische Verbindungen, sei es durch die Eigentümerstruktur oder durch klare redaktionelle Präferenzen. Aber auch umgekehrt versuchen Politiker immer wieder Einfluss auf Journalisten zu nehmen und dies nicht erst seit der Inseratenaffäre. Der Gesetzgeber hat jüngst den Auftrag des Bundesverfassungsgerichtshofs bekommen, Ausgewogenheit und Objektivität in seinen Gremien zu erhöhen. 

Politische Nähe kann auch durch wirtschaftliche Verflechtungen entstehen. Inseratenvergaben und finanzielle Unterstützung durch politische Akteure können die Unabhängigkeit der Medienhäuser beeinträchtigen und den Eindruck erwecken, dass die Berichterstattung von politischen Interessen gelenkt wird. Folglich wird das Vertrauen der Gesellschaft in die Medien geschwächt.

Beeinflussung der Medien durch die Politik

Wenn Medien eine ideologisch begründete politische Haltung verfolgen, so können diese als politische Akteure definiert werden. Die Forschung über Medien als politische Akteure ging bisher insbesondere der Frage nach, ob Medien autonome Positionen vertreten und damit ihre eigene Stimme im politischen Prozess erheben. Dies ließ sich jedoch mehrheitlich nicht bestätigen. Die Medien agieren vielmehr als Repräsentanten bzw. Advokaten für politische Interessen bereits existierender ideologischer oder gar parteipolitischer Strömungen. Im Anschluss an diesen Befund stellt sich die Frage, inwieweit Medien in ihrer politischen Rolle als Repräsentanten und Advokaten in der Lage sind, normative Ansprüche an die politische Berichterstattung zu erfüllen.

Mediengruppe Österreich der Inhaber Fellner. Bild – Copyright: Leo Himmelbauer

Herausforderung und Perspektiven

Die politische Nähe und Parallelität der Printmedien stellen zweifellos Herausforderungen für den Medienpluralismus in Österreich dar. Eine ausgewogene Berichterstattung ist essentiell, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu wahren und eine Fragmentierung der Gesellschaft zu vermeiden. Wenn Leserinnen und Leser das Gefühl haben, dass die Informationen von politischen Interessen beeinflusst werden, könnte dies die Demokratie und den öffentlichen Diskurs beeinträchtigen. Die Gefahr besteht auch darin, dass die politische Parallelität der Verlagsmedien zu einer zugespitzten Fragmentierung der Gesellschaft führt, die sich von einer integrierenden Form hin zu Schwarz-Weiß-Formen hin entwickelt. Wenn unterschiedliche politische Lager ihre Informationen aus verschiedenen, einander widersprechenden Quellen beziehen, könnte dies zu einem Mangel an gemeinsamen Fakten und einem verstärkten Polarisierungsgefühl führen. 

Eine vielfältige Medienlandschaft ist enorm wichtig bei der Informationsvermittlung und Meinungsbildung, und ihre Unabhängigkeit ist unerlässlich. Die Herausforderung besteht darin, Mechanismen zu schaffen, die die Meinungsfreiheit respektieren, aber gleichzeitig sicherstellen, dass politische Nähe nicht zu einer Einseitigkeit führt. Die Förderung von Medienkompetenz, die Unterstützung von unabhängigem Journalismus und die Stärkung von investigativem Journalismus sind Schlüsselkomponenten, um sicherzustellen, dass der Medienpluralismus weiterhin eine tragende Säule der österreichischen Demokratie bleibt.

Über die Autor:innen

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Doris Assis studiert Medienmanagement an der FH St. Pölten. Erste journalistische Erfahrungen hat sie bei der Mitarbeit des Sumo Magazins der FH St. Pölten machen können.
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Leo Himmelbauer ist 22 Jahre alt und studiert Medienmanagement an der FH St. Pölten. Erste journalistische Erfahrungen hat er bei der Mitarbeit des Sumo Magazins der FH St. Pölten machen können.