Die Welt des digitalen Ruhms und der Kinderwettbewerbe birgt sowohl strahlenden Glanz als auch erhebliche Herausforderungen. Wie ergeht es jungen Talenten im Rampenlicht? Was bedeutet es, als Wettbewerbssieger*in in der Öffentlichkeit zu stehen? Das SUMO-Magazin hat sich mit diesem komplexen Thema auseinandergesetzt und untersucht die Erfahrungen eines jungen Talents, sowie die damit verbundenen ethischen Fragen. Im Gespräch mit der Gewinnerin des Kiddy Contests 2019 Katharina Felzmann, wird die facettenreiche Welt der Kindheit im Rampenlicht und die Verantwortung von Eltern, Gesellschaft und Medienindustrie beleuchtet.
Von CHIARA NEIDHART
Die Scheinwerfer strahlen hell, die Bühne ist geschmückt, und das Publikum klatscht begeistert. Katharina Felzmann steht im Mittelpunkt dieses Spektakels, welches sie schon seit Jahren fasziniert. Die Gefühle, die sie während der Show durchströmen, sind unbeschreiblich – Aufregung, Freude und ein bisschen Nervosität vermischen sich zu einem überwältigenden Erlebnis. Als ihr Name als Gewinnerin des Kiddy Contests 2019 verkündet wird, fühlt sie eine Welle des Glücks und der Erleichterung, die sie durchflutet. „Es war wie ein Traum, der wahr wurde. Die ganze harte Arbeit hat sich ausgezahlt“, erzählt Katharina in einem späteren Interview.
Der Kiddy Contest: Konzept und Hintergrund
Das Konzept des Kiddy Contests, der von 1995 bis 2019 jährlich in Österreich stattfand, stammt ursprünglich aus den USA. Anfangs als Plattform für Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren konzipiert, die ihr Gesangstalent unter Beweis stellen möchten, hat sich der Wettbewerb im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Jedes Jahr nahmen zehn junge Talente am Finale teil, nachdem sie sich gegen hunderte von Bewerber*innen in den Vorausscheidungen durchgesetzt haben.
Vom Schönheitswettbewerb zum künstlerischen Wettbewerb
Im Laufe der Zeit haben sich viele Kinderwettbewerbe von Schönheitswettbewerben hin zu künstlerischen Wettbewerben etabliert. Im Gegensatz zum Kinder Schönheitswettbewerb Little Miss America Pageant, welcher bis in die 1920er Jahre zurückverfolgt werden kann, liegt der Fokus nun stärker auf den Fähigkeiten und Talenten der Kinder, wie Gesang, Tanz und Schauspiel. Diese Entwicklung spiegelt einen gesellschaftlichen Wandel wider, der das Wohl und die individuellen Talente der Kinder in den Vordergrund stellt.
Medienresonanz auf Katharinas Sieg
Der Triumph von Katharina Felzmann zog erhebliche mediale Aufmerksamkeit auf sich. Die Burgenländische Volkszeitung und die Kronen Zeitung berichteten ausführlich über ihren Sieg, wobei sie sowohl ihre beeindruckende Darbietung als auch ihre sympathische Ausstrahlung hervorhoben. „Mit der großartigen Bühnenperformance gelang es ihr, die meisten Stimmen für sich zu gewinnen“, schrieb die Burgenländische Volkszeitung.
Nach ihrem Sieg hatte Katharina laufend Auftritte, bis die Covid19-Pandemie ihr letztendlich einen Strich durch die Rechnung machte. „Das größte Highlight war der Linzer Eiszauber, weil ich da beispielsweise mit Hansi Hinterseer auf der Bühne stehen durfte“, berichtet sie stolz. Diese Phase ihrer Karriere brachte viele neue Erfahrungen mit sich, von Studioaufnahmen bis hin zu öffentlichen Auftritten. Doch auch diese Zeit hatte ihre Herausforderungen. „Die Balance zwischen Schule und den neuen Verpflichtungen war nicht immer einfach. Für die ersten Proben bin ich direkt von der Schule nach Wien gefahren und hatte meine ganzen Schulsachen dabei, um in den Pausen zu lernen“, erinnert sich Katharina.
Öffentliche Aufmerksamkeit: Kinder in der digitalen Welt
Katharinas Erfahrungen und Erlebnisse werfen ein Licht auf eine breitere Diskussion über die Rolle und Verantwortung von jungen Talenten in der Öffentlichkeit. In der heutigen digitalisierten Welt sind Kinder und Jugendliche nicht mehr nur passive Rezipient*innen von Medieninhalten. Sie werden zunehmend zu aktiven Teilnehmer*innen an Online-Plattformen und digitalen Formaten. Phänomene wie das der „Kidfluencer*innen“ und die Teilnahme an Kinderwettbewerben rücken immer stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit. Diese Entwicklungen, die auf den ersten Blick wie harmlose Unterhaltung wirken, werfen dennoch wichtige Fragen zum Schutz der Kindheit auf.
