FOMO – Mein Insta ist besser als deines

20.06.2025  SumoMAG Redaktion   media, media society

Von PHILIPP WADSAK & EVA WINTERSBERGER

Swipen, Liken, Teilen, Posten und das ohne Pause. FOMO, Fear of Missing Out – sinngemäß übersetzt die Angst vor dem Verpassen – beschreibt ein Phänomen, mit dem sich die Gen Z als vermeintlich erste Generation konfrontiert sehen muss. Einfach abschalten einfach nicht mehr möglich.

„FOMO wirkt wie ein Gefängnis im eigenen Kopf – ständig auf der Suche nach dem, was man verpassen könnte.“ Erstellt mit „ChatGPT-4“ am 26.02.2025, 13:44; Prompt: “ Erstelle mir ein Bild das als Teaser zu einem Artikel FOMO verwendet werden kann. Es soll zeigen, dass man einfach nicht mehr abschalten kann und an das Handy gebunden ist.“

Eine frisch hochgeladene Story hier, ein neu-geposteter Beitrag da und mittendrin floriert das Leben der heutigen Jugend. Es wird inszeniert, geliked und kommentiert ohne Ende, ein moderner Alltag begleitet vom stetigen Austausch mit Freunden und Bekannten. Das rege Treiben auf den digitalen Plattformen stellt den Kern der sozialen Medien dar, gerade dieses wirft aber auch neue, wenig „soziale“, Probleme auf. FOMO ist eines davon.

FOMO als Begriff

Die Angst vor dem Verpassen ist längst kein abstrakter Begriff mehr, dahinter verbirgt sich inzwischen ein anerkanntes psychologisches Phänomen. Ausgehend von der Mentalität, die hinter den sozialen Medien steht, beschreibt FOMO die Angst davor etwas zu verpassen, während andere ein scheinbar erfülltes Leben genießen.

Der Content, der hauptsächlich auf Instagram, Tiktok und Co. geteilt wird verstärkt diese Sorge. Was gepostet wird, soll gesehen werden. Es vermittelt unmissverständlich eine Botschaft: „Hey, sieh mal, wie aufregend ich lebe!“ Das provoziert in erster Linie Neid, manifestiert sich allerdings schnell zu einer ausgeprägten Angst. Dabei handelt es sich auf den sozialen Medien selten um den tatsächlichen Alltag und viel mehr um Inszenierung und Selbstdarstellung. Nichtsdestotrotz suggeriert dieses Posting-Verhalten ein nahezu perfektes, kontrolliertes Leben – die Folge ist ein verzerrtes Bild der Realität und ein Bedürfnis mitzuhalten und ebenso sichtbar zu bleiben.

Genau hier greift FOMO – als Reaktion dieser Vergleichsdynamik, die die Gestaltung des eigenen Lebens unter Druck setzt.

FOMO zeigt sich vor allem bei Jugendlichen – soziale Medien verstärken das Gefühl, ständig etwas zu verpassen.“ Erstellt mit „ChatGPT-4“ am 1.12.2024, 17:55; Prompt: „Generiere mir ein Bild, das FOMO verbildlicht.“

Beobachtungen

Um FOMO in einem alltäglichen Kontext zu beleuchten und zu begreifen wurden in einer Querschnittsanalyse 41 Student*innen des Studiengangs Medienmanagement in ihrem Story-bezogenen Posting-Verhalten auf Instagram beobachtet. Die Analyse kategorisiert ihr Verhalten entsprechend. Weitere Informationen zu den Ursachen sind hier zu finden.  

Anzahl Postings. Kategorien der Story Posts im Zeitraum 21.10.2024-17.11.2024 n=41 (19 ohne Post);

Aus jener Analyse konnten mehrere zentrale Schlussfolgerungen gezogen werden. Besonders auffällig ist der hohe Stellenwert, der Beziehungen, mit 54 Postings im Beobachtungszeitraum, zugeschrieben wird. Auch Studium und Selfies, mit je 24 Postings, scheinen beliebter Content zu sein, diese untermalen beide ein Bild der Selbstinszenierung und Eigendarstellung, um aufzuzeigen, wie man gerne wahrgenommen werden möchte. Um diese These fortzuführen, auch die Lebensgestaltung wird fleißig geteilt. Die Kategorien Outdoor, Hobby, Lifestyle, Essen und Events bewegen sich allesamt im Rahmen von 12-19 Posting in der Beobachtung. Vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit bekommen Fitness und Mode, bloß sieben Mal wurde insgesamt von diesen Themen gepostet.

Bei zusammenfassender Betrachtung fällt auf, dass die führenden Kategorien hauptsächlich die Selbstwahrnehmung ausdrücken und vermitteln. Allerdings ist die Quote von insgesamt 183 Postings (inklusive Stories) in einem Zeitraum von vier Wochen bei 41 beobachteten Studierenden überraschend niedrig und beläuft sich im Durchschnitt auf einen Post pro Kopf und Woche.

Tipps, Tricks

Was man also aktiv gegen die quälende FOMO tun kann: Von Digital Detox bis zur tiefgehenden Selbstreflexion, es gibt zahlreiche Ansätze – häufig endet es dann aber doch wieder im Wettstreit von  „mein Insta besser ist als deines“. FOMO ist, als Folge digitaler Dauerverfügbarkeit, ein selbst-auferlegtes Problem vieler Nutzer*innen der sozialen Medien, insbesondere unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Eine Spirale, die sich nur weiterdreht, solange wir sie selbst in Bewegung halten.

In einer Kommunikationskultur, die ständige Sichtbarkeit belohnt und digitale Präsenz mit sozialer Teilhabe gleichsetzt, wird es immer schwieriger, offline zu bleiben, ohne Anschluss zu verlieren. Es braucht daher einen bewussten, reflektierten Umgang mit sozialen Medien und digitale Eigenverantwortung. Solange der Druck zu Teilen überwiegt und ein Rückzug aus den sozialen Medien nicht als persönliche Entscheidung, sondern als Abweichung von der Norm gilt, bleibt kritisches Hinterfragen unerlässlich.

Menschen sind nicht darauf ausgelegt, immer alles zu wissen, alles zu sehen, alles zu erleben und erst recht nicht, alles zu teilen. Ein bewusster Umgang mit der eigenen Mediennutzung und ein Verständnis dafür, dass das online gezeigte Leben nicht mit der Realität gleichzusetzen ist, bleiben voererst der beste Schutz gegen die Angst, etwas zu verpassen.

„Mit Blick auf dem Handy verpassen sie das Leben direkt vor ihren Augen.“ Erstellt mit „ChatGPT-4“ am 26.02.2025, 13:33; Prompt: „Generiere mir ein Bild, das (satirisch) die Realisation darstellt, dass FOMO ein Problem ist, welches sich die Gesellschaft selbst auferlegt hat und dass die Lösung des Problems ist, zu verstehen, dass Online nicht gleich Realität ist.“

Über die Autorinnen/Autoren

Philipp Wadsak ist 21 Jahre alt und studiert im 4. Fachsemster Medienmanagement an der FH St. Pölten. In seiner Freizeit findet man ihn entweder beim Sporteln oder am Musizieren.
Bild Copyright: Katrin Wallner

Kontaktoption mm231049@fhstp.ac.at / LinkedIn: Philipp Wadsak

Eva Wintersberger ist 19 Jahre alt und studiert im 4. Fachsemester Medienmanagement an der FH St. Pölten. In ihrer Freizeit findet man sie entweder auf einem Konzert oder in ein Buch vertieft.

Kontaktoption: mm231010@fhstp.ac.at / LinkedIn: Eva Wintersberger

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