Die Präsenz von Kindern in der Öffentlichkeit, sei es durch ihre Teilnahme an Wettbewerben oder ihre Aktivitäten als Influencer*innen, stellt bedeutende Fragen zur Privatsphäre, zum Schutz vor Ausbeutung und zur psychischen Gesundheit in den Raum. Die Diskussion über Kinder im digitalen Rampenlicht reflektiert daher nicht nur die Herausforderungen, sondern auch die Verantwortung von Eltern, der Gesellschaft und der Medienindustrie, die Kindheit in einer digitalen Welt angemessen zu schützen und zu fördern.
Kid Contests und ihre Schattenseiten
Casting-Shows für Kinder, wie der Kiddy Contest, würden jungen Talenten eine Bühne bieten, um ihr Können unter Beweis zu stellen. Doch diese Shows könnten auch eine problematische Darstellung von Kindheit und Erfolg vermitteln.
In diesen Wettbewerben würden Kinder als kleine Erwachsene präsentiert werden, die unter großem Leistungsdruck stünden und oft unrealistische Erwartungen erfüllen müssten. Nachweislich könne das System, das vielen Casting Shows zugrunde liegt, sogar die psychischen Belastungsgrenzen von jugendlichen und erwachsenen Teilnehmer*innen übersteigen. Laut der Expertin für Kindheits-, Jugend- und Medienforschung MMag. Dr.in Astrid Ebner-Zarl ist daher besonders bei diesen Formaten anzunehmen, dass sie für Kinder Belastungen und Überforderungen mit sich bringen.
Katharina Felzmanns Erfahrungen und Einsichten
Trotz möglicher Schattenseiten berichtet Katharina Felzmann, dass ihr ihre Teilnahme am Kiddy Contest viel Freude und wertvolle Erfahrungen gebracht hat. „Ich bin definitiv reifer durch das Ganze geworden, es war einfach eine sehr coole Erfahrung“, so Katharina. Dennoch betont auch sie, dass solche Wettbewerbe nicht nur positive, sondern auch negative Seiten haben können. Insbesondere macht sie darauf aufmerksam, dass Eltern oder andere Bezugspersonen sicherstellen müssen, dass die Kinder angemessen unterstützt und begleitet werden, um mögliche negative Auswirkungen wie öffentliche Kritik oder psychische Belastungen zu minimieren.
Kidfluencer*innen und ihre problematischen Auswirkungen
Social Media Influencer*innen sind zu regelrechten Stars geworden, insbesondere bei der jungen Generation. Doch wenn Kinder selbst zu einflussreichen Internetpersönlichkeiten werden, werfe dies ethische Fragen auf. Die Vermarktung von Kindern als Influencer*innen durch Unternehmen und Eltern sei dabei ein bedeutsamer Aspekt. Diese Kinder würden eine hohe Anzahl junger Follower*innen beeinflussen und es sei oft schwer für junge Zuschauer*innen, zwischen authentischem Content und Werbung zu unterscheiden.
Katharina Felzmann äußert Bedenken hinsichtlich Kinder-Influencer*innen und ihrer potenziellen Einflussnahme auf junge Zuschauer*innen. „Als zwölf- oder 13-Jährige schaue ich mir lieber Sachen an, die eine Gleichaltrige postet, aber da besteht die Gefahr, dass Kinder nicht wissen, ob das gesponsert wird und sie das nur sagt, weil es ihr vorgeschrieben wird“, erklärt Katharina.
Die Verantwortung von Eltern, Gesellschaft und Medienindustrie
Angesichts der problematischen Auswirkungen von Kids Influencer*innen und Kid Contests auf die Kindheit sei es wichtig, dass Eltern, die Gesellschaft und die Medienindustrie ihrer Verantwortung gerecht werden. Eltern sollten sich bewusst sein, welche Inhalte ihre Kinder im Internet rezipieren und wie sie von Influencer*innen beeinflusst werden. Die Gesellschaft sollte kritisch hinterfragen, welche Werte und Normen durch Kid Contests und Kids Influencer*innen vermittelt werden und wie diese die Kindheit prägen. Die Medienindustrie ihrerseits müsse sicherstellen, dass Kinder angemessen geschützt werden und dass Werbung deutlich als solche gekennzeichnet wird.
Kids Influencer*innen und Kid Contests sind Phänomene, die die traditionelle Vorstellung von Kindheit herausfordern und wichtige Fragen zur Medienethik aufwerfen würden. Es ist wichtig, dass diese Entwicklungen kritisch beleuchtet werden und dass Eltern, die Gesellschaft und die Medienindustrie gemeinsam daran arbeiten, die Kindheit zu schützen und sicherstellen, dass Kinder in einer digitalen Welt gesund aufwachsen können.
„Ich glaube die Hauptmessage bei Kinderwettbewerben ist, dass es wirklich am wichtigsten ist, dass der Spaß im Fokus steht. Es wird nicht jeder positiv darauf reagieren. Es wird Hater geben und wenn man da keinen hat, mit dem man darüber reden kann, kann man als Kind daran zerbrechen,“ resümiert Katharina Felzmann abschließend.